Oktoberrevolution
Die Oktoberrevolution war ein Teilereignis und das Ende der über das ganze Jahr 1848 in drei Etappen stattfindenden Revolution. An ihrem Anfang stand die Ermordung des Kriegsministers Theodor von Latour am 6. Oktober 1848. Die Oktoberrevolution endete am 31. Oktober mit der gewaltsamen Erstürmung Wiens durch die kaiserliche Armee unter Alfred Fürst Windisch-Graetz und Joseph Jellačić.
Hintergrund
Das Ende der Wiener Revolution wurde durch die Verquickung mit der politischen Entwicklung in Ungarn eingeleitet. Dort gab es ab 11. April 1848 einen gewählten Reichstag und eine verantwortliche Regierung (Ministerpräsident Graf Batthyány, Finanzminister Lajos Kossuth), deren Hinwirken auf zunehmende Eigenständigkeit im Rahmen der Gesamtmonarchie zielte. Der Wiener Hof setzte dem als Druckmittel die Begünstigung des Banus Joseph Jellačić entgegen, der eine Loslösung Kroatiens von Ungarn anstrebte. Jellačić fiel mit seinen Truppen am 11. September in Ungarn ein, woraufhin am 15. September ein Landesverteidigungsrat (Vorsitzender Kossuth) gebildet wurde. Der Wiener Hof ernannte am 25. September Graf Majlath zum Statthalter und Graf Lamberg zum militärischen Oberbefehlshaber in Ungarn; letzterer wurde am 28. September in Buda ermordet; am 29. September wurde Jellačić geschlagen und zog sich nach Österreich zurück.
Ablauf
Die von Kriegsminister Theodor von Latour beabsichtigte Entsendung von Truppen zur Unterstützung von Jellačić wurde ab 4. Oktober von ungarischen Agenten im Bund mit Wiener Radikalen hintertrieben; ab 6. Oktober kam es in Wien zum Meutern dieser Truppen in der Gumpendorfer Kaserne und zur Ermordung Latours, am 7. Oktober zur Plünderung des kaiserlichen Zeughauses (viele Todesopfer). Der Aufstand vom 6./7. Oktober wurde von Fabriksarbeitern getragen.
Die Regierung (außer Finanzminister Philipp von Krauss) verließ nach Ausbruch der Oktoberrevolution Wien; Ferdinand I. und der Hof flüchteten am 7. Oktober nach Olmütz; rund 20.000 Bürgerinnen und Bürger flohen aus der Stadt, die Radikalen übernahmen die Macht. Ein aus den vormals kaiserlichen Garnisonstruppen in Wien, den Truppen Jellačić' und einem böhmischen Kontingent gebildetes Heer (Oberbefehl Alfred Fürst Windisch-Graetz) wurde zur militärischen Unterwerfung Wiens (das von den Resten der Nationalgarde und der neugebildeten Mobilgarde verteidigt wurde) eingesetzt. Am 28. Oktober begann der Angriff, am 30. Oktober scheiterte ein ungarischer Entsatzversuch bei Schwechat, am 31. Oktober rückten die kaiserlichen Truppen in Wien ein. Durch den massiven Einsatz von Artillerie von Seiten der Armee kam es zu zahlreichen Verwüstungen und Schäden in der Stadt und Vorstädten. Die bis 9. Mai 1849 amtierende Militärregierung fällte zahlreiche Todesurteile, darunter jenes für Robert Blum.
Literatur
- Wolfgang Häusler: Von der Massenarmut zur Arbeiterbewegung. Demokratie und soziale Frage in der Wiener Revolution von 1848. Wien [u.a.]: Jugend und Volk 1979
- Peter Csendes, Ferdinand Opll [Hg.]: Wien. Geschichte einer Stadt. Band 3: Von 1790 bis zur Gegenwart. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 2006, S. 114-117