Kroaten
Mittelalter und frühe Neuzeit
Schon seit dem 11. Jahrhundert gehörten kleine Teile Istriens mit Rijeka zum babenbergischen Länderkomplex. Als "windische Männer" tauchen kroatische Händler daher vereinzelt schon im Mittelalter auf Wiener Märkten auf.
Die Gründung der Wiener Universität führte vor allem im 15. und 16. Jahrhundert auch immer wieder kroatische Studenten nach Wien. Das Kroatische Kolleg der Zagreber Diözese (1627-1782) bildete für zahlreiche Theologiestudenten einen wichtigen Wohn- und Studierort.
Als Folge der habsburgischen Heiratspolitik (Heirat der Enkel Maximilians I., Maria mit Ludwig II. von Ungarn und dem späteren römisch-deutschen Kaiser Ferdinand I. mit Anna von Böhmen und Ungarn) fiel Ungarn mit dem dazugehörigen Kroatien nach dem Tod Ludwigs II. an die Habsburger.
Durch das Vordringen der Osmanen am Balkan nahm die Zuwanderung in das damalige Westungarn (Burgenland) ab dem 16. Jahrhundert zu. Eine kleinere Zahl wanderte auch nach Wien zu. Am Spittelberg entstand ein nach der Zweiten Osmanischen Belagerung (1683) zerstörtes Krowotendörfel, welches allerdings zum größeren Teil von Slowaken besiedelt gewesen sein dürfte.
1848-1918
Kroatische Truppen unter dem Banus Joseph Jelačić von Bužim und Alfred Fürst Windischgrätz schlugen im Oktober 1848 die Revolution in Wien nieder.
Besonders nach der Revolution kam es im bescheidenen Ausmaß im Zuge des Stadtwachstumstums von Wien auch zur Zuwanderung von westungarischen Kroaten aus dem damals peripheren Burgenland nach Wien. Im geringeren Ausmaß dürften auch aus dem heutigen Kroatien Personen zugewandert sein.[1]
1918-1990
Die Zuwanderung aus dem Burgenland nach Wien war in der gesamten Ersten und Zweiten Republik erheblich. Unter den Migranten fanden sich auch immer wieder burgenländische Kroaten die 1922 den ersten Burgenländisch-Kroatischen Kulturverein gründeten der sich 1929 auflöste. 1934 wurde der bis in die Gegenwart bestehende Burgenländisch-Kroatische Kulturverein neu gegründet.
Ab Mitte der 1960er Jahre setzte auf Grund des Arbeitskräftemangels während des "Wirtschaftswunders" die sogenannte Gastarbeiterwanderung nach Wien ein. Dies führte auch zur Zuwanderung kroatischer Arbeitsmigranten die allerdings innerhalb der jugoslawischen Migration eine Minderheit bildeten, weil die Bundesrepublik Deutschland dank höherer Löhne das attraktivere Zielland darstellte. Während der Frühphase der Gastarbeiterwanderung kamen rund 17% der jugoslawischen Migranten aus Kroatien, während der Hauptphase (1967-1973) 10% und danach 9%.[2]
Jugoslawischer Bürgerkrieg
Infolge des 1992 ausgebrochenen jugoslawischen Bürgerkrieges kam es zum temporären Zustrom kroatischer Kriegsflüchtlinge von denen ein kleinerer Teil auch in Wien verblieb. 1995 waren 15.404 kroatische Staatsbürger in Wien gemeldet, von den vor dem Bürgerkrieg zugewanderten waren jedoch noch viele als "jugoslawisch" gemeldet. Bis 2017 ist durch Ummeldungen aber auch durch neue Zuwanderung deren Zahl auf 26.619 angestiegen.[3]
Treffpunkte
Die Anfang der 1960er Jahre von Franziskanern gegründete Kroatische Katholische Mission mit ihrem Zentrum der Kirche am Hof bildete in Wien bis Ende der 1980er Jahre eine zentrale Anlaufstelle für die kroatische Gemeinde. Innerhalb des Wiener Stadtgebietes sind kroatische Migranten vor allem in Ottakring überproportional vertreten.
Siehe
Sonstiges
Das Wort "Krawatte" geht auf das Französische "à la cravate" (nach kroatischer Art) zurück. Vergleiche die vor allem in Österreich bezeugte mundartliche Form Krowot.[4]
Literatur
- Statistisches Jahrbuch der Stadt Wien 1995, 2017, Wien: Magistratsabteilung für Wirtschaft und Statistik 2017
- Josip Sersic in: DerStandard.at: Kroaten in Österreich: Sie kamen - und blieben, 25.11.2013
- Josip Sersic: Kroaten in Wien. In: Wir. Zur Geschichte und Gegenwart der Zuwanderung nach Wien (217. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien), Wien: Historisches Museum 1996, S. 70-73.
- Michael John, Albert Lichtblau (Hg.): Schmelztiegel Wien - einst und jetzt. Zur Geschichte und Gegenwart von Zuwanderung und Minderheiten, Wien-Köln: Böhlau 1990
- Elisabeth Lichtenberger: Gastarbeiter. Leben in zwei Gesellschaften, Wien-Köln-Graz: Böhlau 1984
Einzelnachweise
- ↑ Josip Sersic: Kroaten in Wien. In: Wir. Zur Geschichte und Gegenwart der Zuwanderung nach Wien (217. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien), Wien: Historisches Museum 1996, S. 70.
- ↑ Elisabeth Lichtenberger: Gastarbeiter. Leben in zwei Gesellschaften, Wien-Köln-Graz: Böhlau 1984, S. 103
- ↑ Statistisches Jahrbuch der Stadt Wien 1995, 2017, Wien: Magistratsabteilung für Wirtschaft und Statistik 2017, S. 69.
- ↑ Vgl. Wikipedia: Krawatte