Roland Rainer

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Roland Rainer vor der Stadthalle (1958).
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Rainer, Roland
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dr. h.c.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  26046
GNDGemeindsame Normdatei 118748920
Wikidata Q84673
GeburtsdatumDatum der Geburt 1. Mai 1910
GeburtsortOrt der Geburt Klagenfurt 4030921-6
SterbedatumSterbedatum 10. April 2004
SterbeortSterbeort Wien 4066009-6
BerufBeruf Architekt
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  1945 bis heute
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 3.10.2024 durch WIEN1.lanm09kka
BestattungsdatumDatum der Bestattung  3. Mai 2004
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Ober-St.-Veiter Friedhof
Grabstelle
BildnameName des Bildes Rolandrainer.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Roland Rainer vor der Stadthalle (1958).

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Preis der Stadt Wien für Architektur (Verleihung: 1954)
  • Großer österreichischer Staatspreis für Architektur (Verleihung: 1962)
  • Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst erster Klasse (Verleihung: 1979)
  • Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste (Verleihung: 1980)
  • Ehrenmitglied des Künstlerhauses
  • Kardinal-Innitzer-Preis (Verleihung: 1980)
  • Ehrenmedaille in Gold (Verleihung: 1981)
  • Dr. h.c. Technische Universität Wien (Verleihung: 1982)
  • Ehrenring der Stadt Wien (Verleihung: 1985)
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst mit Stern (Verleihung: 2000)

Roland Rainer, * 1. Mai 1910 Klagenfurt, † 10. April 2004 Wien, Architekt.

Biografie

Rainer studierte an der Technischen Universität in Wien Architektur (Promotion 1935), wobei sich der Schwerpunkt seines Interesses dem Städtebau zuneigte. Er arbeitete zunächst an der Deutschen Akademie für Städtebau, beteiligte sich 1936 erstmals an einem Wettbewerb in Wien und veröffentlichte (nach Kriegsdienst im Zweiten Weltkrieg) Bücher über Städtebau ("Die Behausungsfrage", 1947 [erstmals 1944 publiziert, s.u. "Problematik"]; "Städtebauliche Prosa - Praktische Grundlagen für den Aufbau der Städte", 1948; "Die gegliederte und aufgelockerte Stadt" [mit Co-Autoren], 1957), in denen er sich (in der Phase des Wiederaufbaus) mit aktuellen Problemen auseinandersetzte. Er erhielt zahlreiche Aufträge (Bürogebäude und Fabriken, Wohnbauten und Siedlungen, Schulen, Kirchen, Hotels) in Wien und anderswo.

Karriere

Rainer löste sich von der traditionellen Formensprache und strebte in seinen Werken eine Verbindung von Funktionalität (gleiche Bedeutung von Innen- und Außenraum, Einbindung von Gärten) und neuer Ästhetik an. Rainers akademische Laufbahn begann 1953 in Hannover, von wo er 1955 nach Graz ging; 1968-1980 leitete er die Meisterklasse für Architektur an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Nach dem Bau der Stadthalle in Wien (er war einer der beiden Preisträger des Wettbewerbs dazu) wurde er 1958 zum Stadtplaner von Wien berufen,[1] wobei es zu einer engen Zusammenarbeit mit dem ebenfalls 1958 gewählten Baustadtrat Kurt Heller kam. Dazu wurde inoffiziell der PR-Slogan "In Wien wird es Heller und Rainer" eingesetzt. Als die Realisierung seines "Planungskonzepts Wien", obwohl es 1961 vom Gemeinderat einstimmig beschlossen worden war, de facto nicht in Angriff genommen wurde, legte Rainer 1963 seine Funktion als Wiener Stadtplaner zurück.

Das Werk

Die bedeutendsten von Rainer in Wien errichteten Bauwerke sind neben der Stadthalle (15, Vogelweidplatz, 1953-1958; benachbartes Stadthallenbad, 1962-1975) und dem ORF-Zentrum auf dem Küniglberg (13, Würzburggasse 30a, 1969-1976, Erweiterung 1982-1985) der Umbau des Pötzleinsdorfer Schlosses in Währing zu einem Jugendgästehaus der Stadt Wien (1948-1950), die "Basler Schule" (23, Siebenhirten, Basler Gasse 49; 1949-1951), das Franz-Domes-Heim (4, Theresianumgasse 16-18), (4, Theresianumgasse 13-15; 1951/1952), das Atelierhaus für den Bildhauer Wander Bertoni (19, Grinzinger Straße 6-8; 1953/1954), das Verwaltungsgebäude des Stahlunternehmens Böhler (1, Elisabethstraße 12; 1956-1958; heute Teil des Hotels "Le Méridien"), die Siedlung "Maurer Berg" (23, Rodauner Straße, 1961-1963; erste in Wien realisierte Anlage nach dem Konzept des urbanen Flachbaus), die evangelische Glaubenskirche (Augsburger Bekenntnis, 11, Kaiserebersdorf, Braunhubergasse 20; 1962-1963), das Bundesgymnasium 22, Kagran, Bernoullistraße 3 (1971-1973), die Siedlung Tamariskengasse (1990-1992), die Wohnbebauung 3, Rennweg (1990-1994), und der Akademiehof beim Karlsplatz (1, Getreidemarkt 2-4; 1992). 1988/1989 lieferte Rainer ein städtebauliches Gutachten für Wien Mitte, 1989/1990 nahm er am Expertenverfahren Handelskai teil.

Auszeichnungen und Problematik

Rainer erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter: Preis der Stadt Wien für Architektur (1954), Großer österreichischer Staatspreis für Architektur und Mitglied des Kunstsenats (1962), Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst erster Klasse (1979), Kardinal-Innitzer-Preis (1980), Ehrenmitglied der Akademie der bildenden Künste (1980) und des Künstlerhauses, Ehrenmedaille in Gold (1981), Dr. h.c. Technische Universität Wien (1982), Ehrenring der Stadt Wien (1985), Mitglied der Akademie der bildenden Künste Berlin (1985).

Im Auftrag der Stadt Wien hat eine HistorikerInnen-Kommission die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten, nach denen Wiener Straßen benannt sind, von 2011 bis 2013 untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen. Laut Abschlussbericht 2013 dieser Forschungsgruppe war Roland Rainer ab 1938 Mitglied der NSDAP sowie des Reichskolonialbundes. Er untersuchte in seinen Publikationen den Zusammenhang zwischen „Rasse und Wohnform“ mittels biologistischer Argumentation. Nach 1945 setzte er diesen Kurs fort, wenngleich unter Weglassung der „volksbiologischen“ Komponente (z. B. „Die Behausungsfrage“ erstmals 1944 veröffentlicht, erneut 1947).[2]

Roland-Rainer-Platz

Literatur

  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 16 f.
  • Peter Autengruber, Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag 2014, 9. Auflage, S. 247
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013
  • Roland Rainer: Das Werk des Architekten 1927 - 2003. Vom Sessel zum Stadtraum: geplant, errichtet, verändert, vernichtet. Wien [u.a.]: Springer 2003
  • Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk. Wien 1996, siehe Künstlerregister
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, siehe Register
  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/2: Wien. 13.-18. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1984, siehe Register
  • Planungskonzept Wien. In: Der Aufbau. Fachschrift der Stadtbaudirektion Wien. Hg. vom Stadtbauamt der Stadt Wien 13 (1982)
  • Who is Who in Österreich mit Südtirolteil (Hübners "Blaues Who is Who"). Band II. Zug: Who is who, Verlag für Personalenzyklopädien 121995, S. 1978


Roland Rainer im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Einzelnachweise

  1. Jahrbuch der Stadt Wien 1958, S. 100: "In der Stadtbauamtsdirektion ist seit dem 1. Juli 1958 Prof. Dr. Roland Rainer als Stadtplaner tätig. Seine organisatorische Stellung entspricht der eines Gruppenleiters der Stadtbauamtsdirektion. Im Zusammenhang damit wurden die Geschäfte der Stadtbaudirektion neu aufgeteilt." Die Stelle war zuvor auch vom Sonderreferat der Stadtbauamtsdirektion international ausgeschrieben worden (S. 103). Offiziell wurde der Posten mit "Stadtplaner der Gemeinde Wien" betitelt.
  2. Über den Abschlussbericht 2013 hinausgehendes Quellenmaterial findet sich im Österreichischen Staatsarchiv: „Gauakt“ (ÖStA, AdR, Ministerium des Inneren, Gauakt 352.508) sowie Personalakt Roland Rainer (ÖStA, AdR, BM f. Unterricht, PA Dr. Roland Rainer). Der Gauakt hält fest, dass Roland Rainer laut eigenen Angaben, bestätigt von Ortsgruppenleiter Josef Tauchen, im Jänner 1936 in Wien der NSDAP, Ortsgruppe Neu Breitensee beigetreten ist. Seine Mitgliedsnummer in der Zeit als illegaler Nationalsozialist lautete 21.650. Seit April 1936 hat er wegen des Umzugs ins „Altreich“ allerdings keine Mitgliedsbeiträge mehr bezahlt. Rainer rühmt sich im Personalfragebogen der Tätigkeiten für die NSDAP. Er habe Reichsautobahneinfahrten in Hamburg und Aachen im Auftrag von Generalinspektor Dr. Todt geplant, dabei auch den „ersten Preis eines von Dr. Todt ausgeschriebenen Wettbewerbs“ erhalten. Weiters habe er an den Plänen des Generalhauptinspektors für den Umbau der Reichshauptstadt Berlin mitgearbeitet. In diesem Zusammenhang rühmt er sich der „Anerkennung durch den Führer“. Der Personalakt aus dem BMfU enthält einen Lebenslauf Rainers, der die Tätigkeit in der NS-Zeit weitgehend ausspart. Es ist lediglich von „wissenschaftlicher Tätigkeit“ und „Kriegsdienstleistung in einer Infanteriedivision“ von 1940-45 zu lesen. 1952 bewarb sich Rainer um eine Professur an der TU Wien, die zunächst an der Ablehnung des Professorenkollegs scheiterte. Hauptkritikpunkt war der auch nach 1945 in der Habilitationsschrift verfolgte, hochideoligisierte Ansatz betreffend die ideale Wohnform. Rainer hielt an seiner in der NS-Zeit erarbeiteten, auf rassisch-volksbiologischen Thesen aufbauenden Darlegungen zur Überlegenheit des Einfamilienhauses gegenüber dem städtischen Hochbau fest, entledigte die Texte lediglich der NS-Diktion. Zur Erlangung der Professur distanzierte er sich von dem städteplanerischen Konzept in wenig überzeugender Form.