Ober-St.-Veiter Friedhof
48° 10' 40.84" N, 16° 15' 45.96" E zur Karte im Wien Kulturgut
Der Ober-St.-Veiter Friedhof (13., Gemeindeberggasse 26) besteht seit 1876. Der Friedhof ist 35.934 Quadratmeter groß und verfügt über rund 4.600 Grabstellen.
Geschichte
Nachdem der bisherige Friedhof zu klein wurde, errichtete die Gemeinde Ober-St.-Veit in der Gemeindeberggasse einen neuen Friedhof, der am 2. November 1876 (Gedenktafel beim Friedhofskreuz) geweiht wurde. Er wurde mehrfach erweitert, etwa noch vor der Eingemeindung der Gemeinde Ober-St.-Veit 1890/1892 auf rund 2300 m², was aber eine Korrektur des Grundbuchs erforderlich machte, die 1893/1894 von der Gemeinde Wien beantragt werden musste. 1895 erfolgten die Regulierung des oberen Friedhofsteils über Ansuchen der dortigen Besitzer der Mausoleen sowie die Errichtung einer Terrasse mit Stützmauer für die hier befindlichen Grabdenkmäler. Dank dieser Maßnahmen bestand nun Raum für 52 eigene Gräber und 26 Grüfte. 1905 umfasste der nur für katholische Verstorbene bestimmte Friedhof eine Fläche von 19.019 m², Reserveflächen waren keine vorhanden.
Die Errichtung einer Leichenhalle und Einsegnungskapelle sowie die Adaptierung des Totengräberhauses wurden 1907 um den Beitrag von 23.053 Kronen genehmigt, 1909 musste hierfür noch ein weiterer Betrag von 6.634 Kronen entrichtet werden. 1913 wurde das Friedhofskreuz renoviert und ein Projekt für die Anlage von 180 neuen Gräbern ausgearbeitet sowie ein von Magdalena Stelzer für die Kapelle gespendetes Bild über dem Altartisch angebracht.
1920 erging die Verordnung, dass die Verstorbenen der Bezirksteile Lainz und Speising so lange auf diesem Friedhof zuzuweisen sind, bis die künftige Erweiterung des Lainzer Friedhofs abgeschlossen war. 1921 wurde die Aufstellung eines Gedenksteines für die im Weltkrieg gefallenen beziehungsweise Verstorbenen Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Ober-St.-Veit nachträglich bewilligt. Durch die Umgestaltung der Aufbahrungshalle 1924 konnte die hygienisch bedenkliche Aufbahrung im Sterbehaus vermieden werden. Da jedoch infolge der fortschreitenden Verbauung des umliegenden Gebiets die Auflassung des Friedhofs erwogen wurde, sollten neue Grabstellen nur noch bis zur Erschöpfung des Vorrats vergeben werden.
Am 1. September 1939 wurde der Friedhof in die Eigenregie übernommen, die damit verbundenen Tätigkeiten wurden jedoch nach einigen Jahren wieder einem Kontrahenten übertragen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgten Instandsetzungsarbeiten sowie Erweiterungen in den Jahren 1952, 1954 und 1959. Aufgrund der Aufschließungsarbeiten in den Erweiterungsflächen in den Jahren 1961 und 1962 sowie durch die Sanierungsarbeiten in alten Gräberfeldern war die Vergabe heimgefallener und neuer Grabstellen möglich.
1964-1966 wurde nach Plänen der Magistratsabteilung 43 die Aufbahrungshalle von Erich Boltenstern umgestaltet; die künstlerische Ausgestaltung - Bleiglasfenster in den Seitenwänden, Antikglasmosaik in der Apsis, ein dunkles Betonkreuz an der Stirnseite der Vorhalle - stammt von Hermann Bauch.
Ab August 1966 gelangten neue Urnengrabstellen in der Gruppe N des urnenhaines zur Vergabe, ab Mai 1968 war durch die Errichtung eines Urnenschreines im Aufbahrungsraum die Möglichkeit zur Aufbahrung von Urnen gegeben.
Prominentengräber
Der Friedhof gehört zum Typus der Park- und Bergfriedhöfe.
Im oberen Teil befinden sich zahlreiche prachtvolle Mausoleen, etwa jene der Familie Flesch und der Familie Schmiedleitner im Ausmaß einer mittelgroßen Kirche. Zwischen den Mausoleen liegen einige neue Gräber. In der Nähe des Eingangs ist das schlichte Grab von Egon Schiele und Edith Schiele zu finden, die beide 1918 an der Spanischen Grippe starben.
Auf dem Friedhof wurden unter anderem Heinrich Czeike (1833-1916, Oberlandesgerichtsrat, Ehrenbürger von Troppau; Gattin Anastasia, 1845-1928), Karl Michael Geyling (Familiengrab), Franz Ritter von Jauner, Josefine Kramer-Glöckner, August Schmidt (Gründer des Männergesang-Vereins), Egon Schiele und Rudolph Carl Slatin Pascha bestattet. Die Familiengruft Flesch errichtete Otto Hieser (durch ein Eingangsgitter blickt man in die Grabhöhle, in deren mystischem Dunkel eine Marmorgruppe [die drei Nornen; Sockel von Hieser] von Heinrich Natter steht). Abgegrenzt sind die Ruhestätten der Dominikanerinnen in Wien-Hacking, der Kongregation der Dienerinnen des Heiligsten Herzens Jesu, der Barmherzigen Schwestern und des Karmeliterordens.
Siehe auch: Friedhöfe, Ober-St.-Veiter Friedhof (1260-1751), Ober-St.-Veiter Friedhof (1751-1907), Ober-St.-Veiter Friedhöfe.
Gustav Dichler, 2022
Carl Geyling, 2022
Rudolf Carl von Slatin, 2022
Alexander Mell, 2022
Bestattete Personen
Im Wien Geschichte Wiki gibt es 82 Einträge von Personen, die auf diesem Friedhof bestattet sind.
BildName des Bildes | Personenname | BerufBeruf | GeburtsdatumDatum der Geburt | SterbedatumSterbedatum | Grabstelle |
---|---|---|---|---|---|
Wilhelm von Appel | Schriftsteller Essayist Jurist | 11 September 1875 | 22 November 1911 | Gruppe B, Nummer 116 | |
Richard Batka | Musikschriftsteller Musikkritiker | 14 Dezember 1868 | 24 April 1922 | ||
Franz Benesch | Veterinärmediziner | 7 Januar 1892 | 15 Februar 1974 | Gruppe A, Nummer 84 | |
Friedrich Julius Bieber | Afrikaforscher | 24 Februar 1873 | 3 März 1924 | Gruppe L, Nummer 42 | |
Ludwig Bowitsch | Schriftsteller Hofbeamter | 24 August 1818 | 22 September 1881 | ||
Konrad Bühlmayer | Maler | 18 August 1835 | 30 November 1883 | Gruppe RG, Nummer 46 | |
Eduard Castle | Germanist Literaturhistoriker Theaterwissenschaftler | 7 November 1875 | 8 Juni 1959 | ||
Richard Charmatz | Historiker Schriftsteller | 1 Februar 1879 | 15 Februar 1965 | ||
Franz Christel | Schriftsteller Lyriker | 9 März 1865 | 17 Februar 1931 | Gruppe A, Nummer 78 | |
Heinrich Czeike | Jurist Richter | 21 April 1833 | 27 November 1915 | ||
… weitere Ergebnisse |
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Friedhofsbücher und Sterbeverzeichnisse, 1303 - Ober St. Veit, Friedhof
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Friedhofsbücher und Sterbeverzeichnisse, 1304 - Ober St. Veit, Neuer Friedhof
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Friedhofsbücher und Sterbeverzeichnisse, 1305 - Unter St. Veit, Totenprotokoll
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Friedhofsbücher und Sterbeverzeichnisse, 1309 - Magistratisches Bezirksamt 13, Friedhöfe und Verstorbene
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 213a, A2/1 - Lagepläne Friedhöfe: 33 - Friedhof Ober St. Veit | 1950
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Pläne aus dem Bestand M.Abt. 213a, P1 - Wiener Friedhöfe: 12012 - 13., Friedhof Ober-St.- Veit
Literatur
- DEHIO Wien – X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk, Anton Schroll & Co, Wien, 1996
- Werner T. Bauer: Wiener Friedhofsführer. Genaue Beschreibung sämtlicher Begräbnisstätten nebst einer Geschichte des Wiener Bestattungswesens. Wien: Falter-Verlag 1988, S. 139
- Felix Czeike: XIII. Hietzing. Mit ausführlicher Beschreibung, Karten- und Grundrißskizzen von Schönbrunn. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 13), S. 13
- Michael Klieba: Der Friedhof von Ober-St.-Veit. In: Hietzing. Ein Heimatbuch für den 13. Wiener Gemeindebezirkes. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde in Hietzing. Band 2. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1925, S. 250 f.
- Franz Knispel: Zur Geschichte der Friedhöfe in Wien. Band 1. Wien: Wiener Stadtwerke - Städtische Bestattung 1992, S. 194 ff. (weitere Literatur)
Weblinks
- Friedhöfe Wien: Ober-St.-Veiter Friedhof [Stand: 27.09.2023
- Friedhöfe Wien: Friedhofspläne [Stand: 29.07.2024]