Wiener Männergesang-Verein
48° 12' 3.78" N, 16° 22' 20.85" E zur Karte im Wien Kulturgut
Männergesang-Verein, Wiener, gegründet am 6. Oktober 1843 durch Dr. August Schmidt im Gasthaus "Zum goldenen Löwen" (3., Am Heumarkt 13; Gedenktafel).
Die Kanzlei befand sich 1851-1857 im Haus 1., Griechengasse 4 (dritter Stock). Die beiden ersten Chormeister waren Gustav Barth und Anton Maria Storch, zu den prominenten Chormeistern zählt auch Richard Heuberger (1902-1907; Gedenktafel 3, Am Heumarkt 7).
Der Chor trat erstmals am 17. Dezember 1843 an die Öffentlichkeit. Der Männergesang-Verein, der als Kulturträger Wiens rasch an Bedeutung zunahm, wurde gern zu verschiedenen offiziellen Anlässen (Denkmalenthüllungen, Grundsteinlegungen) herangezogen. Zu einem intensiven Vereinsleben gehörten Konzerte, Liedertafeln und Sängerfahrten. Die traditionellen Narrenabende und Faschingsliedertafeln des Vereins nahmen bald einen fixen Platz innerhalb des Wiener Faschings ein. Johann Strauß (Sohn) komponierte für die Faschingsliedertafel des Chors am 15. Februar 1867 seinen Walzer "An der schönen blauen Donau".
1868 trat der Verein auch dem Bau des neuen Hauses der Gesellschaft der Musikfreunde als Stifter bei, 1870 konnte der Männergesang-Verein in sein neues Probe- und Konzertlokal, das neue Gebäude der Gesellschaft der Musikfreunde am Karlsplatz (Musikvereinsgebäude), übersiedeln.
Dass der Verein die politischen Umwälzungen nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, aber auch die NS-Zeit, relativ glimpflich überstand, verdankte man unter anderem der Tatsache, dass der Männergesang-Verein nie Politik betreiben wollte, sondern nur die rein künstlerischen Bestrebungen pflegte. Auch in der Zweiten Republik gelang es dem Chor rasch, an die Bedeutung früherer Jahrzehnte anzuschließen, so etwa durch die Mitwirkung beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker (1975) oder durch die erste Fernostreise 1991 unter der künstlerischen Leitung von Prof. Gerhard Track. Schon 1981 konnte durch den Abriss einer Mauer ein größerer Proberaum gewonnen werden, der als "Dumba-Saal" (benannt nach Nikolaus Dumba) bezeichnet wird. In einem Museum des Männergesang-Vereins (1., Bösendorferstraße 12) werden Handschriften, Erinnerungsstücke von Komponisten und Musikern und anderes aus der Vereinsgeschichte präsentiert.
Literatur
- Karl Adametz: Hundert Jahre Wiener Männergesang-Verein. Wien: Kaltschmied 1943
- Elisabeth Anzenberger-Ramminger: Wiener Männergesangverein - Aus der Vereinsgeschichte. Wien 1992
- 150 Jahre Wiener Männergesang-Verein. 1843-1993. Wien: Wiener Männergesang-Verein 1992
- Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959, S. 123 f.
- Gottfried Kraus [Hg.]: Musik in Österreich. Eine Chronik in Daten, Dokumenten, Essays und Bildern. Wien: Brandstätter 1989, S. 212, 262 f. und Register
- Maria Dawid: Der österreichische Museumsführer in Farbe. Museen und Sammlungen in Österreich. Innsbruck: Pinguin-Verlag 1985, S. 360