Israelitischer Bethaus-, Bildungs- und Unterstützungsverein Ansche Dath wu Zedek
48° 13' 32.25" N, 16° 22' 12.18" E zur Karte im Wien Kulturgut
Vereinsgeschichte
Der „Jüdische Bildungs- und Unterstützungsverein Schomre hadath“ (=Hüter des Glaubens) wurde im Jahr 1903 in Wien gegründet. Der Proponent Salomon Rubinstein, 1903 wohnhaft 20., Klosterneuburger Straße 33 reichte die Statuten am 7. Jänner 1903 bei der Vereinsbehörde ein. Der Vereinszweck war „a) Die Pflege der Religiosität und des jüdisch nationalen Bewusstseins durch Abhaltung von Vorlesungen und Vorträgen mit Ausschluss von jedweder Politik; durch Anlage einer Bibliothek und durch Herausgabe von dem Vereinszweck dienenden Werken und Zeitschriften. b) Die Pflege der hebräischen Sprachen durch systematische Unterrichtungscourse in Grammatik, Lectüre, Conversation und stylistischen Übungen. c) Die Unterstützung hilfsdürftiger Mitglieder, welche von berücksichtigenswerten Unglücksfällen betroffen werden. d) Errichtung eines Lesecirkels, resp. einer Lesehalle. e) Gewährung von unentgeltlichem Rechtsschutz in Streitfällen, welche sich aus dem Grunde der Glaubensverschiedenheit ergeben“ (Statut 1903, § 2). „Ordentliches Mitglied“ konnte jede „unbescholtene Person mosaischer Confession ohne Unterschied des Geschlechtes werden“ (Statut 1903, § 3). Im Jahr 1908 entschlossen sich die Vereinsmitglieder zu einer Vereinsumbildung. Der Vereinszweck wurde in § 2 des Statutes dahingehend geändert, dass nun auch „die Pflege der Religiosität durch tägliche Abhaltung von Morgen- und Abendgebeten nach Ritus Sfard“ eingefügt wurde. Im Jahr 1910 erfolgte aufgrund einer Fusion des Vereins "Jüdischer Bildungs- und Unterstützungsverein Schomre hadath“ mit dem Verein „Linass hazedek“ die Änderung des Namens in „Ansche Dath wu Zedek“.[1] Der Verein wurde 1945 nicht wieder begründet.
Sperre des Bethauses, Arisierung und Vereinsauflösung 1938/1939
Am 14. August 1938 stürmten der „Sprengelleiter der NSDAP, XX. Bez.“ und Polizeibeamte des Polizeikommissariates 2., Franz-Hochedlinger-Gasse um 10:00 Vormittag in das Bethaus, in dem ca. 20 gläubige Juden zum Beten gekommen waren, sperrten unter dem Vorwand, dass die Juden „kommunistische Propaganda“ betrieben hätten, das Bethaus und nahmen den Schlüssel an sich. In der polizeilichen Meldung hieß es: „Das Verhalten der Juden erregte unter den Ariern Ärgernis“. Damit war das Ende dieses Bethauses besiegelt. Die amtliche Auflösung des Israelitischen Bethaus-, Bildungs- und Unterstützungsvereins Ansche Dath wu Zedek sowie dessen Löschung aus dem Vereinsregister durch den Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände erfolgte im Verlauf des Jahres 1939. Das Vereinsvermögen in der Höhe von 6,38 Reichsmark wurde vom Stillhaltekommissar eingezogen. [2]
Bedeutende Rabbiner
Rabbiner des Israelitischen Bethaus-, Bildungs- und Unterstützungsverein Ansche Dath wu Zedek war Meier Gottesmann.[3]
Vereinsvorstand
- Präsident: Salomon Rubinstein, 1903 Sprachlehrer, Redakteur der Zeitung „Die Welt“.
- Letzter Obmann: Pinkas Seiden, *4. Juni 1887 Premeplany, deportiert nach Maly Trostinec 17. August 1942, † ermordet 21. August 1942 Maly Trostinec, Textilwarenhändler, 1., Werdertorgasse 12, 1938 wohnhaft 20., Heinzelmanngasse 6, letzte Wohnadresse 2., Große Sperlgasse 33.[4]
Vereinsadressen
- 2., Obere Donaustraße 1
- 20., Traunfelsgasse 3 (1912, 1922)
- 20., Webergasse 15 (1910)
- Die letzte Adresse des Vereins befand sich in 2., Gaußplatz 2/Ecke Obere Donaustraße 1.[5]
Quellen
- Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien: IV Ac 31 A 2/9, Karton 555.
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A 32: 843/1923
- Wienbibliothek Digital Adolph Lehmann's allgemeiner Wohnungs-Anzeiger 1903, 1938
Literatur
- David Jüdische Kulturzeitschrift
- Hugo Gold: Geschichte der Juden in Wien. Ein Gedenkbuch. Tel-Aviv: Publishing House Olamenu 1966, S. 127
- Jahresbericht der Israelitischen Kultusgemeinde Wien 1928, 1936.
- Jüdisches Jahrbuch 1932.
- Krakauer Kalender vom Jahre 1937.
- Elisheva Shirion: Gedenkbuch der Synagogen und Jüdischen Gemeinden Österreichs. Hg. Vom Synagogen Memorial, Jerusalem. Wien: Berger-Horn 2012 (Synagogen Gedenkbücher Deutschland und Deutschsprachige Gebiete, 5 Österreich).
Einzelnachweise
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A 32: 843/1923 und Hugo Gold: Geschichte der Juden in Wien. Ein Gedenkbuch. Tel-Aviv: Publishing House Olamenu 1966, S. 127.
- ↑ Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien: IV Ac 31 A 2/9, Karton 555.
- ↑ Elisheva Shirion: Gedenkbuch der Synagogen und Jüdischen Gemeinden Österreichs. Hg. Vom Synagogen Memorial, Jerusalem. Wien: Berger-Horn 2012 (Synagogen Gedenkbücher Deutschland und Deutschsprachige Gebiete, 5 Österreich), S. 97 und David Jüdische Kulturzeitschrift .
- ↑ Wienbibliothek Digital Adolph Lehmann's allgemeiner Wohnungs-Anzeiger 1903, 1938.
- ↑ Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien: IV Ac 31 A 2/9, Karton 555 und Elisheva Shirion: Gedenkbuch der Synagogen und Jüdischen Gemeinden Österreichs. Hg. Vom Synagogen Memorial, Jerusalem. Wien: Berger-Horn 2012 (Synagogen Gedenkbücher Deutschland und Deutschsprachige Gebiete, 5 Österreich),S. 97 f und Hugo Gold: Geschichte der Juden in Wien. Ein Gedenkbuch. Tel-Aviv: Publishing House Olamenu 1966, S. 127.