Jakob Franz Bianchi
Jakob Franz Bianchi, * 19. August 1732 Pognana (Italien) † 19. Oktober 1785 Paris (Frankreich), Instrumentenbauer und Projektemacher.
Biografie
Als Giacomo Bianchi (auch: Jacques Bianchy) am Comosee als erstes Kind einer Kaufmannsfamilie geboren, gemahnt sein Leben an die Figur des Bartholomäus Quecksilber aus Ferdinand Raimunds "Der Barometermacher auf der Zauberinsel". Bianchi war als Instrumentenbauer, vagierender Elektrizitätsdarsteller, Zeitungsgründer und Projektemacher tätig. Noch in Pognana hatte er im November 1749 Martha Rebay[1] geheiratet, ab den 1750er Jahren unterrichtete er nördlich der Alpen Experimentalphysik und Elektrizität. In Mannheim war Bianchi kurpfälzischer Hofmechanikus, 1759/1760 lehrte er an der Universität Tübingen Experimentalphysik; spätestens seit Ende der 1750er Jahre verwendete er in seinem Namen - ohne dass er jemals geadelt worden wäre - das Prädikat "de" beziehungsweise "von".
In Wien hielt sich Bianchi spätestens ab 1762 auf und gab Kurse in Experimentalphysik, die unter anderem von Karl Graf von Zinzendorf besucht wurden. Hier gelang es ihm auch, durch den Fürsten Josef Wenzel von Liechtenstein als "liechtensteinischer Mathematicus" gefördert zu werden. Nach dem seine erste Frau gestorben war, heiratete Bianchi am 20. August 1764 in der Stephanskirche Anna Maria Johanna Mayer, Tochter des markgräflich bayreuthschen Regierungsrats Johann von Mayer. Das zweite Kind aus dieser Ehe, der 1768 geborene Sohn Vinzenz Ferrerius Friedrich Bianchi wurde 1809 zum Feldmarschallleutnant ernannt. Bianchi und seine Familie wohnten im Liechtensteinschen Stadtpalais.
In den Jahren um 1770 unterbreitete Bianchi den Wiener Behörden eine große Zahl an Projekten und Ansuchen um Privilegien, unter anderem um eine Feuerspritze, ein Geographisches Handbuch, das Graben nach Salpeter, ein allgemeines Zeitungscomptoir (das als Alternative zur Post Zeitungen vertreiben sollte) sowie um eine Stadtpost.
Bianchi produzierte Barometer und Thermometer (erhalten unter anderem in Beständen des Deutschen Museums, München sowie des Musée des Arts et Metiers, Paris), beteiligte sich an der landwirtschaftlichen Wochenschrift "Bienenstock" und wurde zum Mitglied der steirischen Ackerbaugesellschaft ernannt. Längerfristige Wirkung hatte er mit der von ihm 1770 gegründeten Realzeitung, mit der auch ein Comptoir der Künste, Wissenschaften und Commerzien und ab 1772 ein Lektürekabinett verbunden waren. 1774 gründete Bianchi ein weiteres Lektürekabinett in Brünn, zog sich aber auf Grund finanzieller Probleme – er war mit seinem durch den Hofkriegsrat mit einer beträchtlichen Summe vorfinanziertem Projekt der Salpetergewinnung gescheitert – aus seinen Wiener Unternehmungen zurück und übersiedelte 1777 nach Paris, wobei er seine Familie in Wien zurückließ.
In Paris hielt Bianchi wieder öffentliche Vorlesungen zu Physik und Elektrizität und eröffnete ein Cabinet de Physique. Nach dem Tod seiner zweiten Frau am 28. April 1779 heiratete er Agnese Delvoye († Paris 3. Dezember 1833); aus dieser Ehe ging der Orientalist Thomas Xavier Bianchi (* Paris 25. oder 26. Juni 1783 – † Paris 14. April 1864) hervor. Bianchi starb am 19. Oktober 1785 und wurde am heute nicht mehr existierenden Friedhof von St-Germain-l'Auxerrois begraben.
Werke
- Jacob von Bianchy: Auserlesenes Cabinet Physicalisch- und Mathematischer Instrumenten, zum Besten der Liebhaber dieser Wissenschaften zusammen getragen. Wien: Trattner 1763
- Kaiserlich Königliche allergnädigst privilegirte Realzeitung der Wissenschaften, Künste und der Commerzien. Wien: Kurzböck, 1770 – 1786 (wechselnde Titel, auf der ÖNB noch unvollständig digitalisiert)
Literatur
- Oliver Hochadel: Öffentliche Wissenschaft. Elektrizität in der deutschen Aufklärung Göttingen: Wallstein 2003, S. 187–192
- Alois Jesinger: Wiener Lekturkabinette. Wien: Berthold & Stempel 1928, S. 21-52, 135-138
Einzelnachweise
- ↑ Oliver Hochadel: The Business of Experimental Physics: Instrument Makers and Itinerant Lecturers in the German Enlightenment. In: Science & Education 16, 2007, S. 525-537, hier 527, DOI: 10.1007/s11191-006-9017-y (nach dem Kirchenbuch von Pognano Lario); Heller von Hellwald (S. 5) gibt ihren Namen als Martha Maria Robaglia an.