Johann Griessler
- Abgeordneter zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien (24.05.1932 bis 01.07.1933)
- SS-Untersturmführer (11.1936)
- Bezirksleiter der NSDAP ((bis 1938)
- Kreisleiter der NSDAP ((bis 1938)
- SS-Obersturmführer (01.1938)
- Ratsherr (NS-Zeit) (11.05.1939 bis 16.03.1945)
- Beirat: Wohnungs- und Siedlungswesen (1939 bis 1945)
- SS-Sturmbannführer (1941)
Johann Griessler, * 8. Dezember 1900 Zeilern (Niederösterreich), ✝︎ 16. Oktober 1983 Attnang (Oberösterreich), Angestellter, Kommunalpolitiker.
Biografie
Johann Griessler wurde als Sohn eines Bäckermeisters geboren, erlernte den Beruf des Bäckers und war verheiratet. Er war bis 1923 Bahnbediensteter und Mitglied der Sozialdemokratischen Eisenbahnergewerkschaft und der Deutschen Verkehrsgewerkschaft. Von 1923 bis 1925 arbeitslos, arbeitete er anschließend bis 1932 als Lagerist und Geschäftsdiener bei der mechanischen Weberei "Ernst Stein & Co". Danach war er Parteiangestellter der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Nach 1938 trat Griessler, der dem Evangelisch Augsburger Bekenntnis angehörte, aus der Kirche aus und galt fortan laut nationalsozialistischer Diktion als "gottgläubig".
Griessler schloss sich schon früh der nationalsozialistischen Bewegung an. Er war ab 1923 Mitglied der Sturmabteilung (SA), trat 1926 der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) bei und später auch der Schutzstaffel (SS). Er fungierte als Bezirksleiter der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei und später auch als Kreisleiter. Von Mai 1932 bis Juli 1933 war Griessler Abgeordneter zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien.
Aufgrund seiner illegalen Tätigkeit für die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei kam er für sechs Monate in Haft. Er war von 1933 bis 1935 arbeitslos, floh nach Deutschland und arbeitete dort für das Flüchtlingshilfswerk in Berlin. Am 9. Mai 1936 wurde er ausgebürgert. Im November 1936 wurde Griessler zum SS-Untersturmführer und im Jänner 1938 zum SS-Obersturmführer ernannt. Nach dem "Anschluss" kehrte Griessler nach Österreich zurück und fungierte von 11. Mai 1939 bis zum 16. März 1945 als Ratsherr der Stadt Wien und als Beirat für Wohnungs- und Siedlungswesen.
Für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg ist wenig bekannt. Ein Verfahren beim Volksgericht Linz ist nicht dokumentiert. Laut dem Schlussbericht der Bundespolizeidirektion Salzburg vom 26. März 1947 war er Begründer der nationalsozialistischen Untergrundorganisation "Aktion Zucker", an der auch die ehemaligen Kreisleiter Karl Belkhofer und Hans Dörfler beteiligt waren.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Ratsherren, A1: Personalstandsbogen Johann Griessler, 01.12.1944
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Gauakten, A1: 163.796
- Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Datenbank Volksgerichtsakten (Forschungsstelle Nachkriegsjustiz): Akt 20020/2
- Österreichisches Staatsarchiv - Archiv der Republik, Bundesministerium für Inneres, Gauakten: 176.167
Literatur
- Wienbibliothek Digital: Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861-1962. In: Handbuch der Stadt Wien. Band 77. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1963
- Maren Seliger: Scheinparlamentarismus im Führerstaat. "Gemeindevertretung" im Austrofaschismus und Nationalsozialismus. Funktionen und politische Profile Wiener Räte und Ratsherren 1934–1945 im Vergleich. Wien [u.a.]: Lit-Verlag 2010, S. 827 f.
- Wolfgang Solt: Wiener Abgeordnete zum Nationalrat, Mitglieder des Wiener Gemeinderates (Landtages) und des Wiener Stadtsenates (Wiener Landesregierung), Wiener Bezirksvorsteher und -Stellvertreter 1918 (1920)-1934. Wiener Bundesräte 1920-1934. Wiener Bezirksvorsteher 1934-1948. Wien (maschinschriftlich) 2002