John Sailer
John Sailer, * 1937, Galerist, Gründer der Galerie Ulysses.
Biographie
John Sailer wurde 1937 als Hans Sailer geboren. Seine Eltern waren die Juristin und Diplomatin Erna Sailer und der Journalist Karl Hans Sailer. Beide Eltern waren engagierte Sozialisten.
Nach dem "Anschluss" waren Erna und Karl Hans Sailer gezwungen, Österreich zu verlassen. Ihren Sohn mussten sie zunächst in Wien zurücklassen. Im Alter von sechs Monaten konnte er auf abenteuerliche Weise zu seinen Eltern gebracht werden. Seine frühe Kindheit verbrachte John Sailer in Paris und New York, bevor er im Alter von neun Jahren mit der Familie nach Wien zurückkehrte. In der Schule Fichtnergasse lernte er Heinz Fischer kennen.
Sailer studierte nie Kunstgeschichte, sondern Jus. Das Studium hat er allerdings nicht abgeschlossen. Zum Kunsthandel kam er eher zufällig, als er den Wert von Thonet-Sessel, die gemeinsam mit Sperrmüll zur Entsorgung auf Wiener Gehsteigen deponiert waren, erkannte.
Im November 1974 eröffnete John Sailer in den ehemaligen Garagenräumen im Hof der Bundestheaterverwaltung in der Goethegasse die Galerie Ulysses. Die erste Ausstellung war eine Hommage an Monsignore Otto Mauer und jenen Künstlern gewidmet, die dieser über ein Jahrzehnt betreut hatte, darunter Joannis Avramidis, Bruno Gironcoli, Wolfgang Hollegha, Hans Hollein, Walter Pichler, Markus Prachensky,Arnulf Rainer, Andreas Urteil und Fritz Wotruba.
1977 trat Gabriele Wimmer als Geschäftspartnerin in die Galerie Ulysses ein. 1977 übersiedelte die Galerie in das Dachgeschoss am Opernrings 21, wo sie mit einer Ausstellung von Paul Klee, Wassily Kandinsky, Frantisek Kupka eröffnet. Es folgten Ausstellungen der Klassischen Moderne, wie Julio Gonzàlez und Jean Arp und den Malern der Ecole de Paris, Serge Poliakoff, Hans Hartung und Pierre Soulages. Im Jahr 1992 wurden zusätzliche Galerieräume im 1. Stock des Gebäudes am Opernring mit einer Ausstellung von Roy Lichtenstein eröffnet.
2002 kuratierte Sailer, der nie eine Stelle in einem öffentlichen Museum angestrebt hat, mit der Ausstellung "Kunst, Kunst, Kunst", im Museum des 20. Jahrhunderts eine Schau über den Österreichischen Staatspreis und den Österreichischen Kunstsenat.
2013 meldete sich Sailer im Streit um die Restitution des Beethovenfrieses als Zeuge zu Wort: Seiner Beobachtung nach war der Verkauf an die Republik durchaus im Sinne des Vorbesitzers Lederer, den er persönlich gut kannte.
Literatur
- John Sailer: Kunst, Kunst, Kunst. Der große Österreichische Staatspreis. Wien: Der Österreichische Kunstsenat 2003
- Die Flucht der Dichter und Denker. In: Profil, 03.04.2015
- Kunst.net Österreich: Geschichte der Galerie Ulysses. URL: http://www.kunstnet.at/ulysses/ [Stand: 20.05.2016]
- Petra Herczeg / Rainer Rosenberg: Ein Leben für die Kunst: John Sailer und seine Galerie Ulysses. URL: http://oe1.orf.at/artikel/207681 [Stand: 20.05.2016]
- Dardis McNamee: John Sailer: Gallerist of the Austrian Avant-Garde. In: Vienna Review, 17.04.2013. URL: http://www.viennareview.net/commentary/kaffeehaus/john-sailer-gallerist-of-the-austrian-avant-garde [Stand: 20.05.2016]
- Galerist: Lederer wollte, dass Beethovenfries in Österreich bleibt. In: Der Standard, 03.11.2013. URL: http://derstandard.at/1381370703565/ [Stand: 20.05.2016]