Josef Lang (Scharfrichter)
Josef Lang, * 11. März 1855 Simmering, † 21. Februar 1925 Wien, letzter Scharfrichter Österreichs
Biografie
Der aus dem Vorort Simmering stammende Josef Lang erlernte das Handwerk eines Tischlers. Er rückte 1875 zum k. u. k. Genieregiment Nr. 2 ein und war bei der Okkupation von Bosnien-Herzegowina im Einsatz. Danach arbeitete er einige Jahre als Heizer bei den zum damaligen Zeitpunkt noch privaten Gaswerken. 1888 hatte er genug Geld gespart, um sich ein Kaffeehaus in der Simmeringer Geystraße kaufen zu können, das er später in die Simmeringer Hauptstraße verlegte. In Simmering avancierte er zu einer Persönlichkeit von lokaler Bedeutung und wurde Hauptmann der Freiwilligen Simmeringer Turner-Feuerwehr. Darüber hinaus engagierte er sich auch im Simmeringer Athletenklub.
Zu den Stammgästen des Kaffeehauses zählte auch der Wiener Scharfrichter Karl Selinger, dem der muskulöse Lang bei Hinrichtungen assistierte. Nach Selingers Tod wurde er mit Dekret vom 27. Februar 1900 zum – letzten – Scharfrichter von Wien bestellt, wobei sein Zuständigkeitsbereich weite Teile der österreichischen Reichshälfte umfasste. In Summe vollzog er 39 Hinrichtungen durch Strangulation am Würgegalgen. Die britische Methode des Hängens durch Fallen lehnte er als zu lange dauernd und zu qualvoll für den Delinquenten ab. Zu zweifelhafter Berühmtheit gelangte Lang als Henker des im Juli 1916 justifizierten ehemaligen Reichsratsabgeordneten Cesare Battisti wegen Hochverrats. Das Bild des grinsenden Scharfrichters wurde international rezpiert.
Nach dem Ende der Habsburgermonarchie und der Abschaffung der Todesstrafe im April 1919 wurde Josef Lang außer Dienst gestellt und musste von einer kleinen Rente leben, die er durch Arbeit als Hausmeister im Simmeringer Haus Gottschalkgasse 1 aufbesserte. Als er 1925 starb, gaben ihm Zehntausende Wienerinnen und Wiener das letzte Geleit.
Die Person Josef Lang wurde Anfang der 1970er Jahre in einem satirischen Einpersonenstück von Gerhard Dorfer und Anton Zettel auf die Bühne gebracht. Seine persönlichen Erinnerungen, 1920 erstmals publiziert, wurden 1996 kommentiert neu herausgegeben.
Literatur
- Rudi Palla: Strick in der Brieftasche. In: Wiener Zeitung, Extra, 03.11.2000
- Oskar Schalk (Hg.): Die Erinnerungen des österreichischen Scharfrichters. Wien: Edition Seyrl 1996