Josephskapelle (Hofburg)
48° 12' 27.66" N, 16° 21' 50.22" E zur Karte im Wien Kulturgut
Josephskapelle (1., Hofburg), auch Kammerkapelle, am nordwestlichen Ende des Leopoldinischen Traktes.
Nach dem Brand des Leopoldinischen Traktes 1668 begann man bei dessen Wiederaufbau mit der Josephskapelle, der 1678 abgeschlossen war. Aus späteren Quellen kann geschlossen werden, dass die Kapelle vom Mezzaningeschoß aus betreten werden konnte und zwei Stockwerke hoch war. Über die Ausstattung ist wenig bekannt. Das Altarblatt, eine Stiftung der Kaiserinwitwe Eleonora Magdalena Gonzaga (1676, Tod des Heiligen Joseph), wurde beim römischen Maler Carlo Maratta in Auftrag gegeben[1]. Später sind Arbeiten von Peter und Paul Strudel belegt. Eng verbunden mit der Kapelle war der von Eleonore gestiftete Sternkreuzorden, der hier zu seinen Ordensfeiern zusammenkam.
Die Josephskapelle wurde von Maria Theresia im Zuge von Umbaumaßnahmen der kaiserlichen Appartements (1749-1757) wahrscheinlich nach Plänen Nikolaus Pacassis in den 1750er Jahren neu angelegt. Im Piano Nobile (Hauptgeschoß) befanden sich mehrere Oratorien in die tiefer liegende Kapelle. 1754 fanden die Arbeiten mit der Übertragung von Marattas Hochaltarbild in die neue Kapelle ihr Ende.
1772 wurde die Kapelle an ihren ursprünglichen Standort zurückverlegt. Der ebenfalls nach Plänen Pacassis ausgeführte Neubau war nötig geworden, weil Maria Theresia auf Grund ihrer angeschlagenen Gesundheit wieder ins Piano Nobile (Sie war als Witwe in das Stockwerk darüber gezogen) übersiedelte. Franz Anton Maulbertsch und Vinzenz Fischer führten das Deckenfresko aus, das die Verherrlichung des Kreuzes zum Thema hatte. Marattas Hochaltarbild wurde 1774 durch eine Kopie ersetzt, da das Original in die kaiserliche Gemäldegalerie aufgenommen wurde.
1832 wurde der heute noch bestehende neapolitanischen Tabernakel aus dem 17. Jahrhundert, der reich mit edel- und Halbedelsteinen verziert ist, aufgestellt. Das Tryptichon am Hochaltar schuf Hans Canon 1879 im Auftrag der Kinder von Franz Joseph I. und seiner Frau Elisabeth anlässlich der Silberhochzeit des Kaiserpaares. Kronprinz Rudolf, Gisela und Marie Valerie schenkten ihren Eltern ein von Rubens' Ildefonso-Altar (1630/1632; Kunsthistorisches Museum) inspiriertes Tryptichon. Die Mitteltafel zeigt die Namenspatrone des Kaiserpaares, die Heiligen Elisabeth, Joseph und Franz von Assisi sowie die Madonna und den Jesusknaben. Am linken Seitenflügel ist Erzherzogin Gisela knieend mit ihrem stehenden Gatten, Leopold von Bayern, dargestellt, am rechten ist Erzherzog Marie Valerie mit ihrem Bruder Rudolf abgebildet.
Die Ewig-Licht-Lampe ist ein bedeutendes Werk Nürnberger Silberschmiedekunst um 1600.
Quelle
Literatur
- Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 83 f
- Friedrich Dahm [Hg.]: Die Josephskapelle in der Wiener Hofburg. Wien: Verlag Berger 2017 (Fokus Denkmal 1)
- Herbert Karner [Hg.]: Die Wiener Hofburg 1521-1705. Baugeschichte, Funktion und Etablierung als Kaiserresidenz. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2014 (Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg, 2)
- Hellmut Lorenz / Anna Mader-Kratky [Hg.]: Die Wiener Hofburg 1707-1835. Die kaiserliche Residenz vom Barock bis zum Klassizismus. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2016 (Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg, 3)
- Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag 1933, 1948, S. 115