Justinian Frisch
Justinian Frisch, * 19. Juli 1879 Kritzendorf, † 3. Juni 1949 Cambridge (Großbritannien), Verleger.
Biografie
Justinian Frisch war der Sohn des Druckereibesitzers Moriz Frisch, der Mitgesellschafter des Vorwärts-Verlages und erster Verleger von Karl Kraus' "Die Fackel" war. Er studierte Rechtswissenschaften an der Universität Wien und promovierte 1902 zum Dr. iur. Danach trat er in das Unternehmen seines Vaters ein, der 2013 ihm und dem preußischen Staatsbürger Alfred Simon die Firma übertrug. Beide führten diese als "Verlag Frisch & Co" weiter. Nach unüberbrückbaren Differenzen der beiden schied Frisch schon im Folgejahr als Gesellschafter aus und wirkte zunächst als Prokurist, ehe er im Mai 1916 schließlich gänzlich die Firma verließ.
Frisch wechselte zunächst zur Druckerei Waldheim-Eberle, wo er zum technischen Direktor aufstieg. Nach der Übernahme dieses Unternehmens durch Richard Kola avancierte er zum Prokuristen und Vizedirektor der Firma. Daneben betrieb er das Werbeunternehmen "Atelier Friliko". 1936 ging er als Leiter der Buchherstellung zum Verlag Bermann Fischer, der Teile des Verlagsgeschäfts von Berlin nach Wien verlagert hatte. Nach dem "Anschluss" 1938 wurde er in ein Konzentrationslager verbracht, konnte dank Interventionen aus Verlegerkreisen aber freikommen und nach Stockholm emigrieren. Für den Exilverlag Bermann Fischer arbeitete er dort als Übersetzer, Lektor und Herstellungsleiter weiter.
1946 kehrte Justinian Frisch nach Österreich zurück und fugierte als Mitherausgeber der "Österreichischen Monatsblätter", verließ das Land aber 1948 wieder und ging nach Großbritannien. Gemeinsam mit seiner Frau, der Pianistin Auguste, geborene Leitner, einer Schwester von Lise Meitner, hatte er einen Sohn, Otto Robert Frisch, der in Cambridge Karriere als Kernphysiker machte.
Literatur
- Murray Hall: Verlage um Karl Kraus. In: Kraus-Hefte, Heft 26-27/1983, S. 2-31
- Ernst Fischer: Verleger, Buchhändler & Antiquare aus Deutschland und Österreich in der Emigration nach 1933. Ein biographisches Handbuch. Elbingen: Verband Deutscher Antiquare 2011, S. 87