Verlag Frisch & Co

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Verlag
Datum vonDatum (oder Jahr) von 14. Mai 1877
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 25. April 1930
Benannt nach
Prominente Personen
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  69326
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Verlagsgeschichte, Karl Kraus (Portal)
RessourceUrsprüngliche Ressource  Murray G. Hall: Österr. Verlagsgeschichte
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 18.09.2023 durch WIEN1.lanm09pra
  • 1., Wipplingerstraße 21

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst.

Es wurden noch keine Personen erfasst.

Die Karte wird geladen …

48° 12' 45.14" N, 16° 22' 7.47" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Der Buchdrucker Moriz Frisch gründete die Firma am 14. Mai 1877 zunächst als Papierverschleiß. Ab 1881 betrieb er in der Wipplingerstraße 21 eine Buch-, Kupfer- und Steindruckerei. 1894 wurde die Firma "Moriz Frisch" als Kunstdruckerei ins Wiener Handelsregister eingetragen. Als erster österreichischer Verlag von Drucksorten für Rechtsanwälte publizierte die Firma Frisch unter anderem das "Österreichische Firmenregister". Ab April 1899 verlegte Moriz Frisch die Zeitschrift "Die Fackel" des jungen "geschäftsunkundigen Schriftstellers" Karl Kraus. Im selben Jahr veröffentlichte der Verlag die 2. Auflage der satirischen Streitschrift "Eine Krone für Zion" von Kraus. Nach etwas mehr als zwei Jahren beendete ein heftiger Streit, der ein zwischen Moriz Frisch und seinem Sohn, dem Juristen Justinian Frisch, einerseits und Kraus andererseits die Geschäftsbeziehung. Ein halbes Jahr lang beschäftigten sich die Gerichte mit den Eigentumsrechte am Titelbild der "Fackel".

Ein halbes Jahr vor seinem Tod im Oktober 1913 übertrug Moriz Frisch seinem Sohn Justinian den Verlag, der nun unter dem Namen "Dr. Frisch & Co." firmierte. Mitgesellschafter wurde Alfred Simon. Schon bald kam es zu unüberbrückbaren Differenzen zwischen den beiden. Jusitinian Frisch schied als Gesellschafter aus und wurde Prokurist. 1916 verließ er das Unternehmen ganz und der gelernte Buchdrucker Ernst Wilhartitz wurde Gesellschafter. Nachdem Simon 1918 im Ersten Weltkrieg gefallen und die Verlassenschaft geregelt worden war, wurde Ernst Wilhartitz Alleininhaber von "Frisch & Co." Wilhartitz.

Vom neuen Unternehmensgeist beseelt, entschloss sich Wilhartitz, den Betrieb auszubauen und "einen modernen Zug in unsere einheimische Verlagsproduktion zu bringen". Die Wiener Druckerei von Frisch & Co. nahm sodann eine großzügige Umgestaltung und wesentliche Erweiterungen ihres Betriebs vor. Zum geistigen Leiter des aufstrebenden neuen Verlags wurde Leo Schidrowitz berufen, der auf dem Weg war, Literatur-Allrounder zu werden. Die drucktechnische Leitung besorgte Inhaber Wilhartitz.

Es wurde nun kräftig investiert: bedeutende und schöne Papierbestände wurden trotz der zeitwidrigen Umstände angeschafft, neueste Maschinen und modernes Satzmaterial gekauft. Diese Investitionen sollten sich durch die Publikationen vorwiegend bibliophilen Charakters amortisieren. Ein erstes sichtbares Zeichen für die Verlagstätigkeit war das Erscheinen der Zeitschrift des Deutschen Volkstheaters "Aufbau. Beiträge zur Arbeit der Deutschen Bühne" im Dezember 1919. Der Entwurf der Titelseite stammt von Oskar Strnad. Das erste Heft enthielt Beiträge von Franz Theodor Csokor, Egon Friedell, Georg Kaiser, Romain Rolland, Felix Salten, Ludwig Ullmann und Ernst Weiß. Das zweite und letzte Heft erschien März/April 1920. Weitere Zeitschriften und Reihen aus dem Verlag waren: "Der Maßstab. Blätter zur Kritik der Wiener Theaterkunst", "EROS. Monatshefte für erotische Kunst", "Vesperdrucke", "Das weiße Buch", " Bücher der Klarheit", "Das spannende Buch.", "Menschen der Kunst. Eine Monographienreihe über Künstler unserer Zeit" und "Bücher für Frieden und Freiheit". In einigen dieser Reihen erschien nur ein einziges Heft. Das weitere Verlagsprogramm war vielfach eine bunte Mischung von bibliophilen Werken und Erotika, wobei die Qualität der Drucktechnik der meisten Bücher auf hohem Niveau stand.

Ab 1924 verkauften sich Luxus- und Vorzugsdrucke nur mehr schleppend. Mitte 1925, als die Firma beträchtliche Schulden hatte und ein gerichtlicher Ausgleich in naher Zukunft unausweichlich schien, wurde die Firma "Frisch & Co." in ihre beiden Betriebsgegenstände Kunstdruckerei und Verlagsanstalt rechtlich aufgeteilt. Wilhartitz behielt den Verlag und schied gänzlich aus der Kunstdruckerei aus. 1926 musste er in den Ausgleich gehen, 1928 die Kunstdruckerei "Frisch & Co". Im März 1929 wurde über die Kunstdruckerei der Konkurs eröffnet, und am 25. April 1930 wurde sie aus dem Handelsregister gelöscht. Der "Frisch Verlag Ernst Wilhartitz" setzte seine Tätigkeit als Verleger juristischer Bücher fort, hatte aber mit dem früheren Unternehmen nichts mehr gemein. Nichtsdestoweniger wurde auch diese Firma bald liquidiert.

Literatur