Warenhaus Haas und Cžjžek (1, Kärntner Straße 5; Konskriptionsnummer 902).
Vorgängerbauten
1336 wird erstmals ein Gebäude auf diesem Grundstück urkundlich ewähnt. Dieses wurde damals an das Kloster Kleinmariazell im Triestingtal verkauft, das es 150 Jahre lang besaß. Nachdem Stephan von Hohenberg dem Kloster 1483 zwei Häuser geschenkt hatte, die zu einem großen Hof vereinigt wurden (Haus Stadt 984; Johannesgasse 6; siehe Kleinmariazeller Hof), verlangten Bürgermeister und Stadtrat, dass dessen Prälat das Haus in der Kärntner Straße binnen Jahresfrist an einen Wiener Bürger verkaufen müsse, "wann Herr Stefan von Hohenberg mit tod abgangen und nit mer in leben ist." Ziel dieses Vorgehens war es, eine Vermehrung der steuerbefreiten geistlichen Häuser zu erschweren. Im Jahr 1493 kam das Kloster der Verpflichtung nach und verkaufte das Gebäude, das damals den Namen "Zum Krekhsenstab" (Stab zum Aufstützen einer Kraxe; nicht zu Verwechseln mit dem Krechsnerhaus am Hohen Markt) trug, an die Stadt Wien, von der es im folgenden Jahr eine Privatperson erwarb. Bereits in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts kam es, da sein Eigentümer Schulden nicht bezahlen konnte, erneut in deren Besitz und wurde 1530 abermals veräußert. Um die Mitte dieses Jahrhunderts erwarben es der Maler Jakob Seisenegger und seine Frau Susanne, die es bis 1560 besaßen. Über seine erste Gattin kam es in das Eigentum von Johann Georg Dietmayr, der mehrfach Bürgermeister von Wien war.
Im Jahr 1694 wurde das Gebäude (mit einer Kapelle) laut einem Chronostichon im Innenhof neu errichtet. Sein damaliger Besitzer war der Arzt Ferdinand Friedrich Pock, ein Sohn des Malers Tobias Pock.
Warenhaus Haas und Cžjžek
In den Jahren 1882/1883 wurde das alte Haus abgebrochen und durch einen Neubau nach Plänen von Heinrich Claus und Josef Gross für die Inhaber der k.k. Porzellan-Fabriken Georg Haas und Josef Cžjžek (Eröffnung am 1. Mai 1883) ersetzt. Dabei handelte es sich um ein fünfgeschossiges Gebäude mit länglichem Grundriss, einem glasüberdachten dreigeschossigen Innenhof mit seitlichen Galerien, die von jeweils sechs Schmiedeeisensäulen getragen wurden, und einer zweiarmigen, fünfläufigen Treppe. Die Geschäftsgeschosse wurden durch Natursteinpfeiler und Metallstützen deutlich von den Wohngeschossen, die über eine ovale, separate Treppe erreicht werden konnten, abgeteilt. Im Souterrain befand sich das Magazin. Die Bildhauerarbeiten stammen von Johann Hütterer, die Malereien von Wild und Weygand.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges (13. April 1945) brannte das Gebäude (wie auch das Nachbarhaus Kärntner Straße 1-3) bis auf die Grundmauern nieder, konnte aber in den Jahren 1947 - 1950 wiederhergestellt werden. Weitere Umbauten erfolgten 1974 (Glasdach) und 1984 (Einbau neuer Zwischendecken). Die Fassade selbst ist größtenteils im ursprünglichen Zustand erhalten geblieben.
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 5, 2. Teil. Wien ²1956 (Manuskript im WStLA), S. 428-431
- Andreas Lehne: Wiener Warenhäuser 1865-1914. Wien: Deuticke 1990 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 20), S. 140 - 143