KDZ - Zentrum für Verwaltungsforschung
In den 1960er und frühen 1970er Jahren versuchten maßgebliche Kreise aus Politik und Wirtschaft – teils gegen den Widerstand von Universitätsseite – sozialwissenschaftliches Arbeiten in Österreich zu forcieren. Es galt zentrale Erkenntnisse aufzugreifen und für die Modernisierung und weitere Demokratisierung des Landes nutzbar zu machen. Universitäten, neue Fakultäten, Forschungsfonds und wissenschaftliche Institute wurden eingerichtet beziehungsweise ausgebaut, vom Nationalsozialismus vertriebene Wissenschafter wurden zur Mitarbeit eingeladen, die Sozialpartner beauftragten ihre ExpertInnen, Fragen der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung des Landes (u.a. im Rahmen des Beirates für Wirtschafts- und Sozialfragen) aufzubereiten und konsensfähige Lösungen zu entwickeln. Auch die Kommunalpolitik verlangte mehr wissenschaftliche Unterstützung. Von der Stadt Wien wurde zu dieser Zeit etwa das Institut für Stadtforschung gegründet; 1969 konnte der Österreichische Städtebund in Verbindung mit der Stadt Wien das Kommunalwissenschaftliche Dokumentationszentrum (KDZ) einrichten. Zum Unterschied von bereits bestehenden kommunalwissenschaftlichen Instituten (z.B. in Linz, in Berlin, in Köln) sollte jedoch das KDZ nicht aus juristischer, sondern in erster Linie aus der ökonomischen Sicht an die Ergründung der Phänomene herangehen und Lösungsvorschläge für die Probleme des Kommunalsektors entwickeln.
Gegründet wurde das KDZ im Herbst 1969 auf Initiative des Österreichischen Städtebunds von der Stadt Wien und der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien als gemeinnütziger Verein "Kommunalwissenschaftliches Dokumentationszentrum" (KDZ) mit Dienstleistungscharakter (Leitung bei der Gründung Egon Matzner; Vorsitzender des Vereinsvorstands 1969-1986 der Generalsekretär des Österreichischen Städtebunds Otto Schweda, Präsidentin des Vereins zunächst Gertrude Fröhlich-Sandner).
Das neu gegründete Institut wurde zunächst in der renovierten Villa Windisch-Grätz im 14. Wiener Gemeindebezirk Wien-Penzing untergebracht. Dr. Egon Matzner startete seine Tätigkeit als Direktor mit vier Mitarbeitern. Das Kommunalwissenschaftliche Dokumentationszentrum erhielt drei Hauptaufgaben: Forschung und Dokumentation für den Kommunalsektor; wissenschaftliche und praktische Weiterbildung von Kommunalpolitikern, Gemeindebediensteten und Wissenschaftern; Pflege des allgemeinen Erfahrungsaustausche zwischen einschlägig arbeitenden Institutionen im In- und Ausland. Das Kommunalwissenschaftliche Dokumentationszentrum verfügt über die beste Fachbibliothek zu kommunalen Themen in Österreich und einschlägiger Thematik (vierteljährliche KDZ-Literaturrundschau).
Von 1973 bis 2008 wurde das Institut von Helfried Bauer geleitet, seit 2009 von Peter Biwald. Im Zuge der Reorganisation des Instituts wurde im Jahr 1999 eine zu 100 Prozent im Besitz des Vereins befindliche Tochtergesellschaft, die "KDZ Managementberatungs- und WeiterbildungsGmbH" mit Unternehmereigenschaft gegründet.
Das KDZ kommt noch heute seinem Grundauftrag nach angewandter Forschung und Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Praxis in wirtschaftlichen Fragen des öffentlichen Sektors nach, nimmt jedoch verstärkt die Rolle eines Kompetenzzentrums im Bereich Governance, des öffentlichen (Qualitäts-)Managements, der Betriebswirtschaft der öffentlichen Verwaltungen, des E-Governments und der öffentlichen Finanzwirtschaft ein. Es erbringt wichtige Netzwerkaufgaben zwischen in- und ausländischen Forschungs- und (Aus-)Bildungseinrichtungen, dem öffentlichen Sektor dienenden europäischen und nationalen Institutionen sowie den öffentlichen Verwaltungen in Österreich und in seinen Nachbarländern.
Im KDZ hat Bernhard Krabina das Wien Geschichte Wiki technisch umgesetzt.
Literatur
- Öffentliche Wirtschaft und Gemeinwirtschaft in Österreich 1992, S. 535 ff.
- Innovation im öffentlichen Sektor. Festschrift für Helfried Bauer, 2008, S. 423 ff.
- KDZ Forum Public Management 3/09