Kastenamt
Die Entstehung des Kastenamtes geht auf eine Urkunde von König Ladislaus Postumus von 1453 zurück, durch welche der Stadt Wien das Anlegen von Getreidekästen und Mehlgruben bewilligt worden ist. Das abgelieferte Mehl wurde im Kastenamt abgewogen und dann in einem Mehlmagazin auf dem Getreidemarkt gelagert, um Preisschwankungen zu verhindern. Die Bezahlung der Lieferungen oblag dem Oberkammeramt, da das Kastenamt über keine eigenen Einkünfte verfügte.
1537 wurde das Kasten- und Proviantamt neu errichtet. Das Personal bestand um 1800 aus einem Kastner und einem Gegenhandler. Der Kastner war für den Austausch der Bestände durch Verkauf und Kauf zuständig, um nicht übermäßig altes Getreide zu speichern. Am Ende jeder Woche musste das Kastenamt ein Verzeichnis bezüglich Empfang und Ausgabe von Korn, Mehl, Säcken und Fässern der städtischen Buchhaltung liefern, und zusätzlich auch dem Magistrat pro Woche einen Bericht über den Magazinstand zukommen lassen.
Die Stadt erlitt durch die Mehlmagazinierung aus unterschiedlichen Gründen immer mehr finanzielle Verluste, die in den Aufzeichnungen der städtischen Buchhaltung sichtbar sind. Ein Dekret der Landesstelle legte 1811 die Aufhebung des gesamten Mehlmagazins fest. Ab 1818 scheint das Kastenamt im Ämterschematismus nicht mehr auf.
Literatur
- Josef Pauser: Verfassung und Verwaltung der Stadt Wien, in: Karl Vocelka / Anita Traninger [Hg.]: Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert) (Peter Csendes / Ferdinand Opll [Hg.]: Wien. Geschichte einer Stadt. Band 2), Wien/Köln/Weimar: 2003, S. 73.
- Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 62 f.
- Elfriede Sheriff: Die Ämter der Stadt Wien von 1783-1848 in verwaltungsgeschichtlicher und personeller Hinsicht. Diss. Univ. Wien. Wien 1977, S. 139-141