Ladislaus Postumus
Ladislaus Postumus (lateinisch "der Nachgeborene"), * 22. Februar 1440 Komorn (Komarom, Ungarn), † 23. November 1457 Prag (Veitsdom, Gruft), König.
Biografie
Ladislaus Postumus war Sohn von Albrecht V. (als römisch-deutscher Kaiser II.) und Elisabeth von Böhmen und Ungarn. Von seinem Vater erbte er die Herrschaftsansprüche im Herzogtum Österreich unter und ob der Enns sowie in den Königreichen Böhmen und Ungarn.
Am 15. April 1440 wird er mit der (von Helene Kottanner aus Visegrad entführten) Stephanskrone zum König von Ungarn gekrönt (ein Teil der ungarischen Magnaten wählte den polnischen Prinzen Wladislaw; nach dessen Tod [1444] wird Ladislaus in Ungarn anerkannt). In Österreich war sein Anspruch unbestritten, in Böhmen zunächst nur theoretisch. Die Vormundschaft über Ladislaus führte in Österreich bis 1452 sein Onkel Friedrich III., in Böhmen Georg von Podiebrad, in Ungarn János Hunyady. 1451/1452 nahm Friedrich Ladislaus zu seiner Kaiserkrönung nach Rom mit; währenddessen verbündeten sich die Landstände Österreichs (darunter auch die Stadt Wien), Böhmens und Ungarns und erzwangen nach Friedrichs Rückkehr am 4. September 1452 die Entlassung des Ladislaus aus der Vormundschaft (Laßlaturm). Ladislaus residierte nun abwechselnd in Wien, Prag (Krönung zum König von Böhmen am 29. Oktober 1453) und Ofen; im Einfluss auf ihn rivalisieren in Österreicher mit Podiebrad und Hunyady Ulrich von Eitzing und sein Onkel Graf Ulrich II. von Cilli (die Auseinandersetzungen zwischen letzteren spalten das Wiener Bürgertum, Wolfgang Holzer und Jakob Starch kommen vorübergehend in Haft). Zwischen Juli und August 1455 konnte Herzog Albrecht Herzog Sigmund von Tirol dazu bewegen, nach Wien zu kommen, wo König Ladislaus und Graf von Cilli sich aufhalten. Sigmund kämpfte während seines Aufenthalts auf einem Turnier mit, unterliegt allerdings gegen Ladislaus Hunyadi. [Für weitere Details siehe den Artikel zum Thema Erbfolgekriege um Ladislaus Postumus.]
Nach Hunyadys Tod (11. August 1456) und Cillis Ermordung (9. November 1456) durch Hunyadys älteren Sohn Ladislaus (den Ladislaus am 16. März 1457 hinrichten läßt, während er dessen jüngeren Bruder Matthias Corvinus gefangenhält) verstärkt sich die Position des Ladislaus.
Zwischen dem 3. und 7. August kamen die Georg von Podiebrad, Gubernator des Königreich Böhmens, und Ulrich Eitzinger von Eitzing mit Truppen unter dem Geleit des Königs Ladislaus an die äußere Donaubrücke. Sie forderten ihn auf, in das Königreich Polen zu ziehen. Die Verhandlungen wurden nach dem 7. August in Korneuburg fortgesetzt. Als Entscheidung wurde gefällt, dass Ladislaus sich bis zum Martinstag am 11. November nach Böhmen begeben sollte.
Seine 1456 eingeleitete Heirat mit Magdalena, Tochter Karls VII. von Frankreich, kommt infolge des plötzlichen Todes Ladislaus' (akute Leukämie, keine Vergiftung durch Podiebrad) nicht mehr zustande. Mit Ladislaus erlosch die Albertinische Linie der Habsburger; in Österreich ging die Herrschaft an Friedrich III. und dessen Bruder Albrecht VI. über, in Böhmen an Podiebrad und in Ungarn an Matthias Corvinus. In Österreich und Wien herrscht ob dessen große Trauer, Gerüchte über eine Ermordung gehen um.
Literatur
- Brigitte Hamann [Hg.]: Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Wien: Ueberreuter 1988
- Jan Knittel: Český dvůr Ladislava Pohrobka. Diplomová práce, FF UK, Praha 2014
- Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien. Zeitgenossen berichten. 1995
- Richard Perger: Wolfgang Holzer. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien. Band 41, 1985, S. 7 ff
- Richard Perger: Das verschollene Porträt des Ladislaus Postumus im Wiener Stephansdom. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege. Hg. vom Österreichischen Bundesdenkmalamt. Horn/Wien: Berger / Wien/München: Schroll 1952 - lfd. 35 (1981), S. 85 ff.
- Richard Reifenscheid: Die Habsburger in Lebensbildern. 1982, S 69
- Karl Schalk: Aus der Zeit des österreichischen Faustrechts 1440-1463. 1919