Ulrich II. von Cilli
Ulrich II. Graf von Cilli (auch Cilly), * 1406 Cilli (Celje, Slowenien), † (ermordet) 9. November 1456 Belgrad, Gattin (1434) Katharina Brankovic, Sohn Friedrichs II. Graf von Cilli und der Elisabeth Frangipani.
Wurde 1436 mit seinem Vater von Kaiser Sigismund zum gefürsteten Grafen des Heiligen Römischen Reichs erhoben. Er war mit den Luxemburgern und den Habsburgern verwandt: Ulrichs Tante Barbara (Schwester seines Vaters) war seit 1408 mit Sigismund (römischer Kaiser, deutscher König, König von Ungarn und Böhmen) verheiratet, beider Tochter Elisabeth seit 1421 mit Albrecht V. von Habsburg († 1439), der über Österreich unter und ob der Enns herrschte und 1438 Nachfolger Sigismunds als deutscher König (1438) sowie König von Ungarn (1437) und König von Böhmen (1438) wurde.
Auf Albrechts nachgeborenen Sohn Ladislaus Postumus (* 1440), der dessen Herrschaftsansprüche in Österreich, Ungarn und Böhmen erbte und zunächst unter Vormundschaft des Habsburgers Friedrich III. stand, suchte Ulrich von Cilli von Anfang an politischen Einfluß zu gewinnen.
1452 erzwang er, gestützt auf ein österreichisch-böhmisch-ungarisches Ständebündnis, die Entlassung Ladislaus' aus Friedrichs Vormundschaft. Ulrich von Cilli, der selbst überregionale politische Interessen im Donauraum verfolgte, stieß in der Einflußnahme auf den jungen König auf die Rivalität des Johann Hunyadi in Ungarn, des Georg Podiebrad in Böhmen und des Ulrich von Eitzing in Österreich.
Hier war der Wiener Erbbürger und zeitweilige Bürgermeister Konrad Hölzler Hauptstütze des Cilliers, wogegen der Wiener Ratsbürger (und spätere Bürgermeister) Wolfgang Holzer engster Parteigänger Eitzings war.
Zweimal (1452/1453 und 1455/1456) vermochte Ulrich von Cilli Eitzing auszumanövrieren; er regierte in dieser Zeit in Ladislaus' Namen hauptsächlich in Wien, wo die Konflikte mit Eitzing auch in einer Spaltung des Bürgertums ihren Niederschlag finden.
Am 9. November 1456 wird Ulrich von Cilli in Belgrad von Ladislaus Hunyadi (Sohn des Johann Hunyadi und älterer Bruder des Matthias Corvinus) ermordet. Da er keinen Sohn hinterließ, wurden alle seine Güter von Friedrich III. eingezogen; dazu gehörte auch der Cillierhof in Wien, der fortan als kaiserliches Zeughaus diente und im 16. Jahrhundert einem Neubau weichen mußte (siehe Amalienburg).
Literatur
- Hans Pirchegger: Geschichte der Steiermark. Band [2]: 1282 - 1740. Graz / Wien [u.a.]: Leuschner & Lubensky 1931
- Karl Schalk: Aus der Zeit des österreichischen Faustrechts 1440 - 1463. Das Wiener Patriziat um die Zeit des Aufstandes von 1462 und die Gründe dieses Ereignisses. Quellenkritische Chronik. Wien: Verlag des Vereines für Geschichte der Stadt Wien 1919 (Abhandlungen zur Geschichte und Quellenkunde der Stadt Wien, 3)
- Therese Meyer: Ein Geschlecht strebt nach der Macht. In: Spittal 800. 1191 - 1991. Ausstellung im Schloß Porcia, 7. Mai bis 27. Oktober 1991. Spuren europäischer Geschichte. Hg. von der Stadtgemeinde Spittal an der Drau. Spittal an der Drau 1991, S. 100 ff.
- Karl Mollay [Hg.]: Die Denkwürdigkeiten der Helene Kottannerin (1439 - 1440) Wien: Österreichischer Bundesverlag 1971 (Wiener Neudrucke, 2)
- Richard Perger: Wolfgang Holzer – Aufstieg und Fall eines Wiener Politikers im 15. Jahrhundert. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 41 (1985), S. 7 ff.; insbesondere 33 ff.