Konstantin Kammerhofer
Konstantin Kammerhofer, * 23. Jänner 1899 Turnau (Steiermark), ✝︎ 29. September 1958 Oberstorf im Allgäu (Deutschland), Kaufmann, Politiker.
Biografie
Konstantin Kammerhofer wurde am 23. Jänner 1899 in Turnau in der Steiermark als Sohn eines Landwirts und Mühlenbesitzers geboren. Er war verheiratet. Zunächst dem römisch-katholischen Glauben zugehörig, trat er nach 1938 aus der Kirche aus und galt dann laut nationalsozialistischer Diktion als "gottgläubig".
Kammerhofer war vor 1938 zunächst als kaufmännischer Angestellter tätig, dann als selbständiger Landwirt und Weinhändler. 1938 wurde er Polizeidirektor in Innsbruck. Von 1927 bis 1933 war er Bürgermeister von St. Marein sowie Bezirksrat in Bruck an der Mur. Von 1938 bis 1942 war Kammerhofer SS-Oberführer, Standortführer SS-Abschnitt XXXI. Zudem war er unter anderem als Gauredner, SS-Brigadeführer und SS-Gruppenführer tätig. Ab dem 1. Mai 1938 war er Mitglied der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Zudem war er seit 1919 Mitglied des Deutschen Turnerbundes sowie Mitglied des Steirischen Heimatschutzes, dessen Leiter er 1932/1933 war.
Aufgrund seiner illegalen Tätigkeit für die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei war er mehrfach inhaftiert. Nach dem Juliputsch floh er über Jugoslawien nach Deutschland. Am 15. November 1934 wurde er aus Österreich ausgebürgert. Ab 1935 war er in Deutschland hauptamtlicher SS-Führer.
Vom 11. Mai 1939 bis zum 31. August 1944 war er Ratsherr.
Er nahm am Ersten und Zweiten Weltkrieg teil. Von 1938 bis 1941 wurde er unabkömmlich gestellt.
Nach 1945 stand er auf der 1. Kriegsverbrecherliste und wurde am 11. Mai 1945 verhaftet. Die Internierung erfolgte bis 1947 vermutlich im Lager Wolfsberg. Es erfolgte seine Zeugeneinvernahme in Nürnberg. In Jugoslawien wurde er in Abwesenheit verurteilt. Das Volksgericht Wien begann 1946 ein Verfahren wegen der Paragrafen 10 und 11 Verbotsgesetz und Paragrafen 1, 3 Kriegsverbrechergesetz (Vg 7a Vr 429/1946). Er wurde in Graz vor Gericht gestellt, floh nach Deutschland und ist dort untergetaucht.
Siehe auch: Ratsherren (NS-Zeit) (mit Auflistung aller Ratsherren)
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Gauakten, A1: 117.132
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A42: 13. Bezirk, 4500
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Volksgericht Wien, A1: Vg 7a Vr 429/1946
- Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Datenbank Volksgerichtsakten (Forschungsstelle Nachkriegsjustiz): Akt 21.773, 3
Literatur
- Ernst Kienast [Hg.]: Der Großdeutsche Reichstag 1938. IV. Wahlperiode. Berlin 1938 (Neuherausgabe 1943)
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuch-Verlag 2003
- Nikolaus von Preradovich: Österreichs höhere SS-Führer. Berg am See: Verlag Kurt Vowinckel 1987, S. 107–115
- Hans Schafranek: Sommerfest mit Preisschießen. Die unbekannte Geschichte des NS-Putsches im Juli 1934. Wien: Czernin Verlag 2006, S. 130 ff.
- Maren Seliger: Scheinparlamentarismus im Führerstaat. "Gemeindevertretung" im Austrofaschismus und Nationalsozialismus. Funktionen und politische Profile Wiener Räte und Ratsherren 1934–1945 im Vergleich. Wien [u.a.]: Lit-Verlag 2010, S. 835 f.
- Hermann Weiß [Hg.]: Biographisches Lexikon zum Dritten Reich. Frankfurt am Main: Fischer-Taschenbuchverlag 2002