Konzertsäle

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Konzertsäle. Seinen ersten eigenen Konzertsaal, den sogenannten Vereinssaal der Gesellschaft der Musikfreunde (Altes Musikvereinsgebäude), erhielt Wien relativ spät. Der rund 700 Personen fassende „alte Musikvereinssaal" (1, Tuchlauben 12) wurde am 4. November 1831 eröffnet und blieb bis zur Fertigstellung des neuen Musikvereinsgebäudes in der Ringstraßenzone der Hauptträger des Wiener musikalischen Geschehens. Durch das Fehlen geeigneter Konzertsäle war man v. a. im 18. und frühen 19. Jahrhundert gezwungen, in zu Konzertsälen adaptierten Räumlichkeiten zu musizieren, wobei man auf Theater, öffentliche Gebäude, Gast- und Vergnügungsstätten, Badeanstalten, Kaffeehäuser oder Klaviersalons einzelner Klavierfabrikanten zurückgriff. Unter den Etablissements wurden v. a. der Augarten (2, Obere Augartenstraße 1) mit seinen „Morgenkonzerten", die Mehlgrube (1, Neuer Markt 5), der Jahn'sche Saal (1, Himmelpfortgasse 6; Jahns Traiteurie), das Erste und das Zweite Kaffeehaus (2, Hauptallee), Dommayers Casino (13, Hietzinger Hauptstraße 12), das Restaurant „Zum Sperl" (2, Kleine Sperlgasse 2c), der „Römische Kaiser" (zuvor „ Zu den drei Hacken"; 1, Renngasse 1) und die Katharinenhalle (12, Schönbrunner Straße 307, Dreherpark) musikhistorisch bedeutsam. Wichtige Konzertstätten der Stadt waren auch einige Theater, v. a. das alte Burgtheater am Michaelerplatz, das Kärntnertortheater, das Theater in der Josefstadt und das Theater an der Wien. Infolge des Mangels an geeigneten Konzertsälen wich man schon in der Frühzeit des Konzertwesens auf Säle aus, die von ihrer Konzeption her eigentlich andere Aufgaben zu erfüllen hatten. Für die Musikgeschichte wichtig wurden u. a. die Winterreitschule und die Redoutensäle in der Hofburg, der Landständische Saal (1, Herrengasse 13; heute Großer Sitzungssaal des Niederösterreichischen Landhauses), der Festsaal (Aula) der Alten Universität (1, Dr.-Ignaz-Seipel-Platz 2; wegen seiner festlichen Atmosphäre für Konzertveranstaltungen lange Zeit äußerst gefragt), der Odeonsaal, der Dianabadsaal (Altes Dianabad), die Blumensäle (Gartenbaugebäude) und der Sophienbadsaal ( Sophienbad ). Zu bedeutenden Stätten der Musikpflege und des Konzertwesens gehörten auch Klaviersalons einzelner Klaviererzeuger, so der Streichersche Saal auf der Landstraße und der legendäre alte Bösendorfersaal (Bösendorfer-Konzertsaal). Neben den Sälen des Musikvereinsgebäudes ist heute das Konzerthaus die wichtigste Konzertstätte Wiens.

Literatur

  • Hermann Ullrich: Aus vormärzlichen Konzertsälen Wiens. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1939-1989. Band 28, 1972, S. 106 ff.
  • H. Kretschmer: Konzertsäle gestern und heute. In: Programme der Arkadenhofkonzerte des Wiener Musiksommers 1985
  • Rudolf Klein: Traditionsstätten der Wiener Konzertpflege. In: Österreichische Musikzeitschrift (ÖMZ). Wien [u.a.]: Böhlau, Band 25, 1970, S. 290 ff.
  • Rudolf Klein: Musik im Augarten. In: Österreichische Musikzeitschrift (ÖMZ). Wien [u.a.]: Böhlau, Band 23, 1968, S. 242
  • Rudolf Klein: Ein Alt-Wiener Konzertsaal - Das Etablissement Jahn in der Himmelpfortgasse. In: Österreichische Musikzeitschrift (ÖMZ). Wien [u.a.]: Böhlau, Band 28, 1973, S. 12 ff.
  • Hans Pemmer: Das Odeon - Die Geschichte eines vormärzlichen Vergnügungslokals. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien. Band 18, 1963, S. 228 ff.; Band 19, 1964, S. 279 ff.
  • Otto Erich Deutsch: Musik im Burgtheater. In: Österreichische Musikzeitschrift (ÖMZ). Wien [u.a.]: Böhlau, Band 18, 1963, S. 439 ff.
  • Otto Erich Deutsch: Musik in der „Josefstadt". In: Österreichische Musikzeitschrift (ÖMZ). Wien [u.a.]: Böhlau, Band 18, 1963, S. 549 ff.
  • Otto Erich Deutsch: Festkonzerte im alten Universitätssaal. In: Österreichische Musikzeitschrift (ÖMZ). Wien [u.a.]: Böhlau, Band 18, 1963, S. 428 ff.
  • Max Vancsa: Ein Alt-Wiener Konzertsaal - Der Sitzungssaal des Niederösterreichischen Landhauses. In: Musikbuch aus Österreich. Redaktion Richard Heuberger. 1904, S. 33 ff.
  • Otto Biba: Grundzüge des Konzertwesens in Wien zu Mozarts Zeit. In: Mozart-Jahrbuch 1978/1979, S. 133 ff.