Krankenunterstützungs- und Bethausverein Ansche Emes

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Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Verein
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1900
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1938
Benannt nach
Prominente Personen
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  67478
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  • 10., Favoritenstraße 106

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48° 10' 46.41" N, 16° 22' 32.97" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Vereinsgeschichte

Der Krankenunterstützungs- und Bethausverein Ansche Emes (=Männer der Wahrheit) wurde 1900 in Wien gegründet und unterhielt von 1900 bis 1938 in 10., Favoritenstraße 106 ein jüdisches Bethaus und Vereinslokal. Die Proponenten Sigmund Wodak, 1900 wohnhaft in 10., Raaber Bahn-Gasse 23, Salomon Baumgarten und Samuel Moses reichten die Statuten im Juni 1900 bei der Vereinsbehörde ein. Der Vereinszweck war „das Bethaus zu erhalten und zu verwalten sowie seinen Mitgliedern in allen, in diesen Statuten vorgesehenen Fällen beizustehen“ (Statut 1900, § a). Im Jahr 1908 lautete der Vereinszweck zudem „Unterstützung erkrankter oder in missliche Verhältnisse geratener Mitglieder, sowie hilfloser Witwen und Waisen von Mitgliedern“. Im April 1908 beabsichtigten die Mitglieder des Vereins anlässlich „der Genesung und des sechzigjährigen Regierungs-Jubiläums Sr. Majestät des Kaisers“ eine „Votivtafel“ im gemieteten Vereinslokal anzubringen. Diese sollten „neben der Bundeslade“ aufgehängt werden „und eine entsprechend würdige Ausführung“ erhalten. Das Ministerium für Kultus und Unterricht antwortete allerdings im August 1908 der Vereinsbehörde, der Niederösterreichischen Statthalterei, dass es nicht in der Lage sei „dem Gesuche“ des Vereins „Folge zu geben“. [1] Der Verein hatte 1922 180 Mitglieder, die zumeist der orthodox-zionistisch orientierten Richtung "Misrachi" zugeneigt waren. Diese entfalteten eine rege Aktivität zur Unterstützung verarmter Juden des 10. Wiener Bezirks, so spendeten sie im April 1922 für das bevorstehende Pessach-Fest eine halbe Million Kronen als „Mazoth-Aktion“ und unterstützten religiöse Palästina-Auswanderer („Chaluzim“). [2] 1922 gründetet der Verein unter seinem rührigen Obmann Moritz Marian eine Sektion „Tomche Ewjonim“ zur Unterstützung der „verschämten jüdischen Armen“ des 10. Bezirkes, denen er zu den Pessachfeiertagen 1923 10 Millionen Kronen spendete.[3] 1938 hatte dieser Verein ca. 120 Mitglieder. [4] Der Verein wurde nach 1945 nicht wieder begründet.

Arisierung und Vereinsauflösung 1938-1940

Die amtliche Auflösung des Krankenunterstützungs- und Bethausvereins Ansche Emes sowie dessen Löschung aus dem Vereinsregister durch den Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände erfolgte im Verlauf des Jahres 1940. Mit 31. März 1938 hatte der Verein ein Vermögen von 13,04 Reichsmark verzeichnet, das gemäß eines Bescheides des Stillhaltekommissars als „einmalige Aufbauumlage“ eingezogen wurde. Das Bethaus wurde gesperrt. In einem Brief des letzten Obmanns Max Hübler an den Stillhaltekommissar vom 14. Juli 1938 drückte dieser die Bitte aus, das Verbot aufzuheben, weil der Verein seit 1900 bestehe, nur den orthodoxen Gottesdienst pflege und es keine andere Möglichkeit des Betens nach orthodoxen Ritus im 10. Bezirk gebe. [5] Nach dem Novemberpogrom am 10. November 1938 konnte Rabbiner Seev Wolf Gottlieb die Thorarollen aus dem Bethaus retten. [6]

Bedeutende Rabbiner

Der Rabbiner des Israelitischen Bethausvereins N'weh Schalom war Wolf (Zeev) Gottlieb.[7].

Vereinsvorstand 1908

  • Obmann: Samuel Kraus, Möbelhändler
  • Obmannstellvertreter: Heinrich Goldstrich, Konfektionshändler.[8]

Vereinsvorstand 1923

  • Obmann: Moritz Marian, Gemischtwarenhändler, 1923 wohnhaft 10., Quellenstraße 68. [9]

Vereinsvorstand 1938

  • Obmann: Max Hübler, Kaufmann, 1938 wohnhaft 10., Quellenstraße 131
  • Obmannstellvertreter: Adolf Bürger, 10., Ordengasse 1
  • Schriftführer: Siegmund Selig Vogelbaum, *29.Jänner 1887 Skalat, deportiert 17. November 1944, 21. März 1945 † Dachau, Firmengesellschafter, 10., Laxenburger Straße 49-57, letzte Adresse: Quellenstraße 68-70/28.[10]
  • Kassier: Aron Mühlstein, 10., Pernerstorfergasse 19. [11]

Quellen

Literatur

  • David Jüdische Kulturzeitschrift
  • Hugo Gold: Geschichte der Juden in Wien. Ein Gedenkbuch. Tel-Aviv: Publishing House Olamenu 1966, S. 125.
  • Jahresbericht der Israelitischen Kultusgemeinde Wien 1928, 1936.
  • Jüdisches Jahrbuch 1932.
  • Krakauer Kalender vom Jahre 1937.
  • Elisheva Shirion: Gedenkbuch der Synagogen und Jüdischen Gemeinden Österreichs. Hg. Vom Synagogen Memorial, Jerusalem. Wien: Berger-Horn 2012 (Synagogen Gedenkbücher Deutschland und Deutschsprachige Gebiete, 5 Österreich), S. 100 .

Einzelnachweise

  1. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A 32: Zl. 1368/1939.
  2. Anno Wiener Morgenzeitung, 4. Jg., Nr. 1139, 1. April 1922, S. 5.
  3. Anno Wiener Morgenzeitung, 5. Jg, Nr. 1489, 6. April 1923, S. 5.
  4. Central Archives for the History of the Jewish people (CAHP): A/W 1268.
  5. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien: IV Ac 31 A 10/1, Schachtel 556.
  6. . Elisheva Shirion: Gedenkbuch der Synagogen und Jüdischen Gemeinden Österreichs. Hg. Vom Synagogen Memorial, Jerusalem. Wien: Berger-Horn 2012 (Synagogen Gedenkbücher Deutschland und Deutschsprachige Gebiete, 5 Österreich), S. 100.
  7. . Elisheva Shirion: Gedenkbuch der Synagogen und Jüdischen Gemeinden Österreichs. Hg. Vom Synagogen Memorial, Jerusalem. Wien: Berger-Horn 2012 (Synagogen Gedenkbücher Deutschland und Deutschsprachige Gebiete, 5 Österreich), S. 100 und Yad Vashem Archives 030.68
  8. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A 32: Zl. 1368/1939.
  9. Anno Wiener Morgenzeitung, 5. Jg, Nr. 1489, 6. April 1923, S. 5 und Adolph Lehmann's allgemeiner Wohnungs-Anzeiger : nebst Handels- u. Gewerbe-Adressbuch für d. k.k. Reichshaupt- u. Residenzstadt [...].
  10. DÖW Personendatenbanken Shoa-Opfer
  11. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A 32: Zl. 1368/1939 und Adolph Lehmann's allgemeiner Wohnungs-Anzeiger : nebst Handels- u. Gewerbe-Adressbuch für d. k.k. Reichshaupt- u. Residenzstadt [...].