Kunstreiter
Als der Prater nach 1800 als klassische Stätte von Zirkusdarbietungen eine bedeutende Rolle zu spielen begann, kamen auch in beträchtlicher Zahl Kunstreiter nach Wien. Der 1808 eröffnete Circus Gymnasticus befand sich im Besitz der Kunstreiterfamilie de Bach (sein Begründer, Christoph de Bach, wird 1802 erstmals genannt, seine erste Gattin war eine verwitwete Price); Bachs Schwiegersohn Alexander Guerra machte sich mit einer Kunstreitertruppe selbständig, seine zweite Gattin (und Witwe) Laura setzte die Tradition Bachs fort. Von Anfang an spielten englische Kunstreiter (Engländer) eine wichtige Rolle (darunter Charles und Johann Hyam, die Kunstreitergesellschaft Price [Thomas, Charles], 1825 die Kunstreitergesellschaft Stephany, 1827 Anton Bassin [erster Kunstreiter des Cirque Olympique], 1830 die Kunstreitergesellschaft Tourniaire [Ritterturniere] und 1850 die Prager Kunstreitergesellschaft Beranek). Auch im Hetztheater traten engliche Kunstreiter auf (1770 Potts, 1776 Simson, 1777 Johann Hyam, 1786 Gesellschaft Lion), aber 1786 und 1789 auch der spanische Bereiter Peter Mahyeu und 1791 der sardinische Kunstreiter Balp u. a. Die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in festen Gebäuden spielenden Zirkusse (insbesondere Busch und Renz) sowie die in regelmäßiger Folge zu Gastspielen nach Wien kommenden Zirkusse (beispielsweise Althoff, Hagenbeck, Kludsky, Krone, Medrano, Sarrasani und Williams) hatten (und haben) stets auch Kunstreiter-Vorführungen in ihren Programmen.
Literatur
- Hans Pemmer / Ninni Lackner: Der Prater. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien, München: Jugend & Volk 1974 (Wiener Heimatkunde), S. 73 ff.
- Hans Pemmer: Kunstreiter und Seiltänzer im Hetztheater unter den Weißgerbern. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien. Band 16, 1961, S. 299 ff.
- Kunstreiter und Seiltänzer im Wiener Hetztheater. In: Das Landstraßer Heimatmuseum. Wien: Verein zur Erhaltung und Förderung des Landstraßer Heimatmuseums 1964 - lfd. (ab 1971 u.d.T.: "Mitteilungen des Bezirksmuseums Landstraße") Band 8, 1967, S. 5 ff.