Kurrentgasse 12
1, Kurrentgasse 12 (Konskriptionsnummer 405).
Architektur
Das Baujahr dieses Frühbarockhauses ist nicht bekannt. Sein Portal wird von zwei originellen Gruppen verziert, die Kinder mit einem Greif beziehungsweise einem Wels spielend darstellt.
Geschichte
Hier befanden sich ursprünglich zwei Gebäude:
Haus A
Herzog Albrecht V. verkaufte dieses Haus, das er im Zuge der Judenvertreibung des Jahres 1421 (siehe Geserah) beschlagnahmt hatte, am 26. Mai 1424 (Datum der Eintragung ins Grundbuch). Drei Tage später wechselte es um 160 Pfund Wiener Pfennig erneut den Besitzer. Im Jahr 1538 war der Kaufpreis bereits auf 440 Pfund Wiener Pfennig angestiegen. Der Käufer verkaufte das Gebäude unmittelbar danach (vielleicht hatte er es nur zum Schein gekauft) an den äußeren Rat und späteren Bürgermeister Stefan Tenk, wobei der bezahlte Preis nicht bekannt ist.
Haus B
Nach der Judenvertreibung überließ Albrecht V. dieses Haus der Gemeinde, die es am 3. März 1423 um 80 Pfund Wiener Pfennig verkaufte. 1473 bis 1476 stand es im Besitz von Margarethe, der Witwe des Münzmeisters Valentin Liephart. Nach 1510 kam das Haus erneut in den Besitz der Gemeinde, da die Besitzer ohne Erben starben. Der Wert wurde daraufhin geschätzt (100 Pfund Wiener Pfennig) und das Gebäude Stefan Tenk verkauft, der bereits Haus A besaß.
Haus Stadt 405
Da Tenk ab 1538 im Besitz beider Häuser war, ließ er sie zu einem verbauen. 1669 bis 1756 gehörte das Haus verschiedenen Mitgliedern der Familie Wenighoffer. Am 21. Jänner 1918 kam je ein Fünfzehntel des Gebäudes in den Besitz des "Ersten Wiener Ferienkolonie Spar- und Unterstützungsvereines für Kinder" (bis 27. März 1936), des "Zentralvereines für Beköstigung armer Schulkinder" (bis 5. Oktober 1933) und des "Katholischen Waisenhilfsvereines" (bis 20. Jänner 1939. Bis 4. Dezember 1942 besaß die Caritas diesen Anteil).
Durch den schweren Bombentreffer, den das gegenüberliegende Haus Judenplatz 3-4 erlitt, wurde auch dieses Gebäude schwer beschädigt. Die Druckwelle drückte die Hausmauer im vierten Stock auf einer Länge von etwa fünf Fensterachsen ein. Die Schäden erstreckten sich bis zum zweiten Stockwerk, wobei auch die angrenzenden Räume verwüstet wurden. Im April 1945 kam es durch einen Granatentreffer im Stiegenhaus zu weiteren Beschädigungen.
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 3. Teil. Wien ²1953 (Manuskript im WStLA), S. 479-482