Judenplatz 3-4
1., Judenplatz 3-4 (Konskriptionsnummern 409 und 410), Kurrentgasse 5.
Hier standen ursprünglich zwei Gebäude:
Haus Stadt 409 / Judenplatz 3, Kurrentgasse 5
Dieses Gebäude wurde nach der Aufhebung der Judenstadt im Jahr 1421 von der Stadt Wien erworben, die es bis 1426 besaß. Nachdem Steuern nicht bezahlt worden waren, wurde es 1496 erneut von der Stadt Wien verkauft. Da der Erlös die Forderungen überschritt, wurde der Überschuss dem ehemaligen Besitzer ausgehändigt. Der neue Eigentümer war der Stadtschreiber Wolfgang Rieder, der 1500 Bürgermeister wurde. Durch Vererbung zersplitterte der Besitz stark. Unter den Teileigentümern befand sich auch der Stadtrichter und Bürgermeister Oswald Hüttendorfer, der sich mit seinen Geschwistern verglich und somit in den Alleinbesitz des Hauses kam. Nach mehrfacher Vererbung gehörte es dem Bürgermeister Johann Franz von Wenighoffer, der hier wohnte. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde es den sechs Kindern des Bürgermeisters Johann Franz Purck vererbt. 1895 kaufte es die "Genossenschaft der Gastwirte Wiens".
1783-1784 bewohnte Wolfgang Amadeus Mozart eine Wohnung im dritten Stock. Es war bereits seine dritte Wohnung nach seiner Eheschließung. Hier veranstaltete er Hausbälle, bei denen jeder männliche Besucher zwei Gulden Eintritt bezahlen musste.
Haus Stadt 410 / Judenplatz 4
Auch dieses Haus wurde 1422 von der Stadt Wien erworben, jedoch schon 1423 weiterverkauft. 1875 wurde es von der "Genossenschaft der Gastwirte Wiens" angekauft.
Neubau 1895
Nachdem die "Genossenschaft der Gastwirte Wiens" im Besitz beider Häuser war, ließ sie diese durch das heutige Haus ersetzen, das die Doppelnummer Judenplatz 3-4 trägt. Es entstand nach Plänen von Ludwig Schöne. Am Hauseck wurde die Figur des Gambrinus angebracht, die auf einem Fass sitzt. Außerdem erinnert eine Gedenktafel an die Wohnung Mozarts, die sich im Haus Stadt 409 befunden hatte.
Am 13. Jänner 1938 gehörten vier Fünftel des Hauses der "Wiener Gast- und Schankgewerbezunft" und ein Fünftel dem "Gewerbeverband". Kurz darauf wurde das Gebäude zur Gänze der "Wirtschaftsgruppe 'Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe'" einverleibt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde ein Rückstellungsverfahren eingeleitet.
Am 15. Jänner 1945 erlitt das Gebäude einen schweren Bomberntreffer, durch den die an der Kurrentgasse liegende Seitenfront über vier Stockwerke auf einer Länge von vier Fensterachsen aufgerissen wurde. Darüber hinaus kam es an der selben Seite im April 1945 zu drei Artillerietreffern, die Dach und Fassade zusätzlich beschädigten.
Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre
- Genossenschaft der Gastwirte Wiens
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 2. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 396-401
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 3. Teil. Wien ²1953 (Manuskript im WStLA), S. 473 (Kriegsschäden)