Kurt Scholz
Kurt Scholz, * 19. August 1948 Ernstbrunn (Niederösterreich), Lehrer, Beamter.
Biografie
Kurt Scholz wuchs im oberösterreichischen Weyer auf, studierte nach der Matura Germanistik und Geschichte an der Universität Wien und war anschließend als Lehrer an Gymnasien tätig. 1975 wechselte er als Referatsleiter für Zeitgeschichte und Politische Bildung in das Bundesministerium für Unterricht und Kunst. Dabei wirkte er unter anderem am sogenannten "Zeitgeschichte-Koffer" für den Schulunterricht mit.
Bürgermeister Helmut Zilk, der in seiner Zeit als Unterrichtsminister auf Scholz aufmerksam geworden war, holte den Beamten 1984 in seinen persönlichen Stab im Wiener Rathaus. Zu seinen Tätigkeitsfeldern zählten vor allem internationale Beziehungen, aber auch Kontakte zu jüdischen Institutionen. So war er etwa mit den Vorbereitungen zur Gründung des Jüdischen Museums sowie der Aufstellung des Mahnmals gegen Krieg und Faschismus des Bildhauers Alfred Hrdlicka befasst. 1991 avancierte Scholz zum Bereichsleiter für Kultur und Bildung, ehe er 1992 zum Amtsführenden Präsidenten des Wiener Stadtschulrates bestellt wurde. In dieser Funktion setzte er sich insbesondere für den Ausbau der politischen Bildung, die Integration von Kindern nichtdeutscher Muttersprache, aber auch das Thema Begabtenförderung (Sir-Karl-Popper-Schule) ein.
2001 wurde Kurt Scholz abgelöst und mit der Funktion eines Bereichsleiters für Restitutionsangelegenheiten (angesiedelt in der Magistratsdirektion) betraut. Zu seinem Aufgabenkreis zählte die Koordination der einschlägigen Maßnahmen der Stadt Wien, der Kontakt mit der Historikerkommission sowie mit Opfern des Nationalsozialismus, deren Nachkommen und jüdischen Institutionen. Unter seinem Vorsitz untersuchten Kommissionen gewidmete Ehrengräber beziehungsweise ehrenhalber gewidmete Gräber in der Zeit des Nationalsozialismus (Veröffentlichung der Ergebnisse 2005) sowie durch die Bundesunmittelbare Stadt Wien in der Phase des "Ständestaats" (Veröffentlichung der Ergebnisse 2012). Als Konsequenz dieser Untersuchungen wurde 37 jüdischen Persönlichkeiten nachträglich ein Ehrengrab gewidmet sowie die neue Kategorie "Historisches Grab" geschaffen. Im Herbst 2008 trat Kurt Scholz in den Ruhestand.
Darüber hinaus war Scholz ab Jänner 2011 Vorsitzender des Kuratoriums des Zukunftsfonds der Republik Österreich. Im Oktober 2019 legte er diese Funktion zurück. Außerdem gehört er der Unabhängigen Opferschutzkommission (für Opfer von Missbrauch und Gewalt in Österreich) an, fungierte für einige Jahre als Vorsitzender des Internationalen Beirates der KZ-Gedenkstätte Mauthausen/Mauthausen Memorial und engagiert sich in weiteren zivilgesellschaftlichen Organisationen. Von 2001 bis 2017 publizierte er in der Rubrik "Quergeschrieben" regelmäßig Kommentare in der Tageszeitung "Die Presse". Unter dem Titel "Die Reblaus war es nicht" veröffentlichte er 2006 eine Auswahl seiner Kolumnen.
Kurt Scholz war mit der Kulturmanagerin Inge Scholz-Strasser verheiratet und ist Träger zahlreicher staatlicher wie gesellschaftlicher Auszeichnungen.
Literatur
- Zukunftsfonds der Republik Österreich: Herwig Hösele – neuer Kuratoriumsvorsitzender [Stand: 12.04.2022]
- Kurt Scholz: Sag beim Abschied leise Servus. Und Danke. Schön war's. In: Die Presse online, 15.05.2017 [Stand: 24.05.2022]
- Mailath: "Historische Gräber unterstreichen umfassende Gedächtniskultur". In: Rathauskorrespondenz, 04.09.2012
- Hans-Czermak-Preisverleihung 2009. In: Rathauskorrespondenz, 14.10.2009
- Wiens ehemaliger Stadtschulratspräsident Kurt Scholz in Pension. In: Der Standard online, 28.10.2008 [Stand: 24.05.2022]
- Dank an Kurt Scholz. In: Rathauskorrespondenz, 28.10.2008
- Kommissionsbericht: Ehrengrab für Arthur Schnitzler. In: Rathauskorrespondenz, 07.04.2005
- Scholz offiziell Bereichsleiter für Restitutionsangelegenheiten. In: Rathauskorrespondenz, 29.05.2001