Landwehr
Landwehr, zunächst (ab dem 16. Jahrhundert) Aufgebot aller Wehrfähigen zur Landesverteidigung im Falle feindlicher Überfälle (Landsturm; 1511 Landsturmordnung, die noch 1809 im Tiroler Freiheitskampf zur Anwendung kam; erstes Aufgebot 19.-37., zweites Aufgebot 37.-42. Lebensjahr). Während der Napoleonischen Kriege entschloss man sich zur Schaffung einer Landwehr als dauernde und allgemeine Einrichtung zur Ergänzung der regulären Armee (kaiserliches Patent vom 9. Juni 1808; Einsätze 1809, 1813/1814).
Die Landwehr wurde 1852 aufgelöst und 1869 als dem jeweiligen Teilstaat unterstellte Truppe in beiden Reichshälften (in Ungarn Honved genannt) neben dem österreichisch-ungarischen Heer neu aufgestellt. Dies war vor allem auf ungarische Wünsche zurückzuführen. Die Landwehr unterstand in Cisleithanien dem k.k. Landesverteidigungsministerium (1, Babenbergerstraße 5), nicht dem mit Ungarn gemeinsamen Kriegsminister. In Budapest bestand parallel das so genannte Honvedministerium.
Die Landwehr setzte sich vorwiegend aus Kavallerie- und Infanterie-Abteilungen zusammen, besaß (auch in Wien) eigene Ausbildungsstätten, Kasernen und mehrere Versorgungseinrichtungen. Das Landwehr-Oberkommando befand sich um die Jahrhundertwende im ersten Stock des Justizministeriums (1, Schillerplatz 4); die Landwehr-Truppenstäbe und das Landwehr-PIatzkommando waren in Privathäusern untergebracht.
Im Ersten Weltkrieg unterstanden Landwehr und Honved operativ dem Armeeoberkommando bzw. dessen Generalstabschef.
Siehe auch:
- Landwehr-Kadettenschule (3)
- Landwehr-Kadettenschule (5, Siebenbrunnengasse 35)
- Landwehr-Reitschule
- Landwehr-Waffendepot
- Landwehrstraße
Literatur
- Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1906. Band 2, 1906, S. 313 ff. (Gebäude)
- Peter Csendes [Hg.]: Österreich 1790-1848. Kriege gegen Frankreich, Wiener Kongreß, Ära Metternich, Zeit des Biedermeier, Revolution von 1848. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1987, S. 84