Laufer
Laufer (Läufer), herrschaftliche. Es handelte sich um junge Männer, die (gleichsam als Herolde) mit langen Stäben in der Hand und in den Wappenfarben ihrer adeligen Herrschaften prunkvoll gekleidet, vor den Kutschen vornehmer Besitzer einherliefen, um deren Ansehen zu steigern, vor allem aber, um den Kutschen den Weg freizumachen (es gab für die Fußgeher noch keine eigenen Gehsteige). Des Nachts trugen sie Fackeln oder Windlichter, um den Kutschern den Weg zu weisen (erst 1795 wurde beim Durchfahren der Vorstädte und Vororte der Gebrauch offenen Lichts verboten). Sie bedurften für die Ausübung ihres Berufs eines Lehrbriefs. Die Sitte stammte aus dem Vorderen Orient und kam über französische und italienische Höfe nach Wien.
Schon unter Leopold I. finden wir Laufer in kaiserlichen Diensten, sie trugen eine eigene Hoflaufer-Livree. Noch unter Maria Theresia beschäftigte der Hof 14 Laufer. Unter Karl VI. wurde es üblich, dass am 1. Mai (zu Beginn der Frühjahrssaison) in der Hauptallee ein Wettrennen der Laufer stattfand (der schnellste Laufer benötigte für die Strecke bis zum Lusthaus und zurück 1836 30 Minuten). Ferdinand I. untersagte 1847 den Beruf der Laufer als "inhuman und unzeitgemäß". Das letzte Lauferrennen fand am 1. Mai 1847 statt, dann wurden die Rennen wegen "Unmenschlichkeit" untersagt.
Literatur
- Otto Krammer: Wiener Volkstypen. 1983, S. 65 ff.
- Rudi Palla: Verschwundene Arbeit. Ein Thesaurus der untergegangenen Berufe. Reprint der limitierten Bleisatzausgabe. Frankfurt am Main: Eichborn 1994 (Die andere Bibliothek, 115), S. 187 f.
- Hans Pemmer / Ninni Lackner: Der Prater. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien, München: Jugend & Volk 1974 (Wiener Heimatkunde), S. 129