Leo Wright
Leo Wright, * 14. Dezember 1933 Wichita Falls, Texas, † 4. Jänner 1991 Wien, Jazzmusiker, Flötist und Saxofonist.
Biografie
Leo Wright wuchs in Texas in ärmlichen Verhältnissen auf. Sein Vater Mell Nash Wright hatte mit Alkoholproblemen zu kämpfen, seine Mutter Luever Hodge Wright kümmerte sich um die fünf Kinder. Als Leo Wright geboren wurde, spielte sein Vater in der Band von Clifford "Boots" Douglas Saxofon. Der Unterhalt war davon aber kaum zu bestreiten. Als leidenschaftlicher Musiker unterrichtete ihn sein Vater ab dem 12. Lebensjahr in Saxofon. Die Kindheit und Jugend von Leo Wright war stark geprägt von der strikten Rassentrennung, es gab getrennte Schulen für Weiße und Schwarze. Er war ein guter, fleißiger und redegewandter Schüler. Der zweite Platz bei einem Redewettbewerb in Texas verschaffte ihm ein dreijähriges Stipendium an einer beliebigen Universität in Texas.
1951 begann er in Austin Musikerziehung zu studieren. 1953 wechselte er nach San Francisco ans State College um Flöte zu studieren. Tagsüber studierte er und nachts spielte er in der Band von Saunders King und bei Gerald Wilson. Leo Wrights aufstrebende musikalische Karriere wurde zunächst 1956 durch die Einberufung in die US-Army unterbrochen, allerdings wurde er gleich in der Army-Band des Stützpunktes als Piccolo Flötist eingesetzt. Am 12. April 1957 wurde Leo Wright nach Deutschland versetzt, nach Heidelberg zum 7th US-Army Headquarters, wo er Mitglied der 7th US-Army Band wurde. Zu seinen Bandkollegen zählten Don Ellis, Don Menza, Cedar Walton und Eddie Harries. Im August 1958 folgte seine ehrenvolle Entlassung aus der US-Army und er kehrte zurück nach San Francisco. Auf der Suche nach Arbeit bekam er vom Besitzer des Jazzclubs "Bob City", John "Jimbo" Edwards, einen Fünf-Dollar-Job als Saxofonist bei dem Bluessänger Jimmy Whiterspoon, der drei Gigs die Woche hatte. Der Club, in dem auch Billie Holiday, Louis Armstrong, Chet Baker oder Charlie Parker auftraten, galt als einer der berühmtesten Jazzclubs dieser Zeit.
Als Leo Wright hatte sein Studium beendet hatte ging er gemeinsam mit seiner Freundin Siegrid, einer deutschen Journalistin, nach New York wo sie 1959 heirateten. 1961 wurden ihre gemeinsamen Zwillinge Suzanne und Gisela geboren. 1959 trat er mit Charlie Mingus als dessen Saxofonist beim Newport Jazz Festival auf. Ebenfalls am Festival spielten Count Basie, Dizzy Gillespie, Duke Ellington und das Dave Brubeck Quartett. Kurz darauf bekam Leo Wright eine Anfrage mit dem Dizzy Gillespie Quintett auf Europatournee zu gehen. Bei dem Auftritt in Frankfurt tobte das Publikum nach den Solis von Leo Wright, es war ein sehr warmherziger Empfang für ihn in Deutschland. Nach der Tournee meldete sich "Atlantic Records" und produzierte 1961 seine erste LP "Blues Shout". Die zweite LP "Suddenly the Blues" erschien ein Jahr später. Nach einer weiteren Europa- und einer Südamerika Tournee mit Dizzy Gillespie beendet Gillespie die Zusammenarbeit. Leo Wright versuchte es zunächst mit einer eigenen Band, das stellte sich allerdings als organisatorisch schwierig heraus, als Studiomusiker war er aber weiterhin sehr gefragt. 1962 wurde er vom downbeat Magazin ausgezeichnet. 1963 bekam Leo Wright ein Angebot eines Besitzers mehrerer Jazz-Lokale in Skandinavien, der sich richtigen Jazz für seine Lokale leisten wollte, das er für einige Monate annahm. Seine Frau zog mit den Kindern nach Deutschland zu Siegrids Mutter in Frankfurt und beendete die Beziehung zu Leo Wright.
Daraufhin beschloss er sein Leben in New York ganz aufzugeben und nach Berlin zu ziehen, das Zentrum für viele Jazzmusiker zu dieser Zeit. Anfangs spielte er meist im "Blue Note Club" danach hatte er in "Dug’s Night Club" in der Schöneberger Straße als Stammspieler seine fixen Auftritte. Dieser Club zog viele herausragende Jazzmusiker nach Berlin. Art Farmer, Bebop-Legende Don Byas und auch die Österreicher Fatty George, Friedrich Gulda, Hans Koller und der junge Fritz Pauer traten dort auf. Leo Wright gelang der Neustart in Berlin, er gründete eine eigene Band und ging auf Deutschland Tournee. In West-Berlin entstand das erste Jazz-Festival, Leo Wright spielte bei der Eröffnung. 1968 gründete der Sender Freies Berlin (SFB) eine eigene Bigband, geleitet von dem Pianisten Paul Kuhn, Leo Wright wurde als erster Alt-Saxofonist der Bigband engagiert. Im September 1971 spielte Leo Wright gemeinsam mit Art Farmer und Benny Bailey bei dem Internationalen Jazz Festival Zürich. 1972 nahm er seine dritte eigene Platte, "It’s all Wright", auf. Häufig trat er auch in der "Jazzgalerie" in Berlin auf. Bei einem Auftritt in Hamburg lernte er im "Dennis Swing Club" Elly Wright kennen, die zu diesem Zeitpunkt noch Elly Campbell hieß. 1975 heiraten die beiden und Elly Wright wurde die Sängerin in der Band "Leo Wright and Friends". Die Band bestand zudem aus dem Trompeter Rolf Ericson, dem Pianisten Eduardo Lisavetzky, dem Bassisten Aladar Pege sowie dem Schlagzeuger Ron Stevenson. Leo Wright war weiterhin ein sehr gefragter Studiomusiker und war oft für Aufnahmen in den USA. Im Januar 1978 tourten er und Elly Wright gemeinsam mit der lokalen Band "Osiris" durch die DDR. Elf Tage spielten sie dort vor ausverkauften Häusern.
Am 21. November 1979 brach Leo Wright während eines Auftrittes zusammen, er erlitt gleichzeitig einen Schlaganfall und einen Herzinfarkt, eine halbseitige Lähmung war die Folge. Mit dem 31. Dezember 1980 wurde zudem die SFB-Bigband, bei der Leo Wright eine Festanstellung hatte, aufgelöst und in Folge alle Musiker gekündigt. 1982 entschieden sich Elly und Leo Wright für einen Umzug nach Wien. Dort trafen sie auf alte Bekannte ihrer Berliner Zeit, Art Farmer und Fritz Pauer, die sich ebenfalls in Wien niedergelassen hatten. Entgegen der ärztlichen Prognosen gelang es Leo Wright, mit riesigem Willen, sehr viel Training sowie zwei Reha-Aufenthalten, wieder Saxofon und Flöte zu spielen, und auch wieder auftreten zu können.
Sein letztes Konzert spielte Leo Wright im November 1990 in Ingolstadt, "A tribute to Charly Parker", gemeinsam mit Jimmy Witherspoon. Am 4. Januar 1991 starb Leo Wright nach einem Sturz auf dem Weg zur U-Bahnstation Rathaus. Um die Begräbniskosten bestreiten zu können wurde im Wiener "Jazzland" zwei Tage lang für Leo Wright gespielt.
In der Sammlung Elly Wright der Wienbibliothek im Rathaus befindet sich ein Typoskript der unveröffentlichten Autobiografie von Leo Wright.
Werk (Auswahl)
Leo Wright
- Blues Shout, 1961 (Atlantic Records)
- Suddenly the Blues, 1962 (Atlantic Records)
- Flöte + Alt-Sax = Leo Wright (live in Dresden), 1967 (Amiga)
- Soul Talk, 1963 recorded, released 1970 (Vortex)
- It’s all Wright, 1973 (BASF)
- Evening Breeze, 1977 (Roulette)
Dizzy Gillespie Quintet
- An Electrifying Evening with the Dizzy Gillespie Quintet, 1961 (Verve Records)
- Dizzy Gillespie Quintet featuring Lalo Schifrin: A Musical Safari – live at the 1961 Monterey Jazz Festival, 1974 (Cheri Booman Records)
- Copenhagen Concert. 1959 live in Copenhagen, 1992 (Steeple Chase)
Diverse
- Friedrich Gulda: Music for 4 Soloists and Band No. 1, 1967 (SABA SB)
- Jimmy Woode, Fritz Pauer, Leo Wright, Tony Inzelaco: Jazz live at "Jazz bei Freddy", 1977 (Wunerteam Production)
- Virgil Gonsalves Big Band plus Six: Jazz at Monterey, 1985 (Omega Records)
Quellen
Literatur
- Elly Wright & Peter Vukis: Swing Lady Swing. Die Geschichte der Jazzsängerin Elly & des Saxophonisten Leo Wright: Hupfdohle & Jazzprinz. Wien: Eigenverlag 2017.