Leopold Moll
Leopold Moll, * 2. März 1877 Böhmisch-Leipa (heute: Česká Lípa, Tschechien), † 21. Februar 1933, Kinderarzt.
Biografie
Der Sohn eines Fleischhauers besuchte die Schule in seiner Geburtsstadt und nahm dann ein Studium der Medizin an der Deutschen Universität Prag auf, das er 1902 mit der Promotion zum Dr. med. beendete. Zunächst war er als Assistent am Pharmakologischen Institut in Prag tätig, von 1905 bis 1910 wirkte er an der dortigen Universitäts-Kinderklinik. Bereits in dieser Zeit beschäftigte er sich mit Fragen der Säuglingsernährung und Essstörungen bei Kleinkindern und verfasste eine Reihe von Ratgebern für Ärzte und Laien. 1909 konnte er sich mit einer Arbeit über die Phosphorausscheidung im Harn von Säuglingen habilitieren.
1910 rief ihn Theodor Escherich nach Wien, wo er für den Aufbau der aus Mitteln des "Kaiser-Jubiläumsfonds für Kinderschutz und Jugendfürsorge" gestifteten Reichsanstalt für Mutter- und Säuglingsfürsorge (heute: Kinderklinik Glanzing) in Wien-Döbling verantwortlich wurde. Nach der Eröffnung der Institution 1915 übernahm er deren medizinische wie administrative Leitung, die er bis zu seinem Tod innehatte. Hier gründete er eine international anerkannte Schule für Säuglingskrankenschwestern ("Moll-Schwestern").
Er engagierte sich für die materielle Unterstützung von Müttern, deren Männer im Ersten Weltkrieg zum Militärdienst eingezogen worden waren ("Kriegspatenschaft", später "Volkspatenschaft"), und initiierte eine "Erholungsaktion" für kranke und schwache Kinder am Meer oder in den Bergen. Daraus entwickelte sich 1921 die "Vereinigte Krankenkassenhilfe für gesundheitsgefährdete Kinder". Er war auch Initiator der Mutterberatungsstellen, deren erste sich im Ambulanzgebäude der Klinik Glanzing befand. Diese Idee wurde von Julius Tandler im "Roten Wien" übernommen und ausgebaut.
Darüber hinaus galt Moll als Fachmann für Ernährung im Säuglingsalter, die er durch zahlreiche Erfindungen wie die Milchwasserstrahlpumpe, modifizierte Buttermilch, Keksmehl oder Mandelmilch verbessern bzw. Störungen beheben konnte. Mit seinen Publikationen zur Gesundheit und Ernährung des Kleinkindes wandte er sich an ein Fachpublikum ebenso wie an die allgemeine Öffentlichkeit. 1920 wurde zum Universitätsprofessor ernannt und 1931 mit dem Großen Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich geehrt.
Quellen
Literatur
- Leopold Moll: Die Reichsanstalt für Mutter- und Säuglingsfürsorge in Wien. Wien: Volksgesundheitsamt im deutschösterr. Staatsamt für soziale Verwaltung 1919
- Leopold Moll: Zehn Jahre Kinderfürsorge der Reichsanstalt für Mutter- und Säuglingsfürsorge in Wien und der ihr angeschlossenen Fürsorgeaktionen. Wien: Verlag der Reichsanstalt für Mutter- und Säuglingsfürsorge 1926
- Andreas Lischka: Richtungsweisende Ideen der "Kinderklinik Glanzing" seit 1915. Quo vadis Kinderheilkunde. In: Pädiatrie & Pädologie 55 (2020), S. 30-47
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Band 6. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1975, S. 354