Lusthaus

Aus Wien Geschichte Wiki
(Weitergeleitet von Lusthauswasser)
Wechseln zu:Navigation, Suche
Das Lusthaus im Prater auf dem Plan von Mauer (1782).
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1537
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Andere BezeichnungAndere Bezeichnung für diesen Eintrag
Frühere Bezeichnung Grünes Lusthaus
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  20593
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 21.10.2022 durch WIEN1.lanm08jan
BildnameName des Bildes WStLA Pläne und Karten Sammelbestand P1 518 2 AusschnittLusthaus.jpeg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Das Lusthaus im Prater auf dem Plan von Mauer (1782).
  • 2., Freudenau 254

Derzeit wurden noch keine Konskriptionsnummer zu diesem Bauwerk erfasst!

Die Karte wird geladen …

48° 11' 33.45" N, 16° 26' 20.13" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Lusthaus am Generalstadtplan 1912.

Lusthaus (2., Prater), Pavillon am Ende der 1537 / 1538 angelegten 4,5 Kilometer langen Hauptallee, die das kaiserliche Jagdrevier des Praters zentral durchzog.

Vorgängerbau des heute noch bestehenden Objekts war das "Grüne Lusthaus", vermutlich bereits um 1555 unter Maximilian II. erbaut, nachdem der Besitz von Klöstern und Gemeinden angekauft und zu einem ausgedehnten kaiserlichen Jagdgebiet vereinigt worden war. Es lag nicht wie der heutige Bau am Fluchtpunkt der Hauptallee, sondern in geringer Entfernung versetzt am Ufer des "Wiener Arms" (des Vorläufers des Donaukanals). Es diente bis nach der Mitte des 18. Jahrhunderts als Jagdschlösschen und Ausgangspunkt für kaiserliche Jagdgesellschaften.

Nachdem Joseph II. 1766 den Prater öffentlich zugänglich gemacht hatte, wurde das Lusthaus nach Plänen von Isidore Canevale 1781 - 1783 neu erbaut, nunmehr in der Fluchtlinie des "Langen Gangs" (Hauptallee) im Zentrum eines runden Platzes. Das Lusthaus, ein achteckiger Pavillon, wurde aufgrund der Hochwassergefahr auf einen sockelartigen Unterbau gestellt. Die Räume waren teilweise mit Wandmalereien verziert, prinzipiell aber grün ausgemalt. Die Umgebung des Lusthauses wurde mit Nebengebäuden neu gestaltet. Analog zum Praterstern wurden sternförmig Schneisen geschlagen.

Am 18. Oktober 1814 speisten hier die alliierten Monarchen und ihre Generäle anlässlich des Jahrestags der Völkerschlacht bei Leipzig. An ringsum aufgestellten Tischen wurden 18.000 Soldaten bewirtet, die in einem vorbestimmten Moment unisono den Kaisertoast ausbrachten. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich das Lusthaus zu einem Nobelrestaurant und stand bei den Praterfahrten am 1. Mai, beim späteren Blumenkorso und bei den Kaiserfesten im Prater im Mittelpunkt verschiedener Festlichkeiten.

In der Gegend des Lusthauses fanden auch kriegerische Auseinandersetzungen statt. So kam es im Oktober 1848 zu einer Schlacht zwischen kaiserlichen Truppen, die beim Lusthaus stationiert waren, und Revolutionstruppen unter dem polnischen General Josef Bem, die den kaiserlichen Soldaten unterlagen.

Das Lusthaus erlitt während des Zweiten Weltkriegs schwere Schäden. Es war bis 28. Oktober 1949 wiederhergestellt. Heute ist hier ein Café-Restaurant untergebracht.

Joseph II., der wegen der "besonders angenehmen Lage und Aussicht" des Öfteren den Laaer Berg aufsuchte, ließ sich auf diesem ein Jägerhaus und ein Lusthaus, beide heute nicht mehr bestehend, erbauen, das ein Pendant zum Prater-Lusthaus darstellte.

Die vom Lusthaus nach Nordosten ausgehende Straße ist Aspernallee benannt; sie zielt auf Aspern, heute im 22. Bezirk, führt aber nur bis zum Handelskai an der Donau. (Auch vor der Donauregulierung 1868 - 1875 gab es hier keine direkte Verbindung nach Aspern.) Die vom Lusthaus nach Westen ausgehende Allee ist Belvedereallee benannt; sie zielt auf das erhöht liegende Belvedere im 3. Bezirk, endet aber noch im 2. Bezirk nahe dem Donaukanal. Vom Lusthaus ostwärts führt die Groß-Enzersdorfer Allee, die auf den Ort am linken Donauufer zielt, aber nur bis zur Donau führt.

Östlich des Lusthauses liegt das Lusthauswasser als ehemaliger Donauarm im Auwald. Um 1825 führte der Wiener Donau Canal oder Wienerwasser direkt am Lusthaus vorbei und trennte dadurch dieses vom Gut Freudenau (Plan vom Prater, Wien 1825). Südlich des Lusthauses erstreckt sich der Galopprennplatz Freudenau.

Die Jagd für König Ferdinand IV. von Sizilien im Prater beim Lusthaus, 1791
Das Militärfest im Prater anlässlich des Jahrestags der Völkerschlacht bei Leipzig am 18 Oktober 1814, 1814
Das Lusthaus im Prater, um 1825
Prater, Lusthaus, um 1906
Das Lusthaus nach der Wiederherstellung (1949)

Quellen

Literatur

  • Felix Czeike: II. Leopoldstadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 2), S. 65
  • Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Verf. u. hrsg. v. d. Lehrer-Arbeitsgemeinschaft d. 2. Bez. "Sektion Heimatkunde", Karl Artner [u. a.]. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 25
  • Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Ein Stück Kultur- und Lokalgeschichte. Wien: Dt. Verlag für Jugend und Volk 1940, S. 116
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1888]). Cosenza: Brenner 1967, Band 2, S. 32 ff.
  • Hans Pemmer / Ninni Lackner: Der Wiener Prater einst und jetzt (Nobel- und Wurstelprater). Leipzig [u.a.]: Deutscher Verl. f. Jugend u. Volk 1935, Reg.
  • Hans Pemmer / Ninni Lackner: Der Prater. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1974 (Wiener Heimatkunde), S. 150 f.
  • Karl Rudolf, Die Kunstbestrebungen Kaiser Maximilians II. im Spannungsfeld zwischen Madrid und Wien. Untersuchungen zu den Sammlungen der österreichischen und spanischen Habsburger im 16. Jahrhundert. In: Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien. Wien 1995, Band 91, S. 164ff.
  • Adolf Schmidl: Wien's Umgebungen auf zwanzig Stunden im Umkreise. Nach eigenen Wanderungen geschildert. Band 2. Wien: Gerold 1838, S. 25 f.
  • Ursula Storch [Text u. Red.]: Das Pratermuseum. 62 Stichwörter zur Geschichte des Praters. Wien: Museen der Stadt Wien 1993, S. 46 f.
  • Herbert Tschulk: X. Favoriten. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1985 (Wiener Bezirkskulturführer, 10), S. 41 (Böhmischer Prater).
  • Erich Zinsler: Das Lusthaus im Wiener Prater. Zur Geschichte eines fast vergessenen Wiener Wahrzeichens. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien 2000, Beiheft 4.