Mary Vetsera
Mary Vetsera, * 19. März 1871 Wien, † 30. Jänner 1889 Schloss Mayerling (Niederösterreich), Adelige.
Biographie
Mary Vetseras Vater, der Diplomat Albin Ritter von Vetsera, wurde 1870 in den Freiherrenstand erhoben. Ihre Mutter Helene (geborene Baltazzi) stammte aus einer der reichsten griechischen Familien jener Zeit. Ein Bruder Mary Vetseras, Ladislaus, kam beim Ringtheaterbrand ums Leben.
Nachdem sie zunächst von Hauslehrern unterrichtet worden war, besuchte Mary das "Erziehungsinstitut für adelige Mädchen" im Salesianerkloster. Danach wurde sie – ihrer gesellschaftlichen Stellung adäquat – von Privatlehrern in den schönen Künsten, Konversation, Tanz und herrschaftliche Haushaltsführung unterwiesen. Ihre große Leidenschaft galt dem Sport. Mary Vetsera war eine versierte Reiterin und Mitglied im Wiener Eislauf-Verein.
Ihre Herkunft ermöglichte dem Mädchen Zugang zur Wiener Gesellschaft, wenn auch nicht in die streng aristokratische Hofgesellschaft, deren Anerkennung der große Traum der Vetseras war. [1]
Eine Heirat mit dem verwitweten Prinzen Miguel von Braganza hätte für Mary die von ihrer Mutter so gewünschte Aufnahme in die Hocharistokratie bedeutet, doch sie schwärmte wie viele andere Damen ihrer Generation für Kronprinz Rudolf. Ihre Freundin – Geliebte ihres Onkels und Cousine Rudolfs – Marie Louise von Larisch-Wallersee organisierte ab Herbst 1888 etliche heimliche Treffen mit dem Kronprinzen, den schon seit geraumer Zeit Suizidgedanken beschäftigten. In der verliebten Mary Vetsera fand er eine Freundin, die bereitwillig mit ihm sterben wollte, nachdem seine frühere Geliebte Mizzi Kaspar die Idee zurückgewiesen und bei der Polizei Anzeige erstattet hatte. Für ihre Kupplerinnen-Dienste ließ sich Marie Larisch von Rudolf bezahlen.
Am 28. Jänner 1889 wurde Mary von Rudolfs Kutscher Josef Bratfisch ins Jagdschloss Mayerling gebracht, wo Rudolf zuerst sie und dann sich selbst erschoss. Die zeitgenössischen Berichte über Rudolfs Tod erwähnten Mary Vetsera nicht. Zumindest in der österreichischen Reichshälfte war das Thema bis zum Ende der Monarchie tabu.
Am Morgen des 1. Februar 1889 wurde Mary Vetsera heimlich auf dem Ortsfriedhof von Heiligenkreuz beerdigt. Ihr Tod ist bis in die Gegenwart Anlass für geschichtswissenschaftliche Forschungen ebenso wie für Spekulationen und pseudowissenschaftliche Unternehmungen, die in der Entwendung des Sarges 1991 und der Wiederbeisetzung 1993 einen makabren Tiefpunkt fanden.
Quellen
Literatur
- Ilse Korotin (Hg.): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 3. Wien / Köln / Weimar: Böhlau Verlag 2016, S. 3395
- Brigitte Hamann: Kronprinz Rudolf. Ein Leben. Wien: Amalthea 2005
- Friedrich Weissensteiner: Frauen um Kronprinz Rudolf. Wien: Kremayr & Scheriau 2004
- Hermann Swistun: Mary Vetsera. Gefährtin für den Tod. Wien: Ueberreuter 1999
- Rudolf. Ein Leben im Schatten von Mayerling. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1989 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 119)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Hamann: Kronprinz Rudolf, S. 421