Maximilian Erwin von Lobkowitz

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Lobkowitz, Maximilian
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Lobkowicz, Maximilian; Lobkowitz, Maximilian; Lobkowicz, Maximilian Erwin Maria Josef Antonin Paduansky Jindrich Thomas Fürst von
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dr. jur.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  368993
GNDGemeindsame Normdatei 136780075
Wikidata
GeburtsdatumDatum der Geburt 26. Dezember 1888
GeburtsortOrt der Geburt Bílina 4307550-2
SterbedatumSterbedatum 1. April 1967
SterbeortSterbeort Dover, Massachusetts 6069077-X
BerufBeruf Jurist, Diplomat
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Karl Kraus (Portal)
RessourceUrsprüngliche Ressource 
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BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
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Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Maximilian Erwin von Lobkowitz, * 26. Dezember 1888 Bilin (Tschechien), † 1. April 1967 Dover, Massachusetts (USA), Jurist, Diplomat.

Biografie

Maximilian Erwin Maria Josef Antonin Paduansky Jindrich Thomas Fürst von Lobkowitz wurde 1888 in Bilin geboren und stammte der alten böhmischen Adelsfamilie Lobkowitz ab. Sein Vater war Ferdinand Zdenek Lobkowitz und seine Mutter Anna Bertha, geborene Gräfin von Neippberg. Nach der Schule studierte Lobkowitz in Prag Rechtswissenschaften und promovierte 1913 zum Dr. jur. Nachdem sein Vater am 21. Oktober 1920 auf die Titel verzichtete, rückte Lobkowitz nach und wurde damit zehnter und letzter Fürst von Lobkowitz, Herzog zu Raudnitz, Graf von Sternstein und Durchlauchtheit. Er verfügte über 15.000 Hektar Landbesitz im Sudentenland und besaß zudem eine Brauerei und eine Abfüllanlage. Lobkowitz galt innerhalb des böhmischen Adels zu den führenden Unterstützern der ersten tschechoslowakischen Republik. In der Zwischenkriegszeit fungierte er als Sekretär der tschechoslowakischen Gesandtschaft in London. Aus gesundheitlichen Gründen war er ab 1926 die überwiegende Zeit beurlaubt.

Freundschaft mit Karl Kraus

Am 1. Dezember 1924 heiratete er Gillian Margaret Hope, geborene Somerville, geschiedene Bonham-Carter, mit der er drei Söhne hatte. Gillian Lobkowitz hatte bereits seit den 20er Jahren ein enges freundschaftliches Verhältnis zu Sidonie Nadherny, die das Ehepaar Lobkowitz gemeinsam mit Karl Kraus auf deren Schlössern in Jezeri (Eisenberg) und Roudnice (Raudnitz) sowie in Prag regelmäßig besuchte und die sogar gemeinsam urlaubten, etwa in Le Lavandou.

Lobkowitz war bereits vor Beginn des Ersten Weltkrieges begeisterter Leser der Fackel gewesen und so wurde Nadherny, gemeinsam mit Kraus, der eine Vorliebe für aristokratischen Umgang hatte, in den Freundeskreis Lobkowitz eingeführt. Lobkowitz veranlasste etwa ein Treffen zwischen Karl Kraus und Thomas G. Masaryk, der ein Soziologe und Politiker war und sich während des Ersten Weltkriegs vom Londoner Exil aus für einen eigenständigen tschechoslowakischen Staat einsetzte und folglich von 1918 bis 1935 der erste Präsident des neuen Staates wurde und der der Vater von Lobkowitz' Studienkollegen Jan Masaryk gewesen war.

Kraus reagierte auf die Kritik, dass er sich mit Aristokraten, Lakaien und Machthabern abgebe, mit einem Artikel in der Fackel: "Wenn einer dieser Lobkowitze […] nicht auch sonst einer wäre, dessen Umgang den Verzicht auf den mit sämtlichen Schmierfinken des deutschen Blätterwaldes lohnt, weil er geistiger, freier und sogar adeliger denkt als ein kommunistischer Literat, so hätte er sich schon dadurch, dass ich ihm das Kriegserlebnis des Gedichtes <Der Bauer, der Hund und der Soldat > verdanke, mehr um die deutsche Literatur als alle jene, die uns die Freiheit ihrer Rhythmen gebracht haben und zu neuen Weltordnung durch eine aufgelöste Syntax führen."

Kraus identifizierte Lobkowitz damit als Ideengeber für sein Gedicht "Der Bauer, der Hund und der Soldat" und widmete darüber hinaus dem Ehepaar Lobkowitz seine Nachdichtung und Übertragung der Sonette von William Shakespeare ins Deutsche, die 1933 erschienen waren. 1935 war Lobkowitz in einen Rechtsstreit Kraus' mit dem Verlagshaus Melantrich verwickelt, das als neuer Kommissionär in Prag Kraus' Werke verkaufen sollte, da der Absatzmarkt in Deutschland aufgrund der Machtübernahme der Nationalsozialisten geschrumpft war. Der Transport erfolgte ohne Vertrag und war verbunden mit hohen Forderungen, die Lobkowitz gemeinsam mit Karl Járay und dem Redakteur Jan Münzer durch eine Bürgschaftserklärung erfüllt hatten. Lobkowitz stand deswegen in Kontakt mit Kraus' Anwalt Johann Turnovský.

Exil

Nachdem Böhmen 1938 durch das nationalsozialistische Deutschland annektiert wurde, sah sich Lobkowitz gezwungen, nach Großbritannien zu emigrieren, zumal er sich gegen das Münchener Abkommen ausgesprochen hatte. Er wurde in weiterer Folge von nationalsozialistischen Polizeiorganen zum Staatsfeind ernannt und im Frühjahr 1940 sogar durch das Reichssicherheitshauptamt in Berlin auf die Sonderfahndungsliste G.B. gesetzt, wodurch er im Falle einer erfolgreichen Invasion Großbritanniens sofort ausfindig gemacht und verhaftet werden sollte. Um 1941 wurde ein Großteil seines Vermögens und Besitzes in der Tschechoslowakei von den Nationalsozialisten beschlagnahmt. Dazu gehörten seine Ländereien, der Biliner Sauerbrunn (Mineralwasserabfüllung), seine Schlösser, darunter Raudnitz, der Stammsitz der Familie Lobkowitz, und seine umfangreiche Bibliothek. Der Gesamtwert belief sich auf 30 Millionen Reichsmark.

Ab Oktober 1941 hatte er in Großbritannien den Posten eines Gesandten der tschechischen Exilregierung inne und wurde 1942 zum Botschafter aufgewertet, womit er gleichzeitig zum ersten tschechischen Botschafter überhaupt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt er seinen Besitz zwar wieder zurück, allerdings wurde dieser 1948 nach der Machtübernahme der Kommunisten erneut konfisziert. Zudem war sein Freund Jan Masaryk, der mittlerweile Außenminister geworden war, bei einem Sturz aus einem Prager Palais im März 1948 ums Leben gekommen, wobei bis heute noch unklar ist, ob es sich um Selbstmord oder Mord gehandelt hatte. Ende der 1940er Jahre ließ er sich endgültig in den USA, Massachusetts, nieder, wo er 1967 starb, und wo seine Frau noch bis 1982 lebte.

Lobkowitzplatz, Lobkowitzbrücke, Lobkowitzpalais

Quellen

Literatur


Maximilian Erwin von Lobkowitz im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks