Muriel Gardiner

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Muriel Gardiner-Buttinger, aufgenommen 1934 von Trude Fleischmann
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Gardiner, Muriel
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Morris, Muriel; Gardiner-Buttinger, Muriel
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dr. med.
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  33727
GNDGemeindsame Normdatei 12427935X
Wikidata Q875951
GeburtsdatumDatum der Geburt 23. November 1901
GeburtsortOrt der Geburt Chicago, USA 4009921-0
SterbedatumSterbedatum 6. Februar 1985
SterbeortSterbeort Princetown, USA 4103300-0
BerufBeruf Psychiaterin, Psychoanalytikerin, Widerstandskämpferin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Adolf Loos (Portal), Widerstandsbewegung
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 2.05.2024 durch WIEN1.lanm09lue
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle
BildnameName des Bildes Muriel Gardiner Buttinger.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Muriel Gardiner-Buttinger, aufgenommen 1934 von Trude Fleischmann
  • 9., Frankgasse 1/12 (Wohnadresse)
  • 9., Rummelhardtgasse 2/6 (Wohnadresse)
  • 8., Lammgasse 8 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (Verleihung: 1980)

Muriel Gardiner, geb. Morris, * 23. November 1901 Chicago (USA), † 6. Februar 1985 Princetown (New Jersey, USA), Widerstandskämpferin, Psychiaterin, Psychoanalytikerin.

Biografie

Muriel Morris wurde 1901 als Tochter eines reichen Fleischverarbeitungsmagnaten in Chicago/USA geboren. Sie studierte bis 1922 am Wellesley College in Massachusetts und ging darauf für ein Auslandsjahr nach Rom. Später studierte sie in Oxford Literatur und kam nach einer kurzen Ehe 1926 nach Wien, um sich von Sigmund Freud analysieren zu lassen. Dieser vermittelte sie weiter an seine Schülerin, die Amerikanerin Ruth Mack Brunswick. Nach ihrer Psychoanalyse, einer weiteren kurzen Ehe mit dem Engländer Julian Gardiner, der in Wien Musik studierte, und der Geburt ihrer Tochter blieb sie als Alleinerzieherin in Wien und nahm eine Lehranalyse auf, um selbst Psychoanalytikerin zu werden. Sie begann deshalb 1932 ein Medizinstudium an der Universität Wien.

Obwohl aus reichem Hause stammend, war sie überzeugte Sozialistin und schloss sich, fasziniert von den sozialen Errungenschaften des "Roten Wien", nach der Ausschaltung der Demokratie durch den Austrofaschismus in Wien 1934 der sozialistischen Untergrundbewegung an. Unter dem Decknamen "Mary“ war sie für die ab 1934 aktiven Revolutionären Sozialisten tätig und lernte deren Vorsitzenden Joseph Buttinger kennen. Sie stellte ihre beiden Wohnungen und ihr abgelegenes Ferienhaus in Sulz im Wienerwald für konspirative Treffen zur Verfügung und verhalf vor und nach dem "Anschluss" unter Einsatz ihres Lebens zahlreichen politisch und/oder "rassisch" Verfolgten mit Geld, Bürgschaften und falschen Pässen zur Flucht. Muriel Gardiner hatte 1937 ihre psychoanalytische Lehranalyse in Wien abgeschlossen und trieb ihr Medizinstudium voran. Sie blieb nach dem "Anschluss" trotz zunehmender Gefahr noch in Wien und schloss im Juni 1938 ihr Studium trotz zahlreicher Schikanen mit der Promotion zur Dr. med. univ. ab. Sie war aufgrund der langen Widerstandstätigkeit selbst gefährdet und galt, obwohl konfessionslose Amerikanerin, im NS-Staat als "jüdischer Mischling".

Bald nach ihrer Promotion verließ sie Österreich und ging nach Paris, wo sie den bereits dorthin geflüchteten Joseph Buttinger heiratete. Gemeinsam emigrierten sie nach Kriegsausbruch 1939 in die USA und waren beide lange Jahre in der Flüchtlingshilfe aktiv. Muriel Gardiner arbeitete als Ärztin, Autorin und Psychoanalytikerin in den USA und wurde unter anderem durch ihre Aufarbeitung von Sigmund Freuds berühmten Fall des "Wolfsmannes" über infantile Neurosen bekannt. Bereits 1978 publizierte sie gemeinsam mit Joseph Buttinger eine erste politische Autobiografie: "Damit wir nicht vergessen - Unsere Jahre 1934 bis 1947 in Wien, Paris und New York", aber erst 1983 veröffentlichte sie ihre Memoiren unter dem Titel "Code Name 'Mary'. Memoirs of an American Woman in the Austrian Underground".

Muriel Gardiner erhielt 1980 das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Forschung I. Klasse, 1989 wurde in Wien-Favoriten der Muriel-Gardiner-Buttinger-Platz nach ihr benannt.

2023/24 kuratierte die Universität Wien gemeinsam mit dem Freud Museum London die Ausstellung "Code Name 'Mary': Das ungewöhnliche Leben von Muriel Gardiner", die unter anderem in der Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte gezeigt wurde.

Werke

  • Deckname "Mary". Erinnerungen Einer Amerikanerin Im Österreichischen Untergrund. Wien : Promedia 1989
  • Mörder ohne Schuld. Frankfurt (Main) : S. Fischer 1979

Literatur

  • Freud Museum London / Institut für Historische Sozialforschung Wien [Hg.]: Code Name 'Mary'. Das außergewöhnliche Leben von Muriel Gardiner. Mit Beiträgen von Carol Seigel, Herbert Posch, Markus Stumpf, Julia Brandstätter, Florian Wenninger. Wien 2024
  • Peter Autengruber, Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag 2014, 9. Auflage, S. 212
  • 650 plus - Geschichte der Universität Wien: Muriel Gardiner Buttinger, Dr. med.


Muriel Gardiner im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks