Musikinstrumentenbau
Musikinstrumentenbau. Instrumentenbau als Zweig der Wirtschaft kann nur in Kulturen entstehen, in denen an die Musikinstrumente hohe Anforderungen hinsichtlich der Qualität gestellt werden und wo Instrumente als Gegenstände der Repräsentation dienen beziehungsweise als Sammelobjekte auftreten können. Vor allem in Europa hat sich der Musikinstrumentenbau unter diesen Bedingungen aus einer Nebentätigkeit von Handwerkern und Musikern zu einem spezialisierten Handwerk sowie zu Industrie und Handel entwickelt. Auch in Wien hat der Musikinstrumentenbau eine große Tradition. Relativ weit zurückverfolgbar sind das Lautenmachergewerbe und sein moderner Zweig, der Geigenbau.
Schon im 14. und 15. Jahrhundert können wir einige Lautenmacher in Wien nachweisen (sie waren vor dem Widmer- und Werdertor ansässig); 1696 bildete sich eine Innung der Lauten- und Geigenmacher. Obwohl sich ab dem beginnenden 18. Jahrhundert die übermächtige Konkurrenz der italienischen Geigen bemerkbar machte, entwickelte sich der Instrumentenmarkt lebhaft. An der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert gab es in Wien neben 32 Geigenbauern und 25 Blasinstrumentenerzeugern 147 Klavier- und Orgelbauer. Berühmte Geigenbauer des 19. Jahrhunderts waren unter anderem Michael Stadlmann, Martin Stoß, Georg Stauffer und Franz Geissenhof. Auch andere Zweige des Musikinstrumentenbaus, etwa die Blasinstrumentenmacher oder die Orgel- und Klaviererzeuger (Klavier), bereicherten mit ihren Erzeugnissen ihre jeweiligen Sparten. Johann Andreas Stein schuf die grundlegend neue Mechanik im Klavierbau, die „Wiener Mechanik", durch die das Klavier zum Soloinstrument wurde. Instrumentenbauer wie Joseph Brodtmann, Heinrich Jansen oder Johann Promberger trugen Wesentliches zur Weiterentwicklung der Instrumente bei; Andreas Johann Streicher, Konrad Graff oder Ignaz Bösendorfer schufen in ihren Werkstätten Klaviere, die dem Wiener Musikinstrumentenbau Weltgeltung sicherten. Gegenwärtig erzeugt in Wien eine dezimierte Zahl von Firmen (im speziellen von Klavierfirmen) hauptsächlich für den Export.
Wappen der Blas-, Streichinstrumenten- und Harmonikaerzeuger
1904 hat der Heraldiker Hugo Gerard Ströhl Wappen der Genossenschaften vorgelegt, die zur künstlerischen Innenausstattung der Versorgungsheimkirche dienten.
In Blau unter einer schwarzen, silbern beschlagenen Zieh- und Handharmonika eine naturfarbene Violine, hinter der sich zwei silberne Heroldstrompeten mit goldenen Trompetentüchern, die mit schwarzen Adlern geschmückt sind, kreuzen.
Literatur
- Jakob Dont: Das Wiener Versorgungsheim. Eine Gedenkschrift zur Eröffnung. Wien: Verlag der Gemeinde Wien 1904, Taf X
- Jakob Dont [Hg.]: Der heraldische Schmuck der Kirche des Wiener Versorgungsheims. Mit dem Anhang: Beschreibung der Siegel der ehemaligen Wiener Vorstädte und Vorort-Gemeinden. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 18, Taf. X
- Helmut Kretschmer: Musikinstrumentenbau in Wien. In: Wiener Geschichtsblätter 41 (1986), S. 85 ff.
- Helmut Ottner: Der Wiener Musikinstrumentenbau 1815-1833. Diss. Univ. Wien. Wien 1968
- Rudolf Hopfner: Wiener Musikinstrumentenmacher 1766-1900. Adressenverzeichnis und Bibliographie. Tutzing: Schneider 1999
- Eva Badura-Skoda: Soziale und bürokratische Hindernisse für Musik-Instrumentenmacher im 18. Jahrhundert vornehmlich in Wien und ihm süddeutschen Raum. In: Studien zur Wiener Geschichte 64/65 (2013), S. 9-40
- Alois Schürhagl: Festschrift herausgegeben zur 25jährigen Gründungsfeier des "Fortbildungs-, Kranken- und Unterstützungsvereines sämtlicher Musikinstrumentenmacher und deren Hilfsarbeiter Wiens". Wien 1903
- Anton Krotky: Der Wiener Geigenbau im 19. und 20. Jahrhundert dargestellt am Beispiel der im Gebäude der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien ansässigen Streichinstrumentenmachermeister. Diss. Univ. Wien. Wien 1996
- Ferdinand Prochart: Der Wiener Geigenbau im 19. und 20. Jahrhundert. Tutzuing: Schneider 1979 (Wiener Veröffentlichungen zur Musikwissenschaft, 16)