Nadine Paunovic
- Abgeordnete zum Nationalrat (19.12.1945 bis 08.11.1949)
- Bundesleiterin der Österreichischen Frauenbewegung (1945 bis 1949)
Nadine Paunovic, * 30. April 1903 Sarajevo, † 3. August 1981 Klosterneuburg, Lehrerin, Politikerin.
Biografie
Nadine Paunovic war die Tochter eines Militärjuristen, der bald verstarb; ihre Mutter heiratete in zweiter Ehe einen österreichischen Offizier. Sie besuchte die Lehrerinnenbildungsanstalt, an der sie 1922 maturierte. Neben ihrer Tätigkeit als Volksschullehrerin absolvierte sie 1925 die Ergänzungsmatura am Realgymnasium Mödling und begann berufsbegleitend ein Studium der Germanistik und Anglistik an der Universität Wien. Auf die Promotion 1929 folgte die Lehramtsprüfung für Gymnasien im Jahr darauf. In weiterer Folge arbeitete sie als Lehrerin am Gymnasium der Ursulinen in Wien-Innere Stadt
Seit 1922 in der katholischen Frauenbewegung aktiv, engagierte sie sich 1934 auch im Frauenreferat der Vaterländischen Front. Nach dem "Anschluss" 1938 wurde Paunovic aus politischen Gründen vom Schuldienst suspendiert und arbeitete in einer Miederfabrik. In der NS-Zeit unterstützte sie ausländische Arbeiter und war immer wieder Verhören und Hausdurchsuchungen ausgesetzt.
Nach der Befreiung 1945 nahm sie den Lehrberuf wieder auf und wurde mit der provisorischen Leitung des Mädchengymnasiums Clementinengasse in Wien-Fünfhaus und ab August 1946 auch des Mächen-Realgymnasiums Erlgasse in Wien-Meidling betraut. Dort richtete sie ein Halbinternat und die größte Bücherlade Wiens (für Schülerinnen aus ärmeren Familien) ein. Im November 1948 avancierte die Pädagogin zur Gymnasialdirektorin und ging als solche 1966 in Pension.
Politisch engagierte sich Nadine Paunovic in der Österreichische Volkspartei (ÖVP), in deren Rahmen sie die Frauenorganisation aufbaute. Sie wurde zur ersten Bundesleiterin der Österreichischen Frauenbewegung und zog bei der Nationalratswahl 1945 als Abgeordnete in das Parlament ein. Außerdem fungierte sie als Bundesparteiobmann-Stellvertreterin der ÖVP. Sie engagierte sich besonders in der Bildungs- und Sozialenpolitik und thematisierte frauenspezifische Themen wie weibliche Berufstätigkeit, Mütterfürsorge oder Absicherung im Alter durch eine "Gemeinschaftsrente". Auch kritisierte die Benachteiligung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt. 1949 legte sie ihre politischen Funktionen nieder.
Literatur
- Herta Haider: Die österreichische Frauenbewegung. In: Christliche Demokratie 2 (1984), Nr. 3, S. 293-302
- Barbara Stiglmayr: Bürgerliche Frauen, die Geschichte machten. In: Barbara Fischer/Barbara Stiglmayr: Die Kandidatin. Frauen bewegen Österreich. Wien: Molden 2004, S.127-215, hier S. 151-155