Omnibus
Omnibus (lateinisch für alle), ursprünglich privates Verkehrsmittel, das schienenungebunden und pferdebespannt auf fixen Linien innerhalb der Stadt, aber auch ins nähere (zuweilen weitere) Umland verkehrte; der Omnibus entwickelte sich aus dem Gesellschaftswagen beziehungsweise Stellwagen, für den allmählich die Bezeichnung Omnibus Verwendung fand (erstmals 1842 nachweisbar), wobei der Name auf jeden Fall für Routen angewendet wurde, die aus der Stadt hinausführten. Der Unterschied zur Pferdetramway, deren Wagen in ihrer Form dem Omnibus sehr ähnelten, lag darin, dass der Omnibus keine Schienen benötigte; die Kastenform des Pferdeomnibusses hat sich während des ganzen 19. Jahrhunderts nur unwesentlich geändert (vorne an der Deichsel aufsitzende kleinere Räder, über dem Kutschersitz auf dem Wagendach zusätzliche Sitzplätze, hinten ein Einstieg, auf einem Trittbrett stehend der Schaffner).
Die Personenbeförderung mittels Omnibussen beziehungsweise Stellwagen wurde ursprünglich von verschiedene Fuhrwerksbesitzern betrieben (von denen viele namentlich bekannt sind, beispielsweise Barthelt, Kitzler oder Rauscher). Auf einem Plan aus 1861 sind die Standplätze vermerkt, für die (ebenso wie für die zu befahrenden Strecken) Lizenzen ausgegeben wurden; sie massieren sich um den Stephansplatz, den Neuen Markt und den Platz Am Hof (1842 gab es 70 Lizenzinhaber); die Intervalle schwankten zwischen fünf und 60 Minuten, hatten aber bei 15 Minuten ihre größte Häufigkeit.
Die Kritik der Bevölkerung prangerte vor allem die Überfüllung der Wagen und den schlechten Straßenzustand an. Ziele waren (neben den "innerstädtischen" Routen) vor allem die Vororte, aber auch eine Reihe von niederösterreichischen Städten und Märkten. Am 5. April 1869 wurde die "Vienna General Omnibus Comp. Ltd." ("Wiener Allgemeine Omnibus-AG") gegründet, der es gelang, die meisten bestehenden Betriebe einzulösen und fast alle wichtigen Linien zu betreiben (1870 erfolgte die Festlegung der Linienführung). Ebenfalls 1870 wurde eine weitere Gesellschaft gegründet, die 1876 zur "Lohnwagen-Unternehmung A. E. Leydolt, F. Rückauf und Cie." erweitert wurde.
Als größte Stellwageninhaberin Wiens stand die Omnibus-AG bereits in direkter Konkurrenz zur bereits bestehenden Pferdetramway (Tramway-Gesellschaft). Das Anbot teilte sich in einen Correspondenz-Dienst (Omnibusse, die vom Stephansplatz aus [Abfahrtsstelle hinter dem Dom] strahlenförmig mit 186 Fahrzeugen 17 Routen befuhren [Bezeichnung mit den Buchstaben A-R] und Intervalle von fünf bis zehn Minuten einhielten) und in direkte Linien; letztere hatten entferntere Orte, insbesondere Sommerfrischenorte, zum Ziel, sie verbanden aber auch Vorstädte und Vororte miteinander (zwölf Linien) und versahen den Dienst zwischen den Bahnhöfen (fünf Linien). Damit bestand ein relativ engmaschiges Netz. Die "Vienna General Omnibus Company Ltd." wurde am 15. Juli 1908 von der Gemeinde Wien übernommen, die auf dem Liniennetz einen Probebetrieb, auch bereits mit Automobilen (Autobus), einrichtete. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde 1919 unter dem Titel "Gemeinde Wien - städtische Stellwagenunternehmung" der Betrieb aufgenommen, erwies sich jedoch, da nun bereits das Straßenbahnnetz ausgebaut war, als unrentabel. Mit Gemeinderatsbeschluss vom 3. November 1922 wurde die Unternehmung der Direktion der städtischen Straßenbahnen eingegliedert.
Das 1897 erbaute damalige Depot der "Vienna First General Omnibus Gesellschaft" in 12, Dörfelstraße 6, ist die einzige Stellwagenstallung Wiens, die sich weitgehend unverändert erhalten hat (Fassadenrekonstruktion 1991). Das dreigeschossige Stallgebäude ist über Rampen vom Hof der ehemaligen Remise (Nummer 6, abgetragen 1988) erreichbar; es besitzt Gusseisensäulen und Mouniergewölbe.
Literatur
- Drei Jahrhunderte Straßenverkehr in Wien. Gemeinsame Ausstellung des Archivs und des historischen Museums der Stadt Wien; November 1961 bis Februar 1962. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1961 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 8), S. 46 ff.
- Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk. Wien: Schroll 1996, Register