Gesellschaftswagen
Gesellschaftswagen kamen als innerstädtische Verkehrsmittel in der Biedermeierzeit auf. Vorläufer finden sich frühzeitig unter den Wagenbeständen der Landkutscher (zum Teil in verglasten Ausführungen).
Der Wagentyp entwickelte sich seit Anfang des 19. Jahrhunderts aufgrund des steigenden Bedarfs sehr rasch. Die älteste bildliche Darstellung (in offener Ausführung mit aufklappbarem Dach, von der man bald wieder abgekommen ist) enthalten die Eipeldauer-Briefe (7577, Heft 7, 17, Bild Nummer 58); dieser Gesellschaftswagen verkehrte ab 1817 nach Hietzing; er war (im Gegensatz zum Zeiselwagen) bereits gefedert.
Schon 1819 weist der Wagen jene typische Kastenform auf, die ihn durch Jahrzehnte, in verschieden leichten Varianten, auszeichnet; aus diesem Jahr existiert ein Aquarell eines Gesellschaftswagens auf der Fahrt nach Hainbach. Um 1820 nahm der Verlag Trentsensky den Gesellschaftswagen auch in seine Lithographieserie „Wiener Fuhrwerke" auf. Aus dem Gesellschaftswagen entwickelte sich der Stellwagen, der alsbald auch unter der Bezeichnung „Omnibus" bekannt geworden ist. 1842 verteilten sich die damals gezählten 258 Stell-, Gesellschaftswagens- und Omnibus-Wägen, wie einem zeitgenössischen Verzeichnis zu entnehmen ist, auf über 70 Besitzer an 47 Standorten (ohne dass man den Anteil der Gesellschaftswagen erkennen kann); allein der „Fiaker-Verein" besaß 19 Wagen, außerdem verfügten die Bahnen sowie einige Bäder (Theresienbad, Pfannsches Mineralbad) über eigene Stellwagen.
Noch 1857 ist in der Zeitschrift „Hans Jörgel" ein als Gesellschaftswagen bezeichnetes Fahrzeug abgebildet, das nach Dornbach verkehrte, und 1860 erschien eine „Humoristische Geschichte des Gesellschaftswagens" in 12 Einzeldarstellungen (von Anton Zampis).
Literatur
- Drei Jahrhunderte Straßenverkehr in Wien. Gemeinsame Ausstellung des Archivs und des historischen Museums der Stadt Wien; November 1961 bis Februar 1962. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1961 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 8), S. 46 ff.
- Felix Czeike: Straßenverkehr in Wien seit dem 18. Jahrhundert. In: Amtsblatt der Stadt Wien, 16.01.1963, S. 198, Anmerkung 45