Otto Bauer ("Kleiner Otto Bauer")

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Bauer, Otto
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Kleiner Otto Bauer
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  45091
GNDGemeindsame Normdatei 1242293957
Wikidata
GeburtsdatumDatum der Geburt 16. April 1897
GeburtsortOrt der Geburt Wien
SterbedatumSterbedatum 10. August 1986
SterbeortSterbeort Prägraten, Osttirol
BerufBeruf Handelsangestellter, Politiker, Verbandsfunktionär
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen) Sozialdemokratische Arbeiterpartei
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung
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RessourceUrsprüngliche Ressource 
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BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
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Otto Bauer ("Kleiner Otto Bauer"), * 16. April 1897 Wien, † 10. August 1986 Prägraten (Osttirol), Handelsangestellter, sozialdemokratischer Politiker, Verbandsfunktionär.

Herkunft, Ausbildung und Familie

Der "kleine" Otto Bauer wurde als unehelicher Sohn des Metallschleifers Adolf Riedl und der Näherin Maria Bauer in Wien-Ottakring geboren. Nach dem Besuch der Volks- und Bürgerschule absolvierte Bauer ab 1911 eine Lehre als Handelsangestellter. 1916 unterbrach die Einberufung in die österreichische Armee seine Berufslaufbahn. Die Entlassung vom Militär 1918 führte ihn zunächst in die Arbeitslosigkeit, ehe er 1920 bis 1928 als Metallarbeiter seinen Lebensunterhalt verdiente. Nach 1928 war er hauptberuflich für den "Bund der Religiösen Sozialisten" tätig. 1919 heiratete er die Metallarbeiterin Rosa Fraiss (1899-1966); der Ehe entstammten vier Kinder (Leopoldine, Rosa-Maria, Stefanie und Otto jun.).

Politisches Engagement

Bereits 1912 wurde Bauer Mitglied bei dem von Anton Orel gegründeten "Bund der christlichen Arbeiterjugend". Bei den Wahlen für den Arbeiter- und Soldatenrat im November 1918 wurde Bauer – obwohl zu diesem Zeitpunkt noch kein sozialdemokratisches Parteimitglied – in die Vertretung der zivilen Arbeiter, Angestellten und Soldaten gewählt und übte dieses Mandat bis zu seiner Rückkehr nach Wien (1919) aus. Danach wurde Bauer auch Mitglied der SDAP. Im Jahr 1926 war er Mitbegründer und erster Obmann des "Bundes der Religiösen Sozialisten" (bis 1934). Gleichzeitig fungierte er als Redakteur der Zeitschrift des Bundes, dem "Menschheitskämpfer". Zunächst nicht ohne Erfolg im Bemühen einer Zusammenarbeit zwischen Sozialdemokratie und katholischer Kirche, verlor der Bund durch die päpstliche Enzyklika "Quadragesimo anno" und der darin festgeschriebenen Unvereinbarkeit von Sozialismus und Christentum ab 1931 weitgehend seinen politischen Wirkungskreis.

Ende 1933 unterhielt Bauer Verbindung zur Gruppe "Neu Beginnen" um Karl Friedrich Frank und wurde im Auftrag des Parteivorstands der SDAP zur Sondierung bei Kardinal Theodor Innitzer und Pater Georg Bichlmair mit der Intention gesandt, die Kirche zur Vermittlung zwischen der organisierten Arbeiterbewegung und der Regierung Dollfuß zu bewegen. Im Jänner 1934 wurde der "Bund der Religiösen Sozialisten" noch vor Ausbruch der Februarkämpfe als erste Kulturorganisation der SDAP durch das faschistische Regime aufgehoben und verboten. An den Februarkämpfen 1934 nahm Bauer nicht aktiv teil, wohl aber bei der Organisation von Unterstützungsleistungen für die Opfer sowie für flüchtige Schutzbund-Angehörige. Nach der behördlichen Auflösung des "Bundes der Religiösen Sozialisten" 1934 war er maßgeblich an seiner illegalen Weiterführung sowie an der Redaktion der Zeitung "Gerechtigkeit und Freiheit" beteiligt. Im Jahr 1936 wurde Bauer schließlich verhaftet; nach seiner Haftentlassung im August 1936 arbeitete er mit den "Revolutionären Sozialisten" zusammen, vornehmlich in deren Informationsdienst. Ende 1937 wurde er neuerlich inhaftiert.

Emigration

Nach dem "Anschluss" im März 1938 gelang es Bauer, gemeinsam mit seiner Familie über Italien und die Schweiz nach Paris zu emigrieren. Dort wurde er Mitglied der "Erweiterten Auslandsvertretung der österreichischen Sozialisten". Seine Unterstützung galt der Position Joseph Buttingers. 1939 wurde er kurzzeitig interniert; nach seiner Entlassung reiste er nach Südfrankreich weiter. Ende Mai 1940 wurde er dort neuerlich interniert, ehe er im September 1940 ein Visum für New York erhielt. In den Jahren 1941-1944 bestritt er in den USA seinen Lebensunterhalt als Metallarbeiter. Politisch engagierte er sich weiterhin an der Seite von Buttinger und trat gemeinsam mit diesem Ende 1941 aus der AVÖS aus. Zudem trat er neben Friedrich Adler und anderen als Mitunterzeichner des Protestes der österreichischen Sozialdemokraten gegen Versuche der Bildung einer österreichischen Exilregierung durch Hans Rott und Willibald Plöchl auf (September 1941).

Auch nach Ende des Zweiten Weltkriegs blieb Bauer in den USA. Bereits seit 1944 arbeitete er als Bibliothekar an der Library for Political Studies New York (Buttinger Library). Österreich besuchte er nur noch urlaubsbedingt. Bauer verstarb 1986 während eines Kuraufenthaltes in den Osttiroler Bergen.

Werke

Bauers Werke wurden in einem Repositorium der Universität Innsbruck gesammelt.

Literatur

  • Marco Russo: Vom religiösen Sozialismus zum apokalyptischen Denken. Einblicke in das Denken des "kleinen" Otto Bauer. In: Wolfgang Palaver u.a. [Hg.]: Politische Philosophie versus politische Theologie? Die Frage der Gewalt im Spannungsfeld von Politik und Religion. Innsbruck: Innsbruck Univ. Press 2011, S. 339 ff. (Series Edition Weltordnung, Religion, Gewalt, 7)
  • Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emogration nach 1933-1945 / International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933-1945. Hg. vom Institut für Zeitgeschichte / Research Foundation for Jewish Immigration, New York in Zusammenarbeit mit Werner Röder und Herbert A. Strauss. Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. Bearbeitet von Dieter Marx Schneider und Louise Forsyth. München [u.a. ]: De Gruyter Saur 1980, S. 39

Weblinks