Otto Kallir

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Kallir, Otto
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Kallir-Nirenstein, Otto; Nirenstein, Otto
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  24982
GNDGemeindsame Normdatei 116032448
Wikidata Q19754058
GeburtsdatumDatum der Geburt 1. April 1894
GeburtsortOrt der Geburt Wien
SterbedatumSterbedatum 30. November 1978
SterbeortSterbeort New York, USA
BerufBeruf Kunsthistoriker, Schriftsteller, Verleger, Galerist
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass Leo Baeck Institute Center for Jewish History, Belvedere, Wienbibliothek im Rathaus
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Adolf Loos (Portal)
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 9.09.2024 durch WIEN1.lanm09kka
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (Verleihung: 31. Oktober 1968)

Otto Kallir (eigentlich Nirenstein), * 1. April 1894 Wien, † 30. November 1978 New York, USA, Kunsthistoriker, Essayist, Verleger, Galerist.

Biografie

Otto Nirenstein kam am 1. April 1894 als ältester Sohn des Rechtsanwaltes Dr. Jacob Nirenstein und dessen Frau Clara (geborene Engel) zur Welt. Nach der Matura am Akademischen Gymnasium begann er ein Studium an der Technischen Hochschule. Im Ersten Weltkrieg wurde er zum Militärdienst eingezogen und diente als Offizier an der russisch-galizischen und danach an der italienischen Front. Nach dem Krieg brach er sein Studium − nicht zuletzt aufgrund des an den Universitäten um sich greifenden Antisemitismus − ab und wandte sich seinem eigentlichen Interesse zu: der Kunst und deren Vermittlung. 1922 heiratet er Franziska Löwenstein.

Nach ersten Erfahrungen im Verlags- und Galeriewesen eröffnete Otto Nirenstein (den alten Familiennamen Kallir nahm er erst 1933 an) die "Neue Galerie" in der Grünangergasse, die bis 1937 zu einem maßgeblichen Faktor im österreichischen Kunstbetrieb und bald eine der wichtigsten Galerien in Wien wurde. 1924 gründete Nirenstein den "Verlag der Johannes-Presse", benannt nach seinem neugeborenen Sohn. Das Programm umfasste vor allem Lyrik (beispielsweise von Hugo von Hofmannsthal und Max Mell).

Daneben begann er 1927 mit dem Studium der Kunstgeschichte an der Universität Wien und promovierte 1931 mit der Dissertation "Beiträge zur Vischerforschung".

Der Galerist erwarb den Nachlass von Richard Gerstl und stellte dessen Werke 1931 erstmals öffentlich aus. Er zeigte aber auch Oskar Kokoschka, Gustav Klimt, Anton Faistauer, Oskar Laske, Otto Rudolf Schatz, Alfred Kubin und schließlich immer wieder Egon Schiele, über den er mehrere wegweisende Werke verfasste. Den Nachlass von Peter Altenberg konnte Kallir vor der Vernichtung bewahren und stellte ihn in einem Raum der Galerie aus.

Der Architekt Adolf Loos hatte geschäftliche Kontakte zu Nirenstein. Der Galerist nahm von Loos immer wieder Gemälde von Oskar Kokoschka in Kommisssion, um sie für den Architekten zu verkaufen.

1938 musste Kallir unter Zurücklassung des größten Teiles seiner Kunstsammlung mit seiner Familie vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten fliehen. Über die Schweiz gelangte er nach Paris, wo er 1939 die Galerie St. Etienne (in Erinnerung an die Wiener Galerie hinter dem Stephansdom) gründete, der noch im selben Jahr eine Filiale in New York folgte. Aufgrund der Kriegsereignisse sah sich die Familie Kallir im Sommer 1939 genötigt, ihren Wohnsitz nach Amerika zu verlegen. Hier stellte Otto Kallir in einer Reihe von Ausstellungen die bis dahin wenig bekannten Maler des Wiener Expressionismus vor. Eine breite Öffentlichkeit erreichte der Galerist 1960 mit der von ihm kuratierten Ausstellung mit Werken von Gustav Klimt und Egon Schiele im New Yorker Guggenheim Museum.

1968 wurde Otto Kallir mit dem Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien ausgezeichnet.

Bereits vor der Vertreibung aus Wien hatten Otto Kallir und seine Familie mit dem Sammeln wertvoller Handschriften begonnen. Der Bogen dieser einzigartigen Schriftzeugnisse spannt sich von Briefen Kaiser Karls V. über Johann Sobieski, dem Befreier Wiens von den Türken, zu jenen von Kaiserin Maria Theresia und Kaiser Franz Joseph. Briefe Andreas Hofers finden sich ebenso wie solche Napoleons I., Friedrichs II., der legendären Sisi und des in Sarajewo ermordeten Kronprinzen Franz Ferdinand. Die Erben Otto Kallirs schenkten diese Sammlung der Wienbibliothek im Rathaus. 2009 zeigte die Bibliothek im Wien Museum ausgewählte Autografen.

Otto Kallirs Nachlass wird im Leo Baeck Institute in New York verwahrt. Das Archiv der Neuen Galerie Wien kann im Belvedere eingesehen werden.

Quellen

Literatur

  • Veronika Floch: Mut und ein Blick für die Avantgarde. Otto Kallir und die Neue Galerie 1923–1954. In: Wien Museum Magazin, 21.12.2023 [Stand: 21.05.2024]
  • Hermann Böhm [Hg.]: Handschriften aus fünf Jahrhunderten. Die Autographensammlung Otto Kallir. Wien: Wienbibliothek im Rathaus 2008
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Jane Kallir / Hans Bisanz: Otto Kallir-Nirenstein. Ein Wegbereiter österreichischer Kunst. Wien: Eigenverlag 1986 (Katalog der Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 98)
  • Harry Zohn: "...ich bin ein Sohn der deutschen Sprache nur...". Jüdisches Erbe in der österreichischen Literatur. Wien [u. a.]: Amalthea-Verlag 1986
  • Burkhardt Rukschcio / Roland Schachel: Adolf Loos. Leben und Werk. Salzburg: Residenz Verlag 1982, S. 307


Otto Kallir im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks