Palais Auersperg
Auerspergpalais (8.,Auerspergstraße 1), ursprünglich Weltz beziehungsweise Rofrano, erbaut um 1710 vermutlich nach einem Entwurf von Johann Lukas von Hildebrandt, der Mittelteil nach 1721/1722 durch Johann Christian Neupauer wesentlich verändert. Hieronymus Marchese Capece di Rofrano, der ab 1700 in Wien lebte, kaufte 1721 den Besitz von den Erben des Reichsgraf Ferdinand Karl von Weltz. An dieser Stelle hatte sich früher der Rottenhof befunden, als deren Besitzer uns bereits 1491 Wolfgang Kheppler bekannt ist; es folgten 1544 Wolfgang Haller von Hallerstein, 1629 Maria Elisabetha von Rottenau, unter der der „Freihof" 1644 neu erbaut wurde, schließlich 1694 Hyppolitus Marchese von Malaspina, 1700 die Gemeinde Wien, 1708 der Reichsgraf von Weltz. Das Innere des Palais wurde Ende 18. Jahrhundert wesentlich verändert, sein Äußeres Mitte und Ende 19. Jahrhundert durch die Erhöhung des Straßenniveaus, den Säulenvorbau am Mittelrisalit und den neuen Flügel gegen die Lerchenfelder Straße (Entwurf Gangolph Kayser). Ursprünglich befand sich vor dem Palais als Abschluss gegen das Glacis ein Vorplatz, der durch ein von 23 Säulen unterbrochenes eisernes Gitter begrenzt wurde.
Das Palais gelangte nach Rofrano 1732 an Theresia Gräfin Kinsky (1760 war Feldmarschall Joseph von Sachsen-Hildburghausen Mieter des Palais; als Musikkenner und Mäzen leitete er eine künstlerischer Glanzperiode ein und förderte unter anderem Gluck, der hier seine berühmten Hauskonzerte leitete), 1778 an Philipp Graf Kinsky, 1781 schließlich an Johann Adam Fürst Auersperg, in dessen Familie es blieb. Dieser ließ das Palais durch italienische Künstler ausschmücken. 1786 kam es zu einer Privataufführung des „Idomeneo" von Mozart, dargeboten von Amateurdarstellern aus der Wiener Gesellschaft 1853 wurde das Palais von Karl Fürst Auersperg, wirklicher Geheim Rat und k. k. Kämmerer, erneuert; im selben Jahr heiratete die im Palais wohnende Tochter des Prinzen Gustav von Wasa (Enkelin König Gustavs IV. von Schweden) König Albert von Sachsen. Am 13. April 1856 wurde der Abschluss der Restaurierungsarbeiten durch einen Galatanzabend gefeiert, an dem der kaiserliche Hof teilnahm. 1923 zog das neugegründete Bundesdenkmalamt ins Palais ein und blieb hier bis 1935; andere Räumlichkeiten wurden von einer Filmgesellschaft genützt. 1945 war das Palais Sitz der österreichischen Widerstandsbewegung „O5" (Gedenktafel: „1945 sammelten sich in diesem Hause österreichische Patrioten, verhinderten die Zerstörung von Wien und legten den Grundstein für ein freies Österreich. Im Gedenken der Opfer die österreichische Widerstandsbewegung"). Während der Zeit der Besatzung (1945-1955) war das Palais Sitz der Interalliierten Militärpolizei. Nach Besitzwechsel wurde das durch Bomben beschädigt Palais 1953/1954 wiederhergestellt und bei dieser Gelegenheit grundlegend restauriert; es wurde am 5. Februar 1954 wiedereröffnet und ist seither ein Zentrum gesamt Zusammenkünfte und Veranstaltungen verschiedenster Art, verbunden mit einem Restaurantbetrieb.
Literatur
- Erika Meneghini: Die Wiederentdeckung eines "verschollenen" Archivkonvolutes. Neue Erkenntnisse zur Baugeschichte und Ausstattung des Palais Rofrano-Auersperg in Wien. In: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 67 (2023), S. 85-123
- Wolfgang Mayer: V. Margareten. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 5), S. 9 f.
- Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 122 ff.
- Heinz Schindelka: Der Bauernfeindische Saal im Palais Auersperg, in: Das Josefstädter Heimatmuseum. Wien: Neuer Wiener Pressedienst, 11/1960, S. 11 ff.
- Nikolaus Maasburg: Die Bedeutung des Palais Auersperg für das freie Österreich, in: Das Josefstädter Heimatmuseum. Wien: Neuer Wiener Pressedienst 15/1961, S. 3 ff.
- Peter Schubert: Schauplatz Österreich. Band 1/3: Wien. Wien: Hollinek 1976, S. 20 f.
- Gabriele Praschl-Bichler: Wien speziell. Architektur des Barock. Wo finde ich Schlösser, Palais, Öffentliche Profanbauten, Kirchen, Klöster, Bürgerhäuser, Denkmäler, Brunnen, Museen, Sammlungen in Wien. Wien: Christian Brandstätter Verlag 1990, S. 118 f.
- Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 139 f.
- Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 202
- Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1895]). Cosenza: Brenner 1967, Band 3, S. 491 ff.
- Arbeiter-Zeitung. Zentralorgan der Sozialistischen Partei Österreichs. Wien: Vorwärts-Verlag, 26.04.1975
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 236 f.