Rosi Grünschlag

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Toni und Rosi Grünschlag, 1940er Jahre
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Grünschlag, Rosi
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Grünschlag, Rosa; Grunschlag, Rosi; Gregor, Rose
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  371055
GNDGemeindsame Normdatei 1075505380
Wikidata
GeburtsdatumDatum der Geburt 16. Mai 1922
GeburtsortOrt der Geburt Wien 4066009-6
SterbedatumSterbedatum 15. Jänner 2012
SterbeortSterbeort New York, USA 4042011-5
BerufBeruf Pianistin, Klavierlehrerin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource 
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Letzte Änderung am 8.11.2024 durch WIEN1.lanm09lue
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle
BildnameName des Bildes Toni und Rosi Grünschlag.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Toni und Rosi Grünschlag, 1940er Jahre
  • 2., Reichsbrückenstraße (2) 8/24 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Rosi Grünschlag, * 16. Mai 1922 Wien, † 15. Jänner 2012 New York (USA), Pianistin, Klavierlehrerin.

Biografie

Kindheit und musikalische Ausbildung in Wien

Rosa (Rosi) Grünschlag kam 1922 als jüngstes von drei Kindern einer jüdisch-orthodoxen Familie in Wien zur Welt. Ihre Eltern Moritz (Moses) und Cecilia (Zirl) Grünschlag stammten aus Drohobytsch in Galizien im damaligen Österreich-Ungarn und zogen nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs mit Rosis älterem Bruder David nach Wien, wo 1916 ihre Schwester Toni geboren wurde.

Visum für Rosi Grünschlag zur Einreise nach Großbritannien, 1939

Der Vater hatte in jungen Jahren Trompete am Wiener Konservatorium studiert. Auf seinen Wunsch hin bekamen seine drei Kinder früh Instrumentalunterricht. In verschiedenen Interviews erzählt Rosi Grünschlag, dass sie mit zweieinhalb Jahren weder gehen noch sprechen konnte, doch in der Lage war, am Klavier Melodien nachzuspielen, die sie von ihren Geschwistern gehört hatte. In den ersten Jahren erteilte Moritz Grünschlag Rosi Klavierunterricht, ab 1928 lernte sie bei Hilda Stern-Pollak, die bereits seit sechs Jahren ihre Schwester unterrichtete. Alle drei Geschwister hatten ein absolutes Gehör. Die Mutter, die selbst keine Musikerin war, unterstützte und motivierte ihre Kinder wesentlich in ihren musikalischen Ausbildungen.

Familie Grünschlag wohnte im 2. Wiener Gemeindebezirk, Rosi besuchte die Volksschule Sterneckplatz. Die Geschwister begleiteten Schulfeiern musikalisch und spielten häufig bei Schülerkonzerten im Akademietheater.

Ihr Konzertdebüt gab Rosi Grünschlag 1934 oder 1935 in Wien im Großen Musikvereinssaal. Ihre Interpretation von Johann Sebastian Bachs Toccata und Fuge in d-Moll kam sehr gut an. Auf Betreiben ihres Vaters studierte sie ab 1936 bei Walter Kerschbaumer an der Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst. Als Rosi nach dem "Anschluss" 1938 aus Vorsicht nicht mehr zum Unterricht erschien, schickte Kerschbaumer nach ihr, um sie zu überzeugen, das Ausbildungsjahr abzuschließen, das mit Juni endete.

Flucht aus Wien

Zu dieser Zeit lebten Rosi, Toni und Cecilia Grünschlag nur noch zu dritt in Wien: Der ältere Bruder David war bereits Ende 1936 als Mitglied des von Bronisław Huberman gegründeten Palestine Symphony Orchestra ins damalige britische Mandatsgebiet Palästina emigriert. Der Vater, der ihn dort ein Jahr später besuchte, kehrte aufgrund der politischen Lage nicht mehr nach Wien zurück. David konnte über das Orchester für beide Eltern Aufenthaltsgenehmigungen bekommen – Cecilia Grünschlag floh 1939 aus Wien –, jedoch nicht für seine Schwestern.

Mit der Hilfe Bronisław Hubermans erhielten Rosi und Toni schließlich Studentenvisa für die Ausreise nach England. Ende April 1939 flohen die beiden aus Wien über die Niederlande nach London. Nach einer Zeit in einer Flüchtlingsunterkunft wurden die Schwestern für zwei Monate von einer Gastfamilie aufgenommen, die ihnen ermöglichte, Klavier zu üben, bevor sie in die USA weiterreisen konnten. Die dafür nötigen Affidavits bekamen sie über ihren Vater, der von Palästina aus die amerikanische Staatsbürgerschaft zurückerhielt, die er in seiner Jugend schon besessen hatte.

Leben in den USA

Am 1. November 1939 kamen die Schwestern per Schiff nach New York, einen Monat später auch Moritz und Cecilia Grünschlag. Ein Rabbiner, den der Vater dort bald kennenlernte, ermöglichte es Rosi und Toni, in seiner Synagoge Klavier zu spielen, und engagierte sie dann als Pianistinnen für seine Gottesdienste. Der Pastor der Plymouth Church, wo sie ebenfalls auftraten, sorgte dafür, dass sie Olin Downes vorspielen konnten, dem Musikkritiker der New York Times, der von ihrem Spiel begeistert war. Downes schlug ihnen eine Karriere als Klavierduo vor, weil ihre so unterschiedlichen Spielweisen einander ideal ergänzen würden, und vermittelte sie an den Pianisten und Klavierlehrer Robert Casadesus, der sie coachte.

Rosi und Toni Grünschlag widmeten sich fortan der Literatur für zwei Klaviere und gaben ihr Debüt als Duo im März 1945 in der Town Hall in New York. Es war der Beginn einer sehr erfolgreichen Karriere. 1952 gingen die Schwestern auf Konzerttournee an der US-amerikanischen Westküste, 1955 folgte die erste Europatournee. „Die Kritiker haben immer gefunden, dass wir sehr interessante Programme machen“, erinnert sich Rosi Grünschlag in einem Interview von 1997.[1]

Neben der Karriere als Konzertpianistinnen unterrichteten beide Schwestern – Rosi ab 1951 – über zwei Jahrzehnte lang an der Ethel Walker School in Connecticut Klavier. Das Engagement erlaubte ihnen Konzertreisen in Amerika und Europa.

Rosi und Toni Grünschlag besuchten ihre Geburtsstadt nach ihrer Flucht noch drei Mal. 1968, um im Mittleren Konzerthaussaal Jan Ladislav Dusíks Konzert für zwei Klaviere und Orchester in B-Dur op. 63 für Schallplatte einzuspielen, 1995 und schließlich 2006, um bei einer Holocaust-Gedenkveranstaltung Werke von Franz Schubert zu spielen.

Toni Grünschlag, mit der Rosi ihr Leben lang zusammengewohnt hatte, starb im Jänner 2007 an Krebs. Ihr letztes gemeinsames Konzert gaben die Schwestern am 18. Mai 2006 in der Steinway Hall in New York. Rosi Grünschlag überlebte ihre Schwester um genau fünf Jahre, in denen sie immer noch Solokonzerte gab. Am 15. Jänner 2012 starb sie 89-jährig in New York.

Es gibt mehrere Filme über das Leben der Grünschlags: "Toni and Rosi" (2011) von Will Wyatt und Todd Murray, "Orchestra of Exiles" (2012) von Josh Aronson und Denise George und "It runs in the family" (2013) von Dorit Straus und Lucas Groth. Im Online-Archiv des Leo Baeck Instituts finden sich Audioaufnahmen von Interviews mit den beiden Schwestern.

Ein gemeinsamer Nachlass von Rosi, Toni und David Grünschlag befindet sich in der Wienbibliothek im Rathaus, die 2015 eine Ausstellung über die Geschwister zeigte. In sechs Archivboxen und einer Großformatmappe finden sich unter anderem Briefe, Fotografien und andere Lebensdokumente der Geschwister. Der musikalische Nachlass umfasst vier Archivboxen und enthält überwiegend Violinliteratur, auch Klavier- und Kammermusik, in gedruckter Form.

Quellen

Literatur


Rosi Grünschlag im  Katalog der Wienbibliothek im Rathaus und im Katalog des Leo Baeck Instituts.

Weblinks

Referenzen