Rudolf Hiden
Rudolf Hiden, * 19. März 1909 Graz, † 11. September 1973 Wien, Bäcker, Fußballspieler, Fußballtrainer.
Biographie
Rudolf Hiden wurde am 19. März 1909 in Graz geboren. Er erlernte nach Volks- und Bürgerschule bei seinem Onkel den Beruf des Bäckers. Nebenbei besuchte er die Handelsschule, um kaufmännische Kenntnisse für das Geschäft zu erwerben.
Während seiner Schulzeit begann er mit seinen Freunden im Grazer Augarten Fußball zu spielen; sie gründeten den Verein "Sportklub Wacker", dessen Kapitän er wurde und bei dem er als Mittelstürmer spielte. Bereits im Alter von 13 Jahren wurde er 1922 für die Jugendmannschaft der Grazer Athletiker (GAK) verpflichtet. Als 1923 der GAK-Torhüter verletzt wurde, sprang Hiden ein, was seine Karriere als Tormann einleitete.
Schon 1926 durfte er in der steirischen Auswahlmannschaft gegen Jugoslawien in Zagreb spielen. 1927 wurde der Fußballspieler nach einer Niederlage des Wiener Athletiksport-Clubs (WAC) gegen den GAK aufgrund Hidens ausgezeichneter Leistung im Tor des GAK von ersteren unter Vertrag genommen. Er übersiedelte nach Wien, wo er rasch zu einem Publikumsliebling avancierte. Angeblich geht auch der Begriff "Steirertor" für einen unglücklichen, unnötigen Treffer auf ihn zurück; ein solcher soll ihm ausgerechnet bei seinem Wien-Debüt passiert sein. Hauptberuflich arbeitete er als Gehilfe in einer Bäckerei, später konnte er einen eigenen Betrieb in Wien-Landstraße erwerben.
Bereits 1928 stand Hiden erstmals in der österreichischen Nationalmannschaft, ab März 1930 hatte er einen Fixplatz. Mit dem "Wunderteam" feierte er viele Erfolge, wobei der 6:0-Erfolg über Deutschland in Berlin 1931 hervorzuheben ist. Er stand auch bei der legendären Niederlage (4:3) am 7. Dezember 1932 gegen England in London im Tor. Alfred Polgar setzte ihm ein literarisches Denkmal ("Besuch bei Hiden", Prager Tagblatt). In Summe bestritt der Fußballspieler 20 Einsätze im österreichischen Nationalteam.
Nach dem Sieg in einem Länderspiel gegen Frankreich am 12. Februar 1933 wurde er von Racing Club Paris engagiert; mit dieser Mannschaft wurde er mehrmals französischer Pokalsieger. Nachdem er französischer Staatsbürger geworden war, spielte er auch einmal in der Nationalmannschaft, im Jänner 1940 gegen Portugal. Nach der Saison 1939/1940 beendete er seine Karriere als Profifußballer und wurde Trainer.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde Hiden in die französische Armee eingezogen und arbeitete als Sportlehrer für die Rekruten. Nach 1945 nahm er eine Stelle als Journalist bei einer deutschsprachigen Zeitung an. In den 1950er und 1960er Jahren wirkte er als Fußballtrainer in Italien bei mehreren Vereinen. 1967 kehrte er nach Österreich zurück und versuchte sich als Hotelier am Wörthersee – ein Projekt, mit dem er ebenso scheiterte wie Jahre zuvor mit dem Versuch, in Paris eine Bar zu führen.
1970 erlangte Rudolf Hiden wieder die österreichische Staatsbürgerschaft. Kurze Zeit später erkrankte an Krebs und verlor ein Bein. Er verstarb im September 1973 in Wien, vergessen von der Öffentlichkeit. Bundeskanzler Bruno Kreisky veranlasste das Begräbnis des verarmten Stars und ließ Hidens französische Frau eine Ehrenpension zukommen.
Im Jahr 2005 wurde in Wien-Donaustadt die Rudi-Hiden-Gasse nach dem Fußballer benannt.
Literatur
- Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
- Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
- Willy Schmieger: Rudolf Hiden. Österreichs Fußballtormann. Wien/Leipzig: Winkler 1932
- Christoph Bausenwein: Rudi Hiden. Eine Karriere zwischen Wiener Kaffeehäusern, Pariser Bars und deutschen Gefängnissen, in: Diethelm Blecking/ Lorenz Pfeiffer [Hg.]: Sportler im "Jahrhundert der Lager". Profiteure, Widerständler und Opfer. Göttingen: Die Werkstatt 2012, S.338-345.
- Rudi Hiden (1909-1973). Broschüre der HIB Liebenau [Stand 29.09.2016]