Stammersdorfer Zentralfriedhof

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Stammersdorfer Zentralfriedhof (21., Stammersdorfer Straße 244-260), Schrägluftaufnahme.
Daten zum Objekt
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48° 17' 42.12" N, 16° 26' 13.13" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Stammersdorfer Zentralfriedhof (21., Stammersdorfer Straße 244-260). Der Friedhof ist 196.679 Quadratmeter groß und verfügt über rund 23.000 Grabstellen.

Geschichte

Inbetriebnahme des Friedhofs

Als sich die Orte Jedlesee, Neu-Jedlersdorf, Donaufeld und Floridsdorf 1894 zur Großgemeinde Floridsdorf zusammenschlossen, war eine der von ihren Vertretern gestellten Bedingungen die Auflassung des Floridsdorfer Ortsfriedhofs (Floridsdorfer Friedhof, heute Paul-Hock-Park) und die Errichtung eines "Centralfriedhofs bei Stammersdorf". 1901 wurden (nachdem die Anlage eines Friedhofs in Leopoldau am geforderten Grundstückspreis und die Anlage in Jedlesee am Einspruch des Grundbesitzers, des Stifts Klosterneuburg, gescheitert war, das den Friedhof als hinderlich für die künftige Entwicklung des Orts Jedlesee betrachtete) Grundstücke im Ausmaß von rund 121.000 Quadratmetern in Stammersdorf an der damaligen Gerasdorfer Bezirksstraße erworben, für die 66.772 Kronen bezahlt werden mussten. Karl Frömmel führte nach Plänen von Oskar Mratschek ab 1902 die Bauten aus. Nach der Weihe (27. Mai 1903) erfolgte am 1. Juni 1903 die Eröffnung des Friedhofs; gleichzeitig wurden die bisherigen Ortsfriedhöfe in Floridsdorf, Jedlesee (Jedleseer Friedhof) und Donaufeld (Donaufelder Friedhof, heute Hans-Hirsch-Park) geschlossen. Zunächst wurde der mittlere Teil des Grundstücks belegt; hier entstand über dem Haupteingang die neugotischen "Einfahrtshalle".

Ab der Eröffnung 1903 war die Bezeichnung Floridsdorfer Zentralfriedhof amtlich. Der Friedhof wurde im Juli 1907 nach der Übernahme der Verwaltung durch die Gemeinde Wien am 1. Jänner 1906 in "Friedhof in Stammersdorf" umbenannt und 1920 unter der Bezeichnung "Stammersdorfer Friedhof" zum Hauptfriedhof (neben dem Zentralfriedhof) erklärt; erst 1925 erfolgte bei gleichzeitiger wesentlicher Vergrößerung die Benennung in Stammersdorfer Zentralfriedhof.

Infrastrukturelle Arbeiten

Die Einführung der Gasbeleuchtung wurde im September 1906 bewilligt, 1907 erhielt der Magistrat die Vornahme baupolizeilicher Maßnahmen im Friedhofsbereich übertragen. 1916 genehmigte der Stadtrat im Stammersdorfer Zentralfriedhof und in den Ortsfriedhöfen des 21. Bezirks Beerdigungen in Einzel(Kinder)gräbern und verfügte außerdem das gleichartige Vorgehen bei Beerdigungen der Särge in den Schachtgräbern des Stammersdorfer so wie am Simmeringer Zentralfriedhof.

1938 entstand eine Aufbahrungskapelle, nachdem der Friedhofszugang durch die Einfahrtshalle abgemauert und die im Durchgangsbereich bestehenden Mauern der ehemaligen Wartehallen demoliert wurden. 1950 erfolgte der Anschluss an das städtische Stromnetz und 1963 die Errichtung einer eigenen Wasserversorgungsanlage.

Streitfrage der Feuerbestattung

1964-1966 wurde (nachdem die römisch-katholischen Kirche 1963 die Vorschriften des Kirchenrechts über die Kremation Verstorbener gemildert hatte) die ehemalige Aufbahrungshalle 2 von der Gemeinde Wien nach Plänen von Josef Strelec zu einem Krematorium samt Aufbahrungshalle umgebaut. (Inbetriebnahme am 3. Mai 1966); die Gestaltung der beiden Aufbahrungsräume übernahm der Architekt Erich Boltenstern, die Betondickglasfenster für die Stirnseite des Vorraums schuf der Maler Hermann Bauch, das 4,5 Meter hohe Stahlkreuz in der Nähe des Halleneingangs Walter Schulz.

Im September 1966 änderte die Erzdiözese Wien die Bestimmungen für die Einsegnung bei Feuerbestattungen unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten in den Krematorien in Simmering und Stammersdorf. Während des Umbaus der Aufbahrungskapelle wurden Kremationsfeiern für Verstorbene aus den Bezirken 1, 2, 8, 9 sowie 16 bis 22 ausschließlich in der Aufbahrungshalle 2 am Stammersdorfer Zentralfriedhof statt. Als am 27. Mai 1969 die Zeremonienräume der Feuerhalle Simmering wieder zur Verfügung standen, wurde die Aufbahrungskapelle in Stammersdorf mit Ende Mai 1969 gesperrt und nur mehr vorübergehend, anlässlich von Renovierungen der Aufbahrungshalle 2 in den Jahren 1971 und 1980 wieder in Betrieb genommen. Ebenfalls im Mai 1969 wurde die für die Dauer des Umbaus des Simmeringer Krematoriums vorgesehene Bezirkseinteilung geändert und festgelegt, dass im Stammersdorfer Krematorium die Verstorbenen der Bezirke 2, 19 bis 22 sowie die nicht nach römisch-katholisch einzusegnenden Verstorbenen, die nicht in Wien wohnhaft waren, eingeäschert werden; in allen anderen Fällen erfolgte die Kremation in der Feuerhalle Simmering.

Die geänderte Einstellung der römisch-katholischen Kirche zur Feuerbestattung führte nicht zu einem Anstieg der Kremationsfälle, obwohl die hygienischen und ökonomischen Vorteile allgemein anerkannt waren. Der Betrieb zweier Krematorien war nicht gerechtfertigt, weshalb der Einäscherungsbetrieb in Stammersdorf am 7. September 1981 probeweise eingestellt wurde. Der Betrieb findet seither ausschließlich in der Feuerhalle Simmering statt. In den Jahren 2001 bis 2002 wurde das Stammersdorfer Krematorium abgebrochen.

Aufbahrungshalle 2, von 1966 bis 2002 Standort des Krematoriums

Umbauten der Aufbahrungsgebäude

Die Bedeutung des Stammersdorfer Zentralfriedhofs als Begräbnisstätte für die Verstorbenen aus dem 20. und 21. Bezirk nahm allmählich zu, weshalb die Aufbahrungskapelle und die Aufbahrungshalle 2 für Abhaltungen von Trauerfeiern nach den Plänen des Architekten Christof Riccabona adaptiert wurden. Die Kapelle wurde in den Jahren 1986 bis 1987 zur Aufbahrungshalle 1 umgestaltet, das Altarkreuz stammt vom Maler Hans Robert Pippal. Der Umbau der Aufbahrungshalle 2 ging von 1987 bis 1988 vonstatten, hier entstand ein großer Zeremonienraum, die Altarwand in der Apsis wurde mit einem Goldmosaik mit Kreuzdarstellung nach einem Entwurf des Malers Bauch geschmückt. In beiden Gebäuden wurde eine Sargversenkungsanlage für Erd- und Feuerbestattungen eingebaut.

Aufbahrungshalle 1

Besondere Gräber auf dem Friedhof

Unter den ehrenhalber gewidmeten Gräbern finden sich mehrere sozialdemokratische Lokalpolitiker sowie ein Opfer der Februarkämpfe 1934. Hier ruht auch der letzte Floridsdorfer Bürgermeister Anton Anderer in einem Ehrengrab. Die sowjetische Armee, auf den meisten Friedhöfen Wiens vertreten, besitzt hier eine große Abteilung mit Heldengräbern. Die ältesten Grabsteime datieren aus den 1840er-Jahren und wurden von den aufgelassenen Ortsfriedhöfen hierher überführt. Eine Auffälligkeit ist die Vielzahl an Armengräbern in unmittelbarer Nähe zu den Grabsteinen der Wohlhabenden. So befindet sich hier auch ein Grabmal der Brauherrenfamilie Mautner-Markhof.

Grabmal der Familie Mautner Markhof

Siehe auch: Stammersdorfer Friedhöfe, Stammersdorfer Pfarrfriedhof, Stammersdorfer Ortsfriedhof.

Bestattete Personen

Im Wien Geschichte Wiki gibt es 38 Einträge von Personen, die auf diesem Friedhof bestattet sind.

BildName des BildesPersonennameBerufBerufGeburtsdatumDatum der GeburtSterbedatumSterbedatumGrabstelle
Anton AndererBürgermeister30 April 185728 Februar 1936Gruppe C, Reihe 0, Nummer 3
Markus BittnerPädagoge
Politiker
27 Januar 192014 Juni 2009Gruppe 17, Reihe 3, Nummer 2
Alfred EbenbauerGermanist
Rektor
13 Oktober 194511 August 2007Gruppe 21, Reihe 3, Grab 22
Otmar EmerlingPolitiker10 August 192423 Juni 2015Gruppe 21, Reihe 11, Nummer 9
Franziska FohlerPolitikerin3 November 191628 März 2007Gruppe 2A, Nr. 344
Karl Geisler17 September 191214 Februar 1934Gruppe D, Reihe 3, Nummer 9
Richard GerlichSchulrat18916 Mai 1971
Otto Gratzl (Politiker)Maschinenschlosser
Politiker
25 September 191415 November 1976Gruppe 33, Reihe 21, Nr. 16
Rudolf HidenFußballspieler
Fußballtrainer
Bäcker
19 März 190911 September 1973Gruppe 4, Reihe 16, Nummer 22
Victor HierländerFußballer
Fußballtrainer
7 Juni 190030 Dezember 1981Gruppe E, Reihe 2, Grab Nr. 5
… weitere Ergebnisse

Quellen

Literatur

  • Werner T. Bauer: Wiener Friedhofsführer. Genaue Beschreibung sämtlicher Begräbnisstätten nebst einer Geschichte des Wiener Bestattungswesens. Wien: Falter-Verlag 1988, S. 172f
  • Felix Czeike: XXI. Floridsdorf. Wien [u.a.]: Jugend & Volk ²1979 (Wiener Bezirkskulturführer, 21), S. 49
  • Franz Knispel: Zur Geschichte der Friedhöfe in Wien. Wien: Wiener Stadtwerke - Städtische Bestattung 1992, Band 2, S. 84 ff.
  • Franz Polly: Stammersdorf. Eine Heimatkunde. 1975, S. 199 ff.
  • Franz Polly: Der Stammersdorfer Zentralfreidhof. In: Blätter Floridsdorf. H. 3/4 (1970), S. 71 f.

Weblinks