Jedleseer Friedhof
48° 16' 23.12" N, 16° 22' 56.76" E zur Karte im Wien Kulturgut
Der neue Jedleseer Friedhof (21., Liesneckgasse 14, Audorfgasse 47) wurde 1873 angelegt, nachdem sich der alte Jedleseer Friedhof (21., Jeneweingasse 30) als zu klein erwiesen hatte. Der Friedhof ist 56.067 Quadratmeter groß und verfügt über rund 8.450 Grabstellen. Eine Besonderheit sind die sowjetischen Kriegsgräber aus dem Zweiten Weltkrieg.
Geschichte
1873 kaufte die Gemeinde Jedlesee vom Stift Klosterneuburg ein Grundstück in der Schwarzlackenau und begann mit der Anlage eines Friedhofs. Die Weihe erfolgte am 30. Oktober 1873, die erste Beerdigung am 6. Jänner 1874.
Beim Zusammenschluss linksseitiger Donaugemeinden zur Großgemeinde Floridsdorf (1894) wurde allerdings eine neuerliche Verlegung ins Auge gefasst. 1901 wurde (da außer in Jedlesee auch in anderen Orten Mangel an Friedhofsflächen herrschte) an der Gerasdorfer Bezirksstraße (Stammersdorfer Straße) ein Zentralfriedhof für Floridsdorf, der Stammersdorfer Zentralfriedhof (21., Stammersdorfer Straße 244-260) errichtet. Als 1904 die Großgemeinde Floridsdorf nach Wien eingemeindet wurde, gelangten alle Friedhöfe (ausgenommen der außerhalb der Stadtgrenzen gelegene Stammersdorfer Zentralfriedhof) unter die Verwaltung der Stadt Wien. Die letzte Beerdigung fand am 26. Mai 1903 statt.
Nach der Eingemeindung beschloss der Wiener Stadtrat am 11. Oktober 1907, die Wiedereröffnung des Jedleseer Friedhofs am 20. Oktober 1907 zu genehmigen; gleichzeitig wurde die Zuweisung zum Großjedlersdorfer Friedhof aufgehoben. Jedoch durften vorläufig nur in dem noch unbelegten Teil Beisetzungen vorgenommen werden sowie in der Leichenkammer nur Infektionsleichen aufgebahrt werden; für gewöhnliche Verstorbene musste die Leichenkammer des 1901 aufgelassenen Floridsdorfer Friedhofs benutzt werden.
Ab dem Jahr 1912 war der Friedhof an die Hochquellenwasserleitung angeschlossen. Der Friedhof wurde 1923-1931 mehrfach erweitert, 1925/1926 wurde eine Aufbahrungshalle errichtet (Instandsetzung 1945-1950; Weihe des neuen Friedhofaltars am 4. Juli 1950). 1956 wurde im Zuge einer Erweiterung die Einführung von Flachgräbern beschlossen, 1962 zugleich mit einer neuen Einfriedungsmauer ein repräsentatives Eingangsportal errichtet und von Josef Strelec die Aufbahrungshalle umgebaut, die nun erstmals innerhalb des Areals lag, sowie 1966 ein Urnenhain errichtet (Gruppe 18) und 1990 die sowjetrussischen Kriegsgräberanlage saniert.
Von Juni bis Dezember 1991 wurde der Aufbahrungsraum vom Architekten Christof Riccabona neugestaltet und eine Urnenstele aufgestellt. In der mit Gipselementen ausgestatteten Apsis wurde ein Flügelaltar aufgestellt, der bei nichtchristlichen Trauerfeiern geschlossen wird. Im Eingangsbereich wurden durch eine Holz- beziehungsweise Glaskonstruktion ein Windfang sowie ein Orgelraum und ein kleiner Abstellraum geschaffen. Das äußere Tor wurde durch ein mit Ornamentglas verglastes Eisentor ersetzt.
Der Jedleseer Friedhof präsentiert sich als stimmungsvoller Ort und spiegelt durch seine Grabstätten eine gewisse bürgerliche Wohlhabenheit dar. Unter anderem ruhen hier die Besitzer der Jedleseer Brauerei Anton Bosch und Anton Dengler.
Siehe auch: Jedleseer Friedhöfe, Jedleseer Friedhof (1797-1873), Stammersdorfer Zentralfriedhof, Friedhöfe.
Bestattete Personen
Im Wien Geschichte Wiki gibt es 23 Einträge von Personen, die auf diesem Friedhof bestattet sind.
BildName des Bildes | Personenname | BerufBeruf | GeburtsdatumDatum der Geburt | SterbedatumSterbedatum | Grabstelle |
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Engelbert Bancher | Botaniker | 20 Oktober 1912 | 19 November 1986 | ||
Anton Bosch | Brauereibesitzer Ortsrichter | 7 Januar 1784 | 9 November 1868 | 3/MW/2 | |
Hans Brosch | Handelsangestellter Politiker | 6 September 1930 | 30 April 2015 | Gruppe 18, Nummer 22 | |
Anton Dengler | Brauereibesitzer | 27 Januar 1838 | 9 Juni 1900 | ||
Rudolf Eichhorn | Sozialreformer | 29 November 1853 | 7 Februar 1925 | ||
Josef Eschner | Kapellmeister Cafétier Erfinder | 18 Januar 1894 | 31 März 1985 | ||
Emil Etzersdorfer | Lehrer Politiker | 3 April 1889 | 21 Juli 1967 | Gruppe 3, Reihe 16, Nr. 4 | |
Anton Feistl | Politiker | 26 September 1881 | 12 Oktober 1961 | Gruppe 23, Reihe 1, Grab 7 | |
Franz Felgenhauer | 8 Juli 1906 | 15 Februar 1934 | Gruppe 2, Reihe 12, Nummer 20 | ||
Cenzi von Ficker | Bergsteigerin | 1 September 1878 | 26 August 1956 | Gruppe 9 Reihe 13 Nummer 1 | |
… weitere Ergebnisse |
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Friedhofsbücher und Sterbeverzeichnisse, 2101 - Floridsdorf,Totenbeschauprotokoll
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Friedhofsbücher und Sterbeverzeichnisse, 2104 - Jedlesee, Totenbeschauprotokoll
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Pläne der Plan- und Schriftenkammer, P3/5: 119049 - 21., Friedhof Jedlesee; 22., Friedhof Aspern, Kagran,Stadlau | 1909
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Pläne aus dem Bestand M.Abt. 213a, P1 - Wiener Friedhöfe: 12027 - 21., Friedhof Jedlesee
Literatur
- Werner T. Bauer: Wiener Friedhofsführer. Genaue Beschreibung sämtlicher Begräbnisstätten nebst einer Geschichte des Wiener Bestattungswesens. Wien: Falter-Verlag 1988, S. 171
- Franz Knispel: Zur Geschichte der Friedhöfe in Wien. Wien: Wiener Stadtwerke - Städtische Bestattung 1992, Band 2, S. 42 ff.
Weblinks
- Friedhöfe Wien: Jedleseer Friedhof [Stand: 26.09.2023]
- Friedhöfe Wien: Friedhofspläne [Stand: 29.07.2024]