Rudolf Schöchl
Rudolf Schöchl, * 31. Dezember 1898 Wien, ✝︎ 30. Oktober 1964 Salzburg, Wirtschaftsprüfer, Politiker.
Biografie
Rudolf Schöchl wurde am 31. Dezember 1898 als Sohn eines Bahnbeamtens in Wien geboren. Er war verheiratet. Zunächst römisch-katholisch, trat Schöchl nach 1938 aus der Kirche aus und galt dann laut nationalsozialistischer Diktion als "gottgläubig". Nach der Matura studierte er je vier Semester Chemie an der Technischen Hochschule Wien sowie an der Hochschule für Welthandel. Er arbeitete als Wirtschaftsprüfer (Gewerbeschein als Bücherrevisor). Von 1920 bis 1926 war er als Angestellter in der Anglobank, anschließend in der Creditanstalt tätig.
Schöchl nahm am Ersten Weltkrieg teil. Wegen illegaler Tätigkeit für die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) wurde er 1935 zwangspensioniert und mehrfach inhaftiert. Er war als Vertreter (unter anderem für Firma Odol) tätig. Ab 1938 war er Industrieinspektor in der Creditanstalt-Bankverein und ab November 1939 fungierte er als Kreisleiter im Kreis V.
Laut eigener Angabe im Ratsherren-Personalstandesbogen war Schöchl in diversen völkischen Verbänden aktiv. Vom 30. (?) Jänner 1940 bis zum 16. März 1945 war er Ratsherr.
Am 9. April 1945 floh er aus Wien und wurde am 30. Mai 1945 in Saalfelden verhaftet und im Lager Glasenbach inhaftiert. Das Volksgericht Wien verurteilte ihn am 16. April 1948 wegen der Paragrafen 10 und 11 Verbotsgesetz (1947) zu drei Jahren schweren Kerker und Vermögensverfall.
Siehe auch: Ratsherren (NS-Zeit) (mit Auflistung aller Ratsherren)
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Ratsherren, A1: Personalstandsbogen Rudolf Schöchl, ohne Datum
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Volksgericht Wien, A1: Vg 12 b Vr 3818/1947
- Österreichisches Staatsarchiv - Archiv der Republik, Bundesministerium für Inneres, Gauakten: 2.324
- Archiv der Technischen Universität Wien
- Matricula online: Pfarre Rossau, Taufbuch 1. Jänner 1897 bis 31. Dezember 1898: pag. 194, Eintrag 454: Rudolf Schöchl
Literatur
- Maren Seliger: Scheinparlamentarismus im Führerstaat. "Gemeindevertretung" im Austrofaschismus und Nationalsozialismus. Funktionen und politische Profile Wiener Räte und Ratsherren 1934–1945 im Vergleich. Wien [u.a.]: Lit-Verlag 2010, S. 863