Sammlung Strauss-Simon (Bestände)
Bestandsgeschichte
Josef Simon war mit der Schwester von Johann Strauss (Sohn) dritter Ehefrau Adele Strauss, Louise Deutsch, verheiratet. Nach dem Tod seines Schwagers Johann Strauss begann Josef Simon mit einer Sammlung von Memorabilien der Strauss-Familie. Nachdem Simon verstarb, verhandelte die Familie mit der Österreichischen Nationalbibliothek und den Städtischen Sammlungen über einen möglichen Verkauf der Sammlung – man wurde sich jedoch nicht einig. 1938 emigrierte die Jüdin Louise Simon in die Schweiz. 1939 wurde durch das Wiener Magistrat die "Sicherstellung" der Strauss-Sammlung bei der Zentralstelle für Denkmalschutz veranlasst. Daraufhin wurde der Bestand von den Städtischen Sammlungen verwahrt.
1941 wurde durch die Gestapo ein Beschlagnahmeverfahren eingeleitet, Louise Simon wurde ausgebürgert und ihr Vermögen eingezogen. Der Vermögensentzug wurde durch das Berliner Finanzamt Moabit-West abgewickelt, wodurch die Stadt Wien 1942 die Sammlung von der NS-Behörde um 40.000 Reichsmark ankaufte.
1946 forderte Louise Simon die Rückgabe der Sammlung, jedoch wurde der Forderung von der Wiener Stadt- und Landesbibliothek und den Städtischen Sammlungen nicht unmittelbar Folge geleistet. Zähe Verhandlungen erstreckten sich über mehrere Jahre mit den Erbinnen Louise Simons, nachdem diese verstorben war. 1951 entwickelte sich eine neue Dynamik in den Verhandlungen durch den Kunsthändlers Otto Kallir, der sich nicht nur für die Erben der Sammlung Strauss-Simon, sondern auch der Sammlung Strauss-Meyszner bemühte. Schlussendlich konnte 1952 von der Wiener Stadt- und Landesbibliothek der Großteil der Sammlung um 230.000 Schilling erworben werden – der andere Teil, darunter mehrere Musikautographen von Johann Strauss, wurde zurückgegeben. Einige davon konnten in den folgenden Jahren erneut angekauft werden.
2001 wurden nach erneuten Forschungen ein Ölportrait, ein Aquarell sowie eine Vielzahl an Fotos und Lithografien restituiert, die 1952 nicht Teil der Verhandlungen gewesen waren.
Inhalt
Die Sammlung Strauss-Simon ist eine der bedeutsamsten Sammlungen von Johann Strauss (Sohn). In der Sammlung, die in der Wienbibliothek im Rathaus verwahrt wird, sind unter anderem Musikautographen wie "Eine Nacht in Venedig", "Blindekuh" oder "Jabuka" enthalten. Aber auch eine beachtliche Anzahl von Erst- und Frühdrucken, Briefen, Dokumenten und Konzertprogrammen sind darin enthalten. Neben Johann Strauss (Sohn) finden sich auch ähnlich wertvolle Materialien von Johann Strauss (Vater) und Joseph Lanner in der Sammlung.
Auch das Wien Museum beherbergt einige Gemälde und Erinnerungsgegenstände aus der Sammlung Strauss-Simon. Hier ist das Gemälde „Ein Abend bei Johann Strauß“ von Franz von Bayros zu nennen.
Literatur
- Christian Mertens / Gerhard Milchram / Michael Wladika [Hg.]: „In gutem Glauben erworben“. 25 Jahre Restitutionsforschung der Stadt Wien. Wien: Czernin 2024
- Peter Eppel / Christian Mertens: Die Restitution von Kunst- und Kulturgegenständen im Bereich der Stadt Wien 1998–2001. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 2002