Schulbuch

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Letzte Änderung am 12.05.2020 durch WIEN1.lanm08mic


Monarchie

Die Entwicklung des Schulbuchs in Österreich ist im Zusammenhang mit der Schulentwicklung im allgemeinen zu sehen. Einheitliche Schulbücher wurden im Gefolge der Einführung der allgemeinen Schulpflicht in Österreich (1774, vergleiche Theresianische Schulordnung) geschaffen. Johann Ignaz Felbiger schuf einen einheitlichen Katechismus, das "ABC- oder Namensbüchlein" und ein "Lesebuch für die Schüler in den deutschen Schulen in den k. k. Staaten". Die ersten Schulbücher in Österreich verstehen sich als Religions- und Moralbücher in Form von Schulkompendien, die die gesamte Gottes-, Menschen- und Weltkunde umfassen und auch dem Erlernen des Lesens und Schreibens dienen. Die Anzahl der im Wiener k. k. Schulbücherverlag (Schulbuchverlag) erschienenen Volksschulbücher wuchs von 48 (1776) auf 635 (1870), die Auflage von 152.798 (1787) auf 2,21 Millionen (1860).

Seit der Errichtung des Unterrichtsministeriums nahm dieses großen Einfluß auf die Gestaltung und Ausbreitung der Lehrbücher und somit auch auf die kulturelle Entwicklung aller Völker der Monarchie. Nach 1887 wurde im Ministerium eine Kommission für die Angelegenheiten des Schulbuchs geschaffen; die Beschlußfassung über die Herausgabe, Approbation, Genehmigung der Honorare für die Verfasser, Genehmigung der Preise aller Verlagsartikel, der Lieferungsverträge sowie die Festsetzung der jährlichen Gebarungsüberschüsse und der Armenbücherquote für allgemeine Volks- und Bürgerschulen war dem Wirkungskreis des Ministeriums vorbehalten. Ab 1805 ("Politische Schulverfassung") und nach dem Konkordat von 1855 war auch die Kirche an der Approbation der Schulbücher beteiligt. Jedes vom Ministerium genehmigte Sprach- und Lesebuch für katholische Schulen wurde in einer Manuskriptauflage sämtlichen Ordinarien des Reichs zur Begutachtung vorgelegt und der Text nach den Wünschen der Bischöfe einer genauen Revision unterzogen; erst dann wurden die Bücher für den Unterrichtsgebrauch gedruckt. Auch bei der Einführung der übrigen Schulbücher wurde die Stimme des Ordinariats nicht überhört. Erst durch den Einfluß der Reformpädagogik und kindgemäßer Unterrichtsmethoden erfuhren vor allem die Schulbücher für den Anfangsunterricht eine völlige Umgestaltung.

Richtungweisend sind die Schulbücher von Heeger-Legrün "Wiener Kinder/erstes Buch" (mit Bildern des akademischen Malers Franz Wacik) und die Landfibel "Unser erstes Buch" (mit Bildern des akademischen Malers Ernst Kutzer), beide erschienen im Verlag "Jugend und Volk" (Wien).

Republik und Nationalsozialistische-Zeit

In der Ersten Republik wurde auch die Zulassung der Schulbücher neu geregelt (vergleiche Volkserziehung, Amtlicher Teil 1920, Stück XX, S. 640 ff.); Lehrbücherkommissionen hatten zu jedem eingereichten Schulbuch ein Gutachten zu erstellen. 1934-1938 wurde auf Approbationsverfahren vor 1920 zurückgegriffen, 1938-1945 wurden Schulbücher durch das "Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung" in Berlin zugelassen und herausgegeben. Zu Beginn der Zweiten Republik mußten die Manuskripte der Schulbücher dem "Erziehungsdirektorium der Alliierten Kommission für Österreich" zur Genehmigung vorgelegt werden; erst dann konnte der Bundesminister das Schulbuch approbieren. Unter Bundesminister Felix Hurdes wurde ein einheitliches Schulbuchwerk geschaffen, das bis Ende 1947 118 Schulbücher (Auflage 4,21 Millionen) umfaßte. Vor 1970 wurden den Wiener Schülern (ausgenommen allgemeinbildende höhere Schule) im Rahmen einer Aktion der Stadt Wien Schulbücher und Arbeitsmittel kostenlos zur Verfügung gestellt, wobei Schreib- und Zeichenrequisiten in das Eigentum der Schüler übergingen, wogegen ihnen die Schulbücher für jeweils ein Jahr geliehen wurden. Die Regierung Kreisky schuf im Zuge zahlreicher sozio-ökonomischer Maßnahmen 1971 das unentgeltliche Schulbuch für alle Schüler. Die Produktion der Schulbücher liegt ausschließlich bei Verlagen, die in eigener Planung und Verantwortung Schulbücher herstellen; das Approbationsverfahren wird durch das Schulunterrichtsgesetz geregelt, die Ausgaben lagen um 1990 bei einer Milliarde Schilling pro Jahr.

Literatur

  • Viktor Fadrus: Österreichs Schulbücher im Wandel zweier Jahrhunderte. In: 100 Jahre Unterrichtsministerium 1848-1948. Hg. vom Bundesministerium für Unterricht und Kultur. 1948, S. 194 ff.
  • Hermann Schnell: Bildungspolitik in der 2. Republik. 1993, S. 230 f.

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