Shmuel Barzilai
Shmuel Barzilai, * 3. Juni 1957 Jerusalem, Kantor.
Biografie
Shmuel Barzilai wurde in eine in siebenter Generation in Jerusalem ansässige Kantorenfamilie geboren. Der Tenor erhielt seine stimmliche Grundausbildung durch den Wiener Kantor Salman Pollak (abweichende Schreibweisen: Zalman Polak, Zalman Pollak) und bei Kantor Moshe Stern am Institut für Musik und kantoralen Gesang in Tel Aviv. Er gehörte der ersten Absolventenklasse dieser vom ehemaliger Tel Aviver Bürgermeister Shlomo Lahat gegründeten Institution an. Außerdem studierte er am Rabinerseminar von Givatayim. 2006 graduierte er an der Universität Wien im Fach Judaistik zum Magister der Philosophie.
Seit 1992 wirkt Barzilai als Oberkantor der Wiener Israelitischen Kultusgemeinde am Stadttempel. In dieser Funktion tritt er nicht nur im Rahmen von Gottesdiensten der jüdischen Gemeinde, sondern auch bei öffentlichen Veranstaltungen auf. Darüber hinaus wirkte und wirkt der Tenor in den bedeutendsten Konzerthäusern der Welt, unter anderem im Wiener Musikverein, im Wiener Konzerthaus, am Mozarteum Salzburg, am Prinzregententheater München, am Jerusalem Theater, in den USA oder in Australien. Beim Gedenkkonzert "Mauthausen 2000" sang er das traditionelle Totengebet "El Maleh Rachamim" in Begleitung der Wiener Philharmoniker.
Jährlich unternimmt er eine Europa-Tournee in Begleitung des "Jerusalem Great Synagoge Choir". Weiters absolvierte er Soloauftritte bei jüdischen Festivals in fast allen Teilen der Welt, darunter beim berühmten Klezmer Festival in Safed. Im Jänner 2014 trat er anlässlich des Holocaust-Gedenktages vor den Vereinten Nationen in New York auf. Barzilais Repertoire umfasst neben der liturgischen Musik Klezmer-Musik, jüdische Soul-Musik, israelische Lieder sowie klassische Opern- und Gesangspartien.
Der Kantor kann auf eine große Zahl an aufgenommenen Tonträgern verweisen, darunter Erstaufnahmen von Kompositionen des Wiener Kantors Salomon Sulzer (1804−1890) unter Mitwirkung der Wiener Sängerknaben ("Wiener Sängerknaben & Oberkantor Shmuel Barzilai", 2000). An weiteren CDs, die oft in Kooperation mit dem Jüdischen Museum der Stadt Wien und dem ORF entstanden, sind etwa "Das Lied der Lieder – Festgesänge des Wiener Stadttempels" (1993), "Best Chasidic" (1996), "Shalom" (1999), "The Symphony of Prayer" (2003), "Sounds of Prayer" (2008), "With the Vienna Jewish Boys" (2013) und zuletzt "Areshet Sefateinu" (2015) zu nennen. 2009 publizierte er im Peter Lang-Verlag das Buch "Chassidic Ecstasy in Music", das Musik, Interpreten und den kulturellen Kontext dieser Musikgattung beleuchtet.
Darüber hinaus hält Barzilai an der Universität Wien fallweise Lehrveranstaltungen über die "Entwicklung der synagogalen Liturgie" ab.
Literatur
- Marta Halpert: Ein musikalischer Seelenfänger. In: Wina. Das jüdische Stadtmagazin, September 2017 [Stand: 19.04.2018]
- Bundesminister Drozda ehrt Oberkantor Shmuel Barzilai. In: OTS, 04.07.2017 [Stand: 19.04.2018]
- Who is Who in Österreich. Supplementwerk 2009. 23. Ausgabe. Zug: Who is Who Verlag 2009
- Josef Rietveld: Der einzige Jude, der am Schabbat arbeiten darf. In: Kurier, 22.11.2008, S. 24
Shmuel Barzilai im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.