Salomon Sulzer
Salomon Sulzer, * 30. März 1804 Hohenems (Vorarlberg), † 17. Jänner 1890 Wien, Komponist, Kantor.
Biografie
Der jüdische Komponist und Kantor Salomon Sulzer wurde in Hohenems unter dem Namen Salomon Levi bzw. Loewy geboren; erst um 1813 nahm seine Familie den Namen Sulzer nach dem Herkunftsort der Familie aus Sulz bei Rankweil an.
Schon im Alter von 11 Jahren kam Salomon Sulzer zur Gesangsausbildung an die Synagoge von Endingen in der Schweiz, wo Rabbi Lippmann sein Lehrer war. Mit ihm zog er mehrere Monate als Hilfssänger durch das Elsass. Mit 16 Jahren wirkte Sulzer als Chasan (Kantor) in seiner Heimatstadt Hohenems, 1825 wurde er von Isaak Noah Mannheimer an den eben errichteten Stadttempel in der Seitenstettengasse in Wien berufen, wo er von 1826 bis 1881 als Oberkantor wirkte. So fungierte er auch bei der feierlichen Eröffnung des Wiener Stadttempels am 4. April 1826 als Vorsänger. Bei Ignaz von Seyfried studierte er außerdem Komposition.
1827 heiratete Sulzer die ebenfalls aus Hohenems stammende Fanny Hirschfeld, die bei der Geburt des gemeinsamen 16. Kindes im Jahre 1855 starb. In den Jahren 1845 bis 1847 war er außerdem Professor an der Männergesangschule des Konservatoriums der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien.
In der Revolution des Jahres 1848 stand Sulzer auf Seiten der Aufständischen und sang beim Begräbnis der während der Märzkämpfe gefallenen Juden das Kaddisch, das jüdische Totengebet. Für seine Tätigkeit wurde er nach Niederschlagung der Aufstände zum Tode verurteilt, aber nach acht Monaten begnadigt.
Salomon Sulzer gilt als wichtigster Reformer des modernen Synagogengesanges, wobei er sich vor allem am Stil der Wiener Klassik orientierte. Obwohl in seinen kompositorischen Werken starke Einflüsse der christlichen Kirchenmusik spürbar sind, die auch die Verwendung der Orgel als Kircheninstrument einschlossen, und er von jüdischen Kantoren vor allem aus Osteuropa heftig kritisiert wurde, wurden seine Reformen in der Mitte des 19. Jahrhunderts von zahlreichen modernen Synagogen Europas übernommen.
Sulzer war mit Franz Liszt, Giacomo Meyerbeer, Niccolò Paganini, Franz Schubert und Robert Schumann befreundet, die für ihn auch komponierten; in öffentlichen Aufführungen sang er Schubertlieder (Bariton), außerdem vertonte er Balladen von Lenau. Sein Hauptwerk, das Liederbuch "Schir Zion", erschien in zwei Teilen in den Jahren 1839 und 1865.
Der Musiker erhielt zahlreiche Ehrungen, darunter 1868 das Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens 1874. Mehrere seiner Kinder waren ebenfalls als Musiker tätig.
Quellen
- Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv: Sulzer, Salomon [Signatur: TP-046839]
Literatur
- Tina Frühauf: Salomon Sulzer (1804–1890). Reformer, Kantor, Kultfigur. Berlin: Hentrich & Hentrich 2012
- Patricia Steines: Hunderttausend Steine. Grabstellen großer Österreicher jüdischer Konfession auf dem Wiener Zentralfriedhof, Tor I und Tor IV. Wien: Falter-Verlag 1993, S. 200 f.
- Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 17.01.1991
- Die Presse, 18.01.1991
- Kurier, 22.03.1990
- Norbert Peter: Salomon Sulzer. In: Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken, 17.01.1990
- Karl Albrecht-Weinberger / Felicitas Heimann-Jelinek [Hg.]: Judentum in Wien. "Heilige Gemeinde Wien", Sammlung Max Berger. Wien: Eigenverlag 1987 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 108), S.35 f.
- Klaus Lohrmann [Hg.]: 1000 Jahre österreichisches Judentum. Ausstellungskatalog. Eisenstadt: Edition Roetzer 1982 (Studia Judaica Austriaca, 9)
- Ludwig Eisenberg: Das geistige Wien. Künstler- und Schriftsteller-Lexikon, Mittheilungen über Wiener Architekten, Bildhauer, Bühnenkünstler, Graphiker, Journalisten, Maler, Musiker und Schriftsteller. Wien: Daberkow 1889-1892
Salomon Sulzer im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.