Erwerbslosensiedlung Leopoldau

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Siedlerstellen in Leopoldau, 1934
Daten zum Objekt
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48° 16' 29.61" N, 16° 26' 41.95" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Die Erwerbslosensiedlung Leopoldau (21., Triestinggasse, Schererstraße, Egon-Friedell-Gasse, Oswald-Redlich-Straße, Dopschstraße, Koschakergasse) wurde aufgrund des Gemeinderat-Beschlusses vom 15. Juli 1932 als erste Wiener Stadtrandsiedlung in zwei Etappen (1932/1933 80, 1933/1934 345 Siedlungshäuser) nach einem Konzept und unter der technischen Bauleitung von Richard Bauer (Gesiba) errichtet.

Die Erwerbslosensiedlung Leopoldau ist eine sehr aufgelockerte, dezentrale Streusiedlung am äußersten Stadtrand entlang der Nordbahn und zugleich die einzige Erwerbslosensiedlung des Roten Wien zur Überwindung der Wirtschaftskrise. Sie war später beispielgebend für das Stadtrandsiedlungkonzept des Dollfuß-/Schuschnigg-Regimes.

Die Gemeinde Wien stellte den Siedlern ein Gelände im nördlichen Teil des 21. Bezirks zur Verfügung. Von den arbeitslosen SiedlerInnen wurde die Eigenleistung von 2.000 Arbeitsstunden erwartet. Die Grundstücke mit einer Größe von 2500 m² wurden von den BewohnerInnen selbst aufgeschlossen und bewirtschaftet. Gemeinschaftseinrichtungen konnten aus finanziellen Gründen nicht errichtet werden: ein Genossenschaftshaus von Max Fellerer entstand 1935 in der 21., Schererstraße. Als weitere Infrastruktureinrichtungen bestanden eine Siedlungsfeuerwehr und ein Geschäft. Elektrizitäts-, Gas- und Kanalanschlüsse wurden erst nach dem Zweiten Weltkrieg hergestellt.

Siedlerarbeit in Leopoldau, 1934

Im schwarzen Wien wurde der zweite Bauabschnitt nach Plänen von Josef Heinzle und Anton Ubl ausgeführt. Der billige Kern-Doppelhaus-Typ, in Holz und kombinierter Ziegel-Holz-Bauweise stellte für das Regime das "Arbeiterheim der Zukunft" dar und sollte einer "Entproletarisierung" Vorschub leisten. Bis 1936 scheiterte das Stadtrandsiedlungskonzept aufgrund fehlender Mittel vollständig.

Nur am Rand der Großfeldsiedlung haben sich Kleinhäuser erhalten. 1934-1935 wurde angrenzend die Nordrandsiedlung II errichtet.

Siehe auch

Literatur

  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer in vier Bänden. Bd.III/3: Wien. 19.–23. Bezirk. St. Pölten – Salzburg: Residenz 2010, S. 234 f, 237, 240
  • Robert Hoffmann: „Nimm Hack’ und Spaten…“. Siedlung und Siedlerbewegung in Österreich 1918–1938. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik 1987
  • Magistrat der Stadt Wien [Hg.]: Wien im Aufbau. Band: Wohnungs- und Siedlungswesen. Städtischer Grundbesitz. Wien: Magistrat 1937, S. 10-12, 22
  • Klaus Novy / Wolfgang Förster: Einfach bauen. Genossenschaftliche Selbsthilfe nach der Jahrhundertwende. Zur Rekonstruktion der Wiener Siedlerbewegung. Wien: Picus 1991, S. 76 f, 184 f.
  • Stadtbauamt der Stadt Wien [Hg.], Der soziale Wohnungsbau der Stadt Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 183
  • Andreas Suttner: Das schwarze Wien. Bautätigkeit im Ständestaat. Wien: Böhlau 2017
  • Helmut Weihsmann: Bauen unterm Hakenkreuz. Architektur des Untergangs. Wien: Promedia 1998, S. 1039 f.
  • Helmut Weihsmann: Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919-1934. Wien: Promedia 1985, S. 265 f., 276
  • Helmut Weihsmann: Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919–1934. Wien: Promedia 2002, S. 443-446
  • Ulrike Zimmerl: Kübeldörfer. Siedlung und Siedlerbewegung im Wien der Zwischenkriegszeit. Wien. Österreichischer kunst und Kulturverlag 2002, S. 141-146.